Allianz-Aktie schließt tief im Minus: US-Justizministerium leitet Untersuchung ein: Allianz warnt vor erheblicher Auswirkung auf künftige Finanzergebnisse
Die Allianz macht im Zuge von Klagen und Untersuchungen in den USA das Risiko erheblicher Auswirkungen auf künftige Finanzergebnisse der Allianz Gruppe aus.
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Wie der Versicherungskonzern am Sonntag mitteile, hat nun auch das US-Justizministerium eine Untersuchung eingeleitet. Die Allianz kooperiere vollumfänglich mit SEC und Ministerium bei deren Ermittlungen. Es sei jedoch derzeit weder möglich, den Ausgang der Untersuchungen sowie der anhängigen Gerichtsverfahren vorherzusagen, noch den entsprechenden Zeitpunkt dafür einzuschätzen. Insbesondere sei es nicht möglich, die konkreten finanziellen Auswirkungen, einschließlich möglicher Strafzahlungen, zuverlässig abzuschätzen. Daher würde derzeit keine Rückstellung gebildet.
Das US-Justizministerium habe sich im Anschluss an die vor US-Gerichten anhängigen Klageverfahren gegen Allianz Global Investors US LLC und weitere Unternehmen der Allianz Gruppe im Zusammenhang mit den Structured Alpha Fonds sowie der 2020 eingeleiteten Untersuchung der US-Wertpapieraufsicht SEC eingeschaltet. Die Allianz Global Investors US LLC habe ein Ersuchen zur freiwilligen Überlassung von Unterlagen und Informationen erhalten.
Warnung vor Belastungen in den USA lässt Allianz-Aktie einbrechen
Eine Warnung wegen drohender Sonderbelastungen hat am Montag die seit Jahresanfang angehäuften Kursgewinne der Allianz-Aktien ausradiert. Die Papiere des Versicherers sackten am Vormittag in der Spitze bis zu fast zehn Prozent ab, konnten die Verluste aber bis zum Mittag etwas reduzieren. Zuletzt gaben die Aktien aber immer noch 7,76 Prozent auf 193,70 Euro ab und waren damit das klare Schlusslicht im deutschen Leitindex DAX, der moderat zulegte. Mit dem Kursrutsch sackte der Börsenwert der Allianz um fast sieben Milliarden Euro auf 80 Milliarden Euro ab.
Der Allianz-Vorstand sieht nun ein "relevantes Risiko", dass die mit dem Fonds verbundenen Angelegenheiten erhebliche Auswirkungen auf künftige Finanzergebnisse des Versicherungskonzerns haben könnten.
Es sei jedoch derzeit weder möglich, den Ausgang der Untersuchungen sowie der anhängigen Gerichtsverfahren vorherzusagen, noch den entsprechenden Zeitpunkt dafür einzuschätzen, hieß es in der Mitteilung vom Sonntag. Die in Rede stehenden Structured Alpha Fonds hatten zu Beginn der Corona-Pandemie deutliche Verluste erlitten, woraufhin unter anderem Pensionsfonds die AGI verklagt hatten. Allianz Global Investors hatte vor Gericht erklärt, die Kläger seien versierte Investoren, die sich bewusst für sehr riskante Analgen entschieden hätten.
Händlern zufolge sorgen die aktuellen Aussagen der Allianz nun unter Anlegern hierzulande für größere Unsicherheit. Analysten warten derweil auf weitere Details, um die Sonderbelastungen besser bewerten zu können: So merkte Thorsten Wenzel von der DZ Bank an, dass eventuell im Zuge der am Freitag anstehenden Berichterstattung zum zweiten Quartal mit einer Einschätzung seitens der Allianz zu rechnen sei.
Die Höhe der Schäden im Zusammenhang mit den sogenannten Structured Alpha Fonds sei schwer abzuschätzen, schrieb hingegen Analyst Ashik Musaddi von der US-Bank JPMorgan. Einem Medienbericht zufolge hätten Anleger dadurch rund vier Milliarden US-Dollar verloren. Die Allianz selbst schrieb in ihrem 2020er Geschäftsbericht, dass die Kläger Verluste von mehreren Milliarden US-Dollar behauptet hätten. Musaddis Berechnungen zufolge bliebe die Solvabilitätsquote des Versicherers aber selbst im schlimmsten Fall über 200 Prozent und damit klar über der gesetzlich vorgeschriebenen Mindesthöhe.
Analyst Volker Sack von der NordLB schätzt, dass die Nachricht von der Allianz den Aktienkurs längere Zeit tangieren wird: "Juristische Auseinandersetzungen in den USA oder Untersuchungen US-amerikanischer Behörden sind nicht gerade angenehm, zumal der Ausgang teilweise schwer bis gar nicht zu prognostizieren ist."
Auch wenn die Thematik bereits seit einiger Zeit als Risiko beschrieben worden sei, scheint laut dem NordLB-Fachmann mit der Aufnahme der Ermittlungen durch das US-Justizministerium die gesamte Angelegenheit an Dynamik gewonnen zu haben. Insofern erscheine es plausibel, dass der Vorstand der Allianz den gesamten Vorgang nun als "relevantes Risiko" einstuft. Weder Ausmaß etwaiger finanzieller Belastungen noch Dauer des Verfahrens dürften aktuell einschätzbar sein.
Die Aktien der Allianz hatten zum Handelsschluss am Freitag noch ein Plus von knapp fünf Prozent seit Jahresbeginn verzeichnet, nun steht für diesen Zeitraum ein Minus von rund vier Prozent zu Buche. Der Dax hingegen hat einen Gewinn von mittlerweile etwas mehr als 13 Prozent angehäuft.
Mit dem Kursrutsch an diesem Montag notieren die Anteilsscheine der Allianz nunmehr auf dem Niveau von Anfang Februar dieses Jahres. Zudem hat sich das charttechnische Bild mit einem Schlag verdüstert. So bewegen sich die Aktien nunmehr deutlich unter der 200- und vor allem der 21-Tage-Durchschnittslinie. Diese Kurven beschreiben den lang- beziehungsweise kurzfristigen Trend.
Der Kurseinbruch der Allianz-Aktien führte auch dazu, dass der europäische Sektor der Versicherer mit einem Minus von 0,7 Prozent das Schlusslicht im Branchentableau war. Bester Wert im Index waren die Papiere des Wettbewerbes AXA, die an der Spitze des europäischen Leitindex EuroSTOXX 50 um fast vier Prozent in die Höhe schnellten. Der französische Versicherer hatte seinen Gewinn ein Jahr nach den hohen Schäden durch die Corona-Krise überraschend kräftig gesteigert.
MÜNCHEN / FRANKFURT (dpa-AFX / Dow Jones)
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