Liquiditätsprobleme

Steht der Ausverkauf beim Deutsche Bank-Großaktionär HNA bevor?

01.02.18 16:46 Uhr

Steht der Ausverkauf beim Deutsche Bank-Großaktionär HNA bevor? | finanzen.net

Der Deutsche Bank-Großaktionär HNA plant anscheinend drastische Maßnahmen, um seine Liquiditätsprobleme in den Griff zu bekommen. Die Rede ist von Asset-Verkäufen im Volumen von rund 16 Milliarden Dollar.

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In Deutschland bekannt wurde das chinesische Konglomerat insbesondere durch seine indirekte Beteiligung an der Deutschen Bank. Aber dies war bei Weitem nicht der einzige Zukauf, den HNA in den letzten Jahren getätigt hat. Doch nach ihrer umfangreichen, schuldenfinanzierten Einkaufstour im Ausland stecken die Chinesen inzwischen in Zahlungsschwierigkeiten, weil ihre Einnahmen nicht ausreichen, um die fälligen Zinsen zu begleichen.

Kein Wunder also, dass der Druck, den Banken und Regierung auf HNA ausüben, wächst. Nun scheint das Management des chinesischen Konzerns zu reagieren: Wie die Nachrichtenagentur "Bloomberg" unter Berufung auf informierte Kreise berichtet, will HNA in der ersten Jahreshälfte 2018 Vermögenswerte im Umfang von etwa 16 Milliarden US-Dollar veräußern, um so sein Liquiditätspolster zu verbessern. Etwa 80 Prozent dieser Verkäufe seien für das zweite Quartal geplant.

Erst vor wenigen Tagen hatte "Bloomberg" berichtet, dass HNA seine Gläubiger über einen möglichen Liquiditätsengpass von mindestens 2,4 Milliarden Dollar informiert habe. Dieser könnte im ersten Quartal auftreten, weil Rückzahlungen fällig würden, hieß es.

Immobilienverkauf gestartet

Es hat zwar den Anschein, als wären die finanziellen Schwierigkeiten des Mischkonzerns, der bei seinen Einkaufstouren im Ausland in den vergangenen drei Jahren rund 40 Milliarden US-Dollar ausgegeben hat, größer als bislang angenommen, völlig neu sind sie aber nicht. Deshalb hat HNA auch schon den Verkauf von Immobilien vorangetrieben.

So wurde erst vergangene Woche eine Vereinbarung zum Verkauf einer Gewerbeimmobilie in Sydney für rund 165 Millionen US-Dollar getroffen, meldete "Bloomberg". Außerdem plane das Konglomerat weitere Immobilien in New York, London und Hongkong zu veräußern.

Laut einer Schätzung von Real Capital Analytics sitzt HNA auf Immobilienvermögen im Wert von über 14 Milliarden US-Dollar. Somit scheint der chinesische Konzern hier also noch einigen Spielraum zu haben, um an flüssige Mittel zu kommen.

Auch Beteiligungen werden abgestoßen

Aber nicht nur Immobilien, auch Beteiligungen werden liquidiert. So wurde bereits ein Schifffahrtsunternehmen veräußert - allerdings mit Verlust. Geplant ist zudem der Verkauf eines Mehrheitsanteils an der spanischen NH Hotel Group.

Angesichts dieser Entwicklungen nehmen die Spekulationen zu, dass sich das chinesische Konglomerat auch von seinem Deutsche Bank-Anteil trennen könnte. Im Dezember 2017 war HNA solchen Gerüchten noch entgegengetreten und hatte betont, dass man die Aktien langfristig behalten will. So erklärte Alexander Schütz, HNA-Vertreter im Verwaltungsrat während eines "Handelsblatt"-Interviews: "Die Deutsche Bank ist ein Kerninvestment für HNA, die Beteiligung hat einen hohen Prestige-Faktor".

Schütz gehört dem Vorstand von C-QUADRAT an. Über diese österreichische Vermögensverwaltung ist HNA mit 9,9 Prozent an der Deutschen Bank beteiligt. Bei einer gesamten Marktkapitalisierung von etwa 30 Milliarden Euro sind die gehaltenen Deutsche Bank-Anteile somit rund 3 Milliarden Euro wert.

HNA ist an zahlreichen Unternehmen unterschiedlicher Branchen beteiligt. Zu dem Konglomerat gehören etwa Fluggesellschaften, Hotelgruppen - darunter die Hilton Gruppe - sowie Leasingfirmen und andere Finanzdienstleister wie die Deutsche Bank.

Liquiditätsspritze erwartet

Neben dem Verkauf von Vermögensteilen dürfte auch von Seiten der Kreditgeber Geld in die Kasse von HNA fließen. Laut "Bloomberg" glaubt beispielsweise Warut Promboon, geschäftsführender Partner des Kreditresearch-Spezialisten Bondcritic, dass HNA schon bald eine Liquiditätsspritze von seinen Gläubigerbanken erhalten wird. Allerdings gehe er davon aus, dass die Banken diese an deutlich mehr Bedingungen knüpfen werden.

Dafür spricht, dass anscheinend mehrere Banken erst vor knapp einer Woche dem Konzern "Unbedenklichkeitsbescheinigungen" ausgestellt haben. Sie hätten nach eingehenden Prüfungen keine Bedenken, mit HNA Geschäfte zu machen, hieß es in einer E-Mail des Konzerns an Reuters. Die beteiligten Kreditinstitute haben sich dazu nicht geäußert.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Philip Lange / Shutterstock.com, Bocman1973 / Shutterstock.com

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