RWE und E.ON stürzen wieder ab - Aktien auf neuen Rekordtiefs

Am Aktienmarkt sorgen einmal mehr die Versorger mit massiven Kursverlusten für Gesprächsstoff. Es soll ein Milliardenloch bei den Rückstellungen vor allem für den Rückbau von Atomkraftwerken geben. E.ON und RWE dementieren.
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Die bereits extrem gebeutelten Kurse von RWE und E.ON brechen deutlich ein. Während RWE im Handelsverlauf recht stabil mit einem Minus von über 7,5 Prozent tendiert, rutscht E.ON inzwischen deutlicher in die Verlustzone ab und verliert aktuell über 9 Prozent. Für Verkäufe sorgen Presseberichte, wonach es ein Milliardenloch bei den Rückstellungen vor allem für den Rückbau von Atomkraftwerken gibt. Wie Wirtschaftsprüfer im Auftrag des Wirtschaftsministeriums festgestellt hätten, gingen die Versorger von einer Verzinsung ihrer Anlagen von bis zu 4,7 Prozent aus, was zu hoch sei. Wegen der aktuellen Null-Zins-Umgebung müssten die Rückstellungen daher sehr viel höher sein. Die Aktien von RWE und E.ON gehen derweil kräftig in die Knie und geben aktuell um 7 Prozent nach.
E.ON und RWE gehen weiter davon aus, dass ihre Rückstellungen für den Abriss der Kernkraftwerke und die Entsorgung des atomaren Mülls ausreichen. "Unsere Rückstellungen sind sachgerecht, richtig und angemessen bilanziert. Daran gibt es keinen Zweifel", teilte E.ON in einer schriftlichen Stellungnahme mit. Auch RWE rechne damit, dass die Rückstellungen hoch genug sind, sagte ein Sprecher.
Spiegel Online hatte zuvor berichtet, dass den vier großen Versorgern Rückstellungen von bis zu 30 Milliarden Euro fehlten. Die Aktien von RWE und E.ON brachen daraufhin am Dienstagvormittag um rund 12 Prozent ein. Gegen Mittag lagen die Kurse noch mit rund 7 Prozent im Minus.
Spiegel Online berief sich auf das Ergebnis eines Gutachtens, das Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel in Auftrag gegeben hatte. Der Fehlbetrag sei vor allem darauf zurückzuführen, dass die Konzerne bei ihren Rückstellungen mit positiven Zinserträgen rechneten. Auch der von den Unternehmen angesetzte Realzins sei positiv. Die Wirtschaftsprüfer, die sich die Bilanzen der Konzerne für das Gutachten ansehen, gingen hingegen von einem negativen Realzins aus.
"Der Entwurf (des Gutachtens) enthält offenbar ein Szenario, bei dem mit einem negativen Realzins gerechnet wird und das so zu einer nicht realistischen Rückstellungssumme kommt", heißt es bei E.ON. "Eine solche Annahme hat keinerlei Grundlage und ist nicht einmal vor dem Hintergrund des aktuellen Niedrigzinsniveaus plausibel."
Die Endfassung des Gutachtens liegt laut dem Wirtschaftsministerium noch nicht vor. Der starke Rückgang der Aktienkurse zeige, wie hoch die Unsicherheit bei den Investoren sei, sagte Equinet-Analyst Michael Schäfer. Da es aber noch keine Details zum Gutachten gebe, "lässt sich nicht sagen, wie realistisch das ist".
Gabriel lässt derzeit in einem sogenannten Stresstest untersuchen, ob die von E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall gebildeten Atomrückstellungen in Höhe von knapp 40 Milliarden Euro ausreichen. Um sicherzustellen, dass die Konzerne ihrer Verantwortung für den Rückbau der Atomkraftwerke gerecht werden, will die Bundesregierung ein neues Gesetz zur Haftungsverlängerung auf den Weg bringen. Als Reaktion darauf kündigte E.ON vergangene Woche an, das Geschäft mit der Atomenergie doch nicht wie geplant in die neue Gesellschaft auszulagern, wenn sich der Konzern Anfang 2016 in zwei Teile aufspalten will.
FRANKFURT (Dow Jones)
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