LSE-Aktie steigt auf Rekordhoch: Londoner Börse greift sich Datenanbieter Refinitiv für 27 Milliarden Dollar
Kurz vor dem geplanten Brexit holt die Londoner Börse mit der 27 Milliarden US-Dollar teuren Übernahme des Datenanbieters Refinitiv zum großen Schlag aus.
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Der seit Sommer amtierende Chef David Schwimmer will den 300-jährigen Börsenbetreiber breiter aufstellen und unabhängiger vom stark schwankungsanfälligen Geschäft mit Aktien und der Entwicklung im Heimatmarkt machen. Am Finanzmarkt kamen die Details der Transaktion, über die bereits seit dem vergangenen Wochenende heftig spekuliert wurde, sehr gut an.
Die Aktien der London Stock Exchange (LSE) selbst stiegen um fast 8 Prozent zu auf ein Rekordhoch bei 71,52 GBP und zogen den ganzen Sektor mit nach oben. Zuletzt standen die Papiere noch 6,01 Prozent im Plus bei 70,24 GBP. Analysten hatten diesen Deal positiv für die LSE gewertet, weil diese sich damit einen weiteren Wachstumsmarkt erschließen könne. Auch das Papier der Deutschen Börse stieg deutlich - und das obwohl der deutsche Konzern wegen des LSE-Vorstoßes seinen Expansionsdrang vorerst zügeln muss - schließlich hätte Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer gerne die Refinitiv-Devisenhandelsplattform FXAll ganz oder in Teilen gekauft.
Daraus wird jetzt nichts - das hatte die Deutsche Börse bereits am Sonntag eingeräumt, nachdem bekannt wurde, dass die LSE mit den beiden Refinitiv-Eigentümern Blackstone und Thomson Reuters über einen Kauf verhandelt. Diese werden nach Abschluss der Transaktion, der für die zweite Hälfte des kommenden Jahres erwartet wird, 37 Prozent der LSE-Anteile halten. Blackstone und Thomson Reuters werden in den kommenden beiden Jahren keine Aktien verkaufen.
Neben der breiteren Aufstellung verspricht sich die Londoner Börse ein hohes Sparpotenzial. Gerade letzteres befeuerte am Donnerstag noch einmal den LSE-Kurs. Die Aktie stieg um bis zu acht Prozent auf das Rekordhoch von 71,52 Pfund. Seit dem ersten Gerücht über den Refinitiv-Kauf zog die Marktkapitalisierung der LSE um rund ein Viertel auf zuletzt umgerechnet rund 27 Milliarden Euro an.
Damit überholte das Londoner Unternehmen in diesem Punkt die Deutsche Börse, auch wenn deren Kurs ebenfalls kräftig zulegte. Die Anteile des deutschen Unternehmens legten um fast 4,5 Prozent auf 131,95 Euro zu und damit auf das höchste Niveau seit der Finanzkrise. Die Deutsche Börse kommt damit auf einen Marktwert von rund 25 Milliarden Euro.
Händler führten die Kursgewinne bei der Deutschen Börse unter anderem auf eine Sektor-Neubewertung infolge der angekündigten Übernahme zurück - diese trieb auch die Euronext-Aktie auf neue Höhen. Bei der Deutschen Börse stützte zudem die US-Leitzinsentscheidung. In den USA steht wohl - anders als zum Teil befürchtet - keine Serie an Leitzinsentscheidungen an. Das ist gut für die Deutsche Börse, da das Ergebnis der wichtigen Konzernsparte Clearstream stark von den US-Zinsen abhängt.
Refinitiv ist die frühere Finanzdatensparte von Thomson Reuters, die der Finanzinvestor Blackstone in einer Gruppe mit anderen Käufern im vergangenen Jahr zu 55 Prozent übernahm. Die restlichen 45 Prozent liegen weiter bei Thomson Reuters. In dem Geschäft wurde der Terminal-Betreiber und Bloomberg-Konkurrent damals mit 20 Milliarden US-Dollar bewertet.
Das Unternehmen hat rund 40 000 Kunden in 190 Ländern. Bekanntestes Produkt ist das Terminal Eikon, über das Kunden Finanzdaten und Nachrichten beziehen können. Letztere kommen vor allem von der Nachrichtenagentur Reuters, mit der Refinitv bei dem Verkauf vor einem Jahr eine langjährige Liefervereinbarung geschlossen hat.
LSE-Chef Schwimmer bezifferte das Sparpotenzial auf jährlich 350 Millionen Pfund. Diese sollen innerhalb der kommenden fünf Jahre realisiert werden. Die beiden Unternehmen hätten vor allem bei Zentralfunktionen, Immobilien und Technologie Überschneidungen. Zu einem möglichen Stellenabbau wollte er sich nicht konkret äußern. Refinitiv beschäftigte zuletzt 19 000 Mitarbeiter, die LSE kommt auf 4500.
Das übernommene Unternehmen kam zuletzt auf einen Umsatz von rund 6,3 Milliarden Dollar beziehungsweise umgerechnet 4,7 Milliarden Pfund sowie ein operatives Ergebnis von 1,2 Milliarden Pfund. Die LSE ist mit einem Erlös von 2,1 Milliarden Pfund deutlich kleiner, aber profitabler. Bereinigt um Bereiche, die abgegeben werden und um Überschneidungen, dürfte der kombinierte Umsatz bei mehr als sechs Milliarden Pfund liegen.
/zb/men/jha/
LONDON (dpa-AFX)
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