BVB-Aktie: BVB nach 4:0 im Revierderby zurück auf Kurs - Corona-Verstöße - Schalke kaum zu retten
Auch die aufmunternden Worte der Betreuer spendeten keinen Trost. Mit hängenden Köpfen verließen die meisten Schalker Profis im Eiltempo den Rasen.
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Denn die Gefahr, dass es nach dem ernüchternden 0:4 (0:2) gegen den Erzrivalen Borussia Dortmund (BVB) fürs Erste das letzte Revierderby gewesen sein könnte, ist seit dem neuerlichen spielerischen Offenbarungseid deutlich größer geworden. Dagegen genossen die Dortmunder den prestigeträchtigen Erfolg und tanzten noch Minuten nach dem Schlusspfiff am Samstagabend vor der leeren Tribüne, auf der normalerweise die eigenen Fans stehen.
In der leeren Veltins-Arena sorgten Jadon Sancho (42. Minute), Erling Haaland (45./79.) und Raphael Guerreiro (60.) für den verdienten Sieg der Borussia. Der BVB bleibt damit in Schlagdistanz zu den Champions-League-Plätzen und stoppte den Abwärtstrend mit zuletzt drei Bundesliga-Auswärtsniederlagen in Serie. "Dieser Derbysieg gibt uns sehr, sehr viel Selbstvertrauen", sagte Kapitän Marco Reus. "Wir müssen die nächsten Wochen weiter arbeiten und die Siege einfahren." Emre Can sagte: "Wenn jeder die Extra-Schritte macht, sind wir stark. Wir dürfen nicht nachlassen und müssen das in jedem Spiel zeigen."
Dagegen musste der Tabellenletzte der Fußball-Bundesliga aus Gelsenkirchen seine bereits neunte Heimniederlage hinnehmen und liegt weiter neun Punkte hinter dem Relegationsplatz. "Wir stecken nicht auf, wir wollen weiterkämpfen", sagte Torhüter Michael Langer, der nach 32 Minuten für den verletzten Stammkeeper Ralf Fährmann (Bauchmuskelprobleme) in die Partie gekommen war. "Es ist eine extrem beschissene Situation, aber es bleibt uns nichts anderes übrig." Trainer Christian Gross gab zu: "Es gibt nichts zu beschönigen. Das war ein Spiel, das komplett gegen uns lief." Er glaube aber weiterhin an die Rettung: "Wir werden fighten und alles versuchen."
Anders als beim 3:2-Sieg in der Champions League in Sevilla unter der Woche startete der durch den Ausfall von Innenverteidiger Manuel Akanji (Faserriss) gehandicapte BVB verhaltener in die Partie. Dennoch erspielte er sich die erste Torchance, als Sancho mit einem Flachschuss aus 14 Metern an Fährmann scheiterte. Doch die Schalker, die kurzfristig auf Neuzugang Shkodran Mustafi verzichten mussten, gerieten darüber hinaus in der Defensive zunächst nur selten ins Wanken. Zwar bestimmte der BVB die Partie, ging dabei aber zu ideenlos vor. Deshalb boten sich Schalke gute Möglichkeiten für Konter, die aber nicht konsequent zu Ende gespielt wurden.
Auch die verletzungsbedingte Auswechslung von Fährmann schien die Schalker nicht aus dem Konzept zu bringen - bis zum schlimmen Patzer von Benjamin Stambouli. Der 30-Jährige vertändelte den Ball vor dem eigenen Strafraum und leitete damit den Rückstand ein. Denn Sancho nutzte den Aussetzer und erzielte mit einem platzierten Schuss aus 14 Metern sein 5. Saisontor. Nur drei Minuten später leitete der Engländer das 2:0 für den BVB ein. Die Flanke seines Sturmpartners beförderte Haaland mit einem sehenswerten Volley in Tor. "Er ist eine Maschine, sehr torhungrig", lobte Reus. "Das Tor war sensationell."
Dieser Doppelschlag kurz vor der Pause nahm dem Gegner jedoch nicht die Hoffnung. Nur zwei Glanztaten von BVB-Keeper Marwin Hitz war es zu verdanken, dass den Schalkern nicht kurz nach der Pause der Anschlusstreffer gelang. In der 51. Minute lenkte der Bürki-Vertreter einen Schuss von Suat Serdar gegen den Pfosten, nur zwei Minuten später bügelte er einen Fehler von Abwehrchef Mats Hummels aus.
Erst das 3:0 durch Guerreiro, der nach Zuspiel von BVB-Kapitän Marco Reus aus 14 Metern traf, beseitigte alle Zweifel am Dortmunder Sieg. Zwar mühten sich die Schalker weiter um eine Ergebniskorrektur, blieben dabei aber gewohnt harmlos. Stattdessen erhöhte Haaland nach einer Flanke von Jude Bellingham auf 4:0 und hat damit zwei Saisontore (17) mehr erzielt als die gesamte Schalker Mannschaft.
Mislintat schließt BVB-Rückkehr nicht aus - Aber noch keine Gespräche
Sven Mislintat schließt eine Rückkehr zu seinem Ex-Club Borussia Dortmund nicht aus. Bislang hat es laut des Sportdirektors vom Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart allerdings noch keine Gespräche mit den BVB-Verantwortlichen gegeben. Auch ein konkreter Termin für ein Treffen im März sei noch nicht vereinbart, sagte der 48-Jährige am Sonntag. "Es gibt keinen festen Termin, und es wurde auch noch nicht gesprochen", sagte Mislintat. "Ich bin gebürtiger Dortmunder. Das heißt, wenn es da ein Interesse gibt, dann ist das nichts, was mich kalt lässt, sondern dann freue ich mich über die Wertschätzung." Aber erst mal müsse der BVB selbst wissen, was er wolle.
Die "Ruhr Nachrichten" hatten zuvor berichtet, dass die Borussia eine Rückkehr ihres ehemaligen Kaderplaners zum Sommer 2022 prüfe. Im März soll es demnach ein Treffen von Clubchef Hans-Joachim Watzke mit dem früheren BVB-Scout geben. Mislintat soll eine Option für die Nachfolge von Manager Michael Zorc sein, der 2022 aufhört.
Mislintat schließt aber auch einen Verbleib beim VfB, wo er bis zum 30. Juni 2023 unter Vertrag steht, nicht aus. "Ich habe nicht gesagt: Wenn Dortmund kommt, geh' ich", sagte er. "Mir liegt der VfB, diese Mannschaft, diese Stadt, diese Gruppe sehr am Herzen. Selbst wenn Dortmund käme, müssten sie erst mal verdammt gute Argumente haben."
Eine "klassische Ausstiegsklausel" habe er für 2022 nicht in seinem Vertrag. Aber: "Ganz ursprünglich gibt es einen gewissen Handlungsspielraum für mich im Sommer 2022, weil man schon in diesem Club manchmal das Gefühl hat, dass es nicht immer nur um Fußball geht." Damit spielte er auf den Machtkampf beim VfB an, zuletzt waren zahlreiche Stuttgarter Funktionäre zurückgetreten oder vom Verein abberufen worden. "Wir haben zu wenig über Fußball gesprochen in letzter Zeit und darauf müssen wir uns fokussieren. Und dann ist es auch ganz einfach für mich, hier sehr lange zu bleiben."
Verstöße gegen Corona-Bestimmungen - BVB bittet um Entschuldigung
Die Fans der Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 und Borussia Dortmund haben nach dem Revierderby trotz des Corona-Beschränkungen für Aufregung gesorgt. Rund 200 Anhänger des Tabellenletzten aus Gelsenkirchen, die sich bereits während der Partie auf dem Stadiongelände versammelt hatten, versuchten nach dem 0:4 (0:2) ihrer Mannschaft in das für Zuschauer geschlossene Stadion zu gelangen. Daran wurden sie von der Polizei und den Ordnungskräften gehindert. Laut Gelsenkirchener Polizei wurde nach dem Einsatz gegen einen Fan ein Strafverfahren eingeleitet, jedoch niemand verletzt.
Auch vor dem Trainingsgelände der Dortmunder kam es zu einer Ansammlung größerer Fan-Gruppen. Der BVB räumte nach den Jubelfeiern im Anschluss an das Derby Verstöße gegen die Corona-Regeln ein. Dies sei "nicht zu tolerieren", hieß es in einer Stellungnahme am Sonntag. Demnach hatten 150 bis 200 Fans das Team bei ihrer Rückkehr nach Dortmund bejubelt und dabei teils weder Masken getragen noch den notwendigen Abstand gehalten. Zudem feierten auch die Spieler im Bus und filmten dies "im Überschwang", wie der Club mitteilte.
Auf einem Video, das auf dem Account von Mahmoud Dahoud auf Instagram zeitweise veröffentlicht worden war, war zu sehen, wie Marco Reus, Erling Haaland, Emre Can & Co. hinter der Frontscheibe Fans zujubelten, die sie mit Pyro in Empfang nahmen. Die Spieler sangen BVB-Lieder und skandierten "Derbysieger". Das mehr als zehnminütige Video wurde in der Nacht zu Sonntag wieder gelöscht.
Die Dortmunder baten um Entschuldigung für die Vorkommnisse und versprachen, "mit der Polizei und allen Beteiligten sehr zeitnah darüber zu sprechen, wie solche Szenen in der Öffentlichkeit zukünftig komplett auszuschließen sind". Die Deutsche Fußball Liga forderte eine kurzfristige Stellungnahme des BVB an.
Nach Angaben der Dortmunder Polizei liegt wegen der Vorfälle eine Strafanzeige vor. Die Ermittlungen laufen demnach, es werde das vorhandene Videomaterial gesichtet.
/bue/DP/zb
GELSENKIRCHEN (dpa-AFX)
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