Leserstrategien - Serie

"Wenn VW pleitegeht, liegt Deutschland am Boden"

aktualisiert 10.12.14 22:05 Uhr

"Wenn VW pleitegeht, liegt Deutschland am Boden" | finanzen.net

Die Leser von €uro am Sonntag gewähren Einblicke in ihre Anlageideen. Rentner Horst Schulze lässt den DAX links liegen und setzt ­konsequent auf deutsche ­Nebenwerte.

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von Florian Westermann, Euro am Sonntag

Vor den Toren Ingolstadts geht es beschaulich zu. Angelegte Gärten und gepflegte Einfamilienhäuser dominieren das Bild. Kein Luxus, kein Prunk, gut bürgerlich. Gestört wird die Ruhe nur ab und zu durch einen Tross gepanzerter Limousinen. Dann nämlich, wenn es Ministerpräsident Horst Seehofer nach Hause zieht. Ansonsten fahren durch die ruhigen Seitenstraßen nicht viele Autos - und wenn doch, blitzen meist vier silberne Ringe auf dem breiten Kühlergrill.

Auch in der Garage von Horst Schulze funkeln die vier Audi-Ringe. Derzeit steht Auto Nummer 74 in der Garage, ein goldener Q3. Schulze führt über jedes Fahrzeug akribisch Buch: Kauf- und Verkaufsdatum, Kilometerstand, Kennzeichen - alles aufgelistet. "Als Buchhalter geht einem das ins Blut über", sagt er. Das nächste Fahrzeug ist bereits bestellt. Natürlich ein Audi, wieder ein Q3, dieses Mal in Blau.

Auch in der Wohnung des gebürtigen Niedersachsen, der Ende der 60er-Jahre mit seiner Frau von Helmstedt nach Bayern umsiedelte, ist die Liebe zur Marke zu erkennen. Im Arbeitszimmer ein paar Schrän­ke, ein Schreibtisch, ein Computer - und auf einem Regal stehen, fein säuberlich aufgereiht, Modellautos: VW und Audi, wie zu erwarten. Schulze verbrachte schließlich sein ganzes Berufsleben im VW-Konzern. Aber auch einige Ferrari schleichen sich ins Sammelsurium. "So einer fehlt mir noch", juxt der 71-Jährige, der von hier aus sein Aktiendepot verwaltet.

Nebenwerte statt DAX
Zwei Stunden täglich analysiert der ehemalige Buchhalter Charts und studiert Meldungen. Jeden Morgen, bevor es an der Börse in Frankfurt losgeht, und am Nachmittag zur Handelseröffnung der Wall Street wirft Schulze seinen Rechner an. Zur Pflichtlektüre gehört €uro am Sonntag. Dank der Nebenwerte- Rubriken "Frankfurt intern" und "Gerüchte/Spekulationen/Fakten" landete der Rentner schon viele Volltreffer. Die großen DAX-Werte sind Schulze meist zu träge. "Da fehlt mir der Pepp", sagt er. K + S und Adidas warf er zuletzt aus dem Depot.

Auch bei der VW-Aktie machte der Audi-Mann da keine Ausnahme. Über 900 Euro strich der gelernte Einzelhandelskaufmann ein, der am Wochenende dem FC Ingolstadt die Daumen drückt. Pro Papier. Das war im Jahr 2008. Damals wollte Porsche Europas führenden Autobauer übernehmen. Porsche-Chef Wendelin Wiedeking verzockte sich aber ordentlich. Heute ist Porsche eine weitere Marke im Markengeflecht der Wolfsburger und die VW-Aktie unter 200 Euro zu haben.

Sein Börsenfieber entfachten ehemalige Audi-Kollegen, die mit Futures auf den Ölpreis viel Geld verdienten. Die ersten Börsengewinne fuhr er 1984 mit dem längst insolventen Computerkonzern Commodore ein. Von Rückschlägen ließ er sich nie abschrecken. Mit der Aktie der US-Telefongesellschaft Worldcom erlitt Schulze vor zwölf Jahren einen Totalverlust. Auch beim ehemaligen Audi-Zulieferer Girmes verlor der Rentner Ende der 80er-Jahre seinen Einsatz. "Wenn ich mein Geld aufs Sparbuch lege oder es im Keller horte, verliere ich auf jeden Fall", sagt Schulze.

Der gewiefte Kleinanleger, der seit 30 Jahren an der Börse aktiv ist, setzt heute auf Werte aus der zweiten Reihe. MDAX und SDAX sind sein Revier. Und bei Insiderkäufen läuten die Glocken. "Wenn der Vorstand Aktien kauft, schließe ich mich an. Die schmeißen doch kein Geld aus dem Fenster", sagt er. Auch Aktienrückkäufe, Übernahmespekulationen, hohe Dividenden oder günstige Bewertungskennzahlen ziehen Schulze magisch an. "Am Ende entscheidet aber der Bauch", sagt er.

Oft liegt der Rentner damit richtig - aber natürlich nicht immer. Der Onlinehändler Zalando war sein jüngster Flop. "Da habe ich mich von der Werbung beeindrucken lassen", sagt er. Beim Windkraftspezialisten Nordex oder dem Ingenieurdienstleister Bertrandt lief es besser. Beide Titel stieß Schulze mit ordentlichem Plus ab.

Einer der Besten
Seine Qualitäten als Trader stellt Schulze auch bei Börsenspielen unter Beweis. Aus 100.000 Euro Startgeld machte der Rentner jüngst 320.000 Euro. Damit landete er auf Platz 280 von 12.000 Teilnehmern.

Ganz so hohe Risiken wie beim fiktiven Börsenspiel geht er in der Realität aber nicht ein. Etwa fünf bis acht Prozent investiert Schulze in Optionsscheine oder kurzfristige Aktiengeschäfte. "Für mich ist das ein Hobby. Eines, mit dem ich Geld verdiene", sagt er. Der Rest steckt in weniger risikobehafteten Anlagen. Schulzes verbleibendes Depot besteht zu einem Viertel aus Staats- und Unternehmensanleihen und zu je einem Drittel aus Fonds sowie Aktien, an die er mittel- bis langfristig glaubt. Aktuell ist er etwa bei dem Fotodienstleister Cewe, dem Öldienstleister C.A.T. Oil, der Telekom-Tochter T-Mobile US und dem Autozulieferer SHW engagiert.

Auch bei Gold hatte der begeisterte Tischtennisspieler, der heute noch eine Jugendmannschaft trainiert, bisher den richtigen Riecher. 1978 kaufte er seine erste Goldmünze. 578 Mark legte er damals auf den Tisch. Aktuell kostet die Münze, ein südafrikanischer Krügerrand, fast 1.000 Euro. "Damals fing ich langsam an, mir etwas aufzubauen. Gold bringt zwar keine Zinsen, aber als Krisenmetall kann es ja nicht verkehrt sein", sagt er.

Zu einer echten Goldgrube wurde für Schulze auch der Neue Markt, der nach der Jahrtausendwende zusammenbrach. Während viele Kleinanleger Schiffbruch erlitten, lief Schulze zur Hochform auf. Eines seiner besten Investments war EM.TV. "Die Haffas haben damals schon Eindruck gemacht", sagt er. Sein Bauch riet ihm aber, das Schiff rechtzeitig zu verlassen, bevor es auf Grund lief und sank.

Geld für Reisen und Audis
Mit dem Geld, das Schulze an der Börse verdient, finanziert er nicht nur seinen ständig wechselnden Fuhrpark. Auch Reisen in ferne Länder stehen für seine Frau und ihn ganz weit oben. Indonesien, China, Malaysia, Thailand, Kenia, Ägypten, Madeira oder die Azoren - alles Länder und Regionen, die das Ehepaar im Lauf der Jahre bereiste. Besonders angetan ist Schulze noch immer von New York, der pulsierenden Weltmetropole an der Ostküste der USA und Sitz der weltgrößten Wertpapierbörse, der er auch einen Besuch abstattete. "Das war schon toll, das bunte Treiben auf dem Börsenparkett zu verfolgen", sagt er.

Audi-Fan Horst Schulze erlebte in den vergangenen 30 Jahren zwar einige Tiefschläge, meistens aber lag er richtig. Warum nicht mehr Deutsche auf Aktien setzen, ist ihm ein Rätsel. Die Aktienkultur in Deutschland sei unterentwickelt, dabei führe langfristig kein Weg daran vorbei. "Jeder kann und sollte Aktien kaufen. Das geht auch ohne Risiko. Wenn VW oder Bayer pleitegehen, beides hervorragende Dividenden­titel, dann liegt doch ganz Deutschland am Boden." Für Schulze ist das genauso undenkbar, wie sein Geld auf dem Sparbuch zu parken.

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Bildquellen: Julian Mezger für Finanzen Verlag

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11.11.2024Volkswagen (VW) vz BuyJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
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06.11.2024Volkswagen (VW) vz Sector PerformRBC Capital Markets
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