NVIDIA durchbricht die 3-Billionen-Dollar-Schallmauer und ist mehr wert als Apple
Der Boom um das Trendthema Künstliche Intelligenz (KI) hat den Börsenwert des Chipherstellers NVIDIA über die Marke von drei Billionen Dollar getrieben. Dort verblieb der Anteilsschein auch am Donnerstag.
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Es ist damit nach Apple und Microsoft erst das dritte Unternehmen, das diese Marke geknackt hat. Mit dem erneut deutlichen Plus am Mittwoch überholte NVIDIA in puncto Marktkapitalisierung zudem erstmals Apple. Gemessen am Schlusskurs lag der Börsenwert bei 3,01 Billionen Dollar und damit hauchdünn über dem von Apple. Microsoft führt die Rangliste mit 3,15 Billionen Dollar an.
Die Aktien von NVIDIA haben am Donnerstag ihrer jüngsten Rekordjagd etwas Tribut gezollt. Nachdem sie zum Handelsbeginn mit 1.255,87 US-Dollar erneut einen Bestwert aufgestellt hatten, stand zum Handelsschluss ein Minus von 1,14 Prozent auf 1.210,45 Dollar an der Kurstafel.
Bei Microsoft, dem derzeit wertvollsten US-Unternehmen, stand zum Handelsschluss ein Kursgewinn von 0,12 Prozent auf 424,52 US-Dollar zu Buche. Um den Softwareriesen bei der Marktkapitalisierung zu überholen, müssten die NVIDIA-Aktien auf dessen Papiere knapp 4,7 Prozent aufholen - auf Basis der gestrigen Schlusskurse. Die Apple-Titel zeigten sich am Donnerstag mit minus 0,1 Prozent ebenfalls wenig bewegt.
Bei einer Fortsetzung der bisherigen Kursentwicklung wäre es nur eine Frage der Zeit, dass NVIDIA die beiden anderen Börsen-Schwergewichte klar überrundet. Die Analysten, die sich zuletzt zu NVIDIA geäußert haben, sehen derzeit allerdings bestenfalls noch begrenzt Luft nach oben. Mit am optimistischsten sind die Experten der US-Häuser Bernstein Research und Evercore ISI mit Kurszielen von 1300 beziehungsweise 1310 Dollar, die vom aktuellen Bewertung aus noch ein Plus von knapp 10 Prozent beinhalten.
Im bisherigen Jahresverlauf haben die Aktien des Vorzeigeunternehmens für das Boom-Thema Künstliche Intelligenz (KI) ihren Wert schon wieder annähernd verzweieinhalbfacht, während die Apple-Titel nicht einmal zwei Prozent gewonnen haben - bei Microsoft sind es immerhin 12,4 Prozent. Beim technologielastigen US-Auswahlindex steht für diesen Zeitraum mit gut 13 Prozent ein ähnliches Plus zu Buche.
Seitdem das Thema KI in der Öffentlichkeit und an den Finanzmärkten eine dominierende Rolle einnimmt, ist die Diskrepanz noch größer. Seit Ende 2022 summiert sich das Kursplus bei NVIDIA auf mehr als 700 Prozent; Apple legte dagegen nur um 50 Prozent zu. Der Börsenwert von Microsoft zog in der Zeit um knapp 80 Prozent an und damit in etwa so stark wie der Nasdaq 100.
Auch der Softwareriese legte dank des Geschäfts mit Künstlicher Intelligenz in der Gunst der Investoren zu. Sie setzen darauf, dass Microsoft die Technologie des ChatGPT-Erfinders OpenAI zum Beispiel in den Büroalltag bringen kann. Von Apple werden allerdings auch KI-Ankündigungen bei der kommenden Woche anstehenden hauseigenen Entwicklerkonferenz WWDC erwartet. Laut Medienberichten könnte es dabei unter anderem um eine Partnerschaft mit OpenAI gehen.
NVIDIA ist im Bereich KI unangefochtener Marktführer. Einige andere Halbleiterunternehmen profitieren zwar ebenfalls von dem Thema, tun sich bislang aber schwer damit, zum Platzhirsch aufzuschließen. Zu Wochenbeginn hatte NVIDIA-Chef Jensen Huang auf der Computermesse Computex in Taiwan für 2026 eine neue Plattform für KI-Rechenzentren namens Rubin angekündigt und die Anleger damit einmal mehr begeistert. Zudem will der Konzern seine KI-Beschleuniger jedes Jahr aktualisieren. Ähnliche Ankündigungen der Branchengrößen AMD und Intel auf dieser Veranstaltung hatten die Anleger indes nicht überzeugt.
NVIDIA profitiert von all dem: Chips der Firma spielen vor allem beim Training von Software mit Künstlicher Intelligenz in den Rechenzentren eine Schlüsselrolle. NVIDIA verkauft unter anderem Microsoft, Google sowie dem Facebook-Konzern Meta tausende Chipsysteme. Das lässt Umsatz und Gewinn von NVIDIA - und damit auch den Börsenkurs - in die Höhe schnellen. Allein im vergangenen Quartal ging es von 7,2 Milliarden Dollar im Vorjahr auf 26 Milliarden Dollar hoch - ein Zuwachs von 262 Prozent. Und die Nachfrage bleibt stark: Bei NVIDIAs neuen Chipsystemen zeichnen sich Engpässe bis ins kommende Jahr hinein ab.
NVIDIA-Technologien wurden ursprünglich für Grafikkarten entwickelt. Dann stellte sich aber heraus, dass sie sich auch hervorragend für die Rechenarbeit beim Anlernen von Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz eignen. NVIDIAs Chips wurden damit zu einer Schlüsseltechnologie für die KI-Zukunft - und der Konzern profitiert zusätzlich vom Geschäft mit dazugehöriger Software und Diensten.
Inzwischen komme NVIDIA-Technik nicht mehr nur beim Training, sondern auch beim Betrieb von KI-Anwendungen zum Einsatz, betont Konzernchef Huang. Darin steckt potenziell ein noch stabileres Geschäft. Denn das Anlernen braucht zwar eine gewaltige Rechenleistung - ist jedoch nur einmal pro KI-Modell nötig. Huang geht zugleich davon aus, dass KI künftig alle möglichen Inhalte generieren wird, die heute aus Datenbanken abgerufen werden.
NVIDIA ist außerdem im Geschäft mit sogenannten digitalen Zwillingen aktiv, mit denen Unternehmen Prozesse in ihren Fabriken mithilfe virtueller Kopien optimieren können. Zudem verkauft das Unternehmen Computer für automatisierte und selbstfahrende Autos. Rivalen wie Intel und AMD versuchen, ebenfalls am KI-Boom teilzuhaben, konnten die Führungsposition von NVIDIA aber bisher nicht gefährden.
Durch die Kursrally ist Mitgründer und Konzernchef Huang zu einem der reichsten Menschen der Welt geworden. Er hält nach Berechnungen der Nachrichtenagentur Bloomberg 3,5 Prozent der Anteile. Sein Vermögen taxiert Bloomberg deshalb derzeit auf 107 Milliarden Euro - ein Großteil davon geht auf das aktuelle NVIDIA-Aktienpaket zurück. In der Bloomberg-Tabelle der Milliardäre liegt er damit aktuell auf dem 13. Platz.
Die Rangliste wird von Gründern oder Chefs von US-Technologiekonzernen dominiert. Ganz oben steht mit einem Vermögen von 210 Milliarden Dollar allerdings mit Bernard Arnault ein Europäer. Er ist Chef und größer Aktionär des französischen Luxusgüterkonzerns LVMH.
NEW YORK (dpa-AFX)
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