Allianz-Aktie im Fokus: Mit dickem Fell durch die Krise
Die Corona-Krise hat den Versicherungskonzern Allianz bisher vergleichsweise wenig gekratzt.
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Während vor allem Rückversicherer im vergangenen Jahr herbe Gewinnrückgänge verschmerzen mussten, dürfte die Allianz aus dem Corona-Jahr mit leichten Blessuren davongekommen sein.
DAS IST LOS BEI DER ALLIANZ:
Die Corona-Pandemie ist viele Versicherungsunternehmen im vergangenen Jahr teuer zu stehen gekommen. Bei der Allianz schlugen die Folgen in den ersten neun Monaten mit insgesamt 1,3 Milliarden Euro zu Buche. Davon entfielen rund 900 Millionen Euro auf Versicherungsschäden. Der Rest der Belastung entstand durch die coronabedingten Turbulenzen an den Finanzmärkten. Trotzdem zeigte sich das Management bei seinen Erwartungen für den Rest des Jahres vorsichtig.
So rechnete Finanzchef Giulio Terzariol Anfang November wegen der neuen Lockdowns in vielen Ländern mit weiteren Versicherungsschäden etwa durch die Schließung von Restaurants im vierten Quartal. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Bundesregierung Deutschland zunächst nur einen abgeschwächten Lockdown verordnet. Dieser wurde erst später verschärft. Terzariol begründete seine Zurückhaltung auch mit möglichen weiteren Turbulenzen an den Finanzmärkten. Allzu groß seien seine Sorgen aber nicht, sagte er damals: "Die zweite Welle wird uns nicht so treffen wie die im ersten Quartal."
Allianz-Chef Oliver Bäte hatte seinen ursprünglichen Plan, 2020 einen operativen Gewinn von 11,5 bis 12,5 Milliarden Euro zu erzielen, wegen der Corona-Krise Ende April zurückgezogen. Terzariol ließ sich auch im November keine neue Prognose entlocken. Allerdings erzielte die Allianz in den ersten neun Monaten trotz der Belastungen ein operatives Ergebnis von knapp 7,8 Milliarden Euro - nur knapp 15 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
Die Anteilseigner können für 2020 unterdessen mit einer stabilen Dividende rechnen. Die Allianz werde voraussichtlich wie für 2019 je Aktie 9,60 Euro an die Anteilseigner ausschütten, sagt Terzariol. Den Rückkauf eigener Aktien hat die Allianz angesichts der Pandemie jedoch eingestellt.
Spannend bleibt die Frage, inwieweit der Versicherer doch noch für die behördlich angeordnete Schließung von Gaststätten und Restaurants infolge der Pandemie geradestehen muss. Eine Klage der Münchner Gaststätte Nockherberg gegen die Allianz führte zu keinem Urteil. Bevor es dazu kam, einigte sich der Versicherer mit dem Wirt auf einen Vergleich. In dem Rechtsstreit ging es um eine Forderung von rund 1,13 Millionen Euro.
Das Münchner Landgericht hatte im September durchblicken lassen, dass die Betriebsschließungsversicherung der Allianz möglicherweise für die behördlich angeordnete Schließung von Gaststätten im Frühjahr zahlen muss, auch wenn der Covid-19-Erreger in den entsprechenden Policen nicht explizit genannt war. Wie genau die Parteien sich geeinigt haben, sei dem Gericht nicht bekannt, hieß es. Käme es in anderen Fällen zu einer gerichtlichen Klärung, ginge es für Allianz um hohe Summen - und eine Grundsatzfrage.
Viele Versicherer stehen wegen ihres Umgangs mit solchen Fällen in der Pandemie in der Kritik. Doch die Allianz hat sich wie andere Unternehmen der Branche in dieser Sache ein dickes Fell zugelegt.
DAS SAGEN ANALYSTEN:
Von dem Dax-Konzern befragte Branchenexperten erwarten, dass die Allianz ihren Gewinnrückgang im vierten Quartal noch stärker begrenzen konnte als in den Monaten zuvor. So rechnen sie für das Gesamtjahr im Schnitt mit einem operativen Gewinn von 10,5 Milliarden Euro, elf Prozent weniger als 2019. Der Nettogewinn dürfte nach Einschätzung der von Bloomberg befragten Analysten allerdings um 15 Prozent auf gut 6,7 Milliarden Euro gesunken sein. Die Allianz will die Jahreszahlen am Freitag (19. Februar) vorlegen.
Rückgänge dürfte es in den beiden Versicherungssparten gegeben haben. Dem Schaden- und Unfallgeschäft sagen Analysten für 2020 einen operativen Gewinn von über 4,6 Milliarden Euro voraus, rund acht Prozent weniger als im Vorjahr. In der Lebens- und Krankenversicherung rechnen sie mit einem Rückgang um 15 Prozent auf rund 4 Milliarden Euro. Das Fondsgeschäft der Töchter Pimco und Allianz Global Investors dürfte mit 2,7 Milliarden Euro etwa so viel abgeworfen haben wie 2019.
Für das neue Jahr sind die Experten wieder optimistischer gestimmt. So rechnen sie für 2021 im Schnitt mit einem operativen Gewinn von knapp 12,3 Milliarden Euro. Das wäre deutlich mehr als in den Jahren vor der Pandemie. Mit Blick auf die Entwicklung sind die meisten Experten positiv gestimmt. Von den 29 bei Bloomberg erfassten Analysten empfehlen derzeit 20 das Papier zum Kauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei knapp 220 Euro und damit rund zehn Prozent über dem aktuellen Niveau.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Die Corona-Krise hat auch die Allianz-Aktie in Mitleidenschaft gezogen. Nachdem die Pandemie die Finanzmärkte vor etwa einem Jahr voll erfasst hatte, rauschte der Kurs des Papiers bis Mitte März von 232,60 Euro bis auf 117,10 Euro nach unten. Das entspricht einem Minus von fast 50 Prozent binnen vier Wochen. Danach ging es für den Kurs zwar wieder ein ganzes Stück nach oben, doch es gab noch über Monate hinweg immer wieder starke Ausschläge.
Erst im November erholte sich der Kurs nachhaltig und hielt sich seither weitgehend über der Marke von 190 Euro. Zuletzt wurde das Papier zu knapp 198 Euro gehandelt. Damit ist die Aktie aber immer noch rund 15 Prozent billiger zu haben als vor einem Jahr. Damit gehört das Papier in diesem Zeitraum zu den Verlierern im DAX, der seit Mitte Februar 2020 leicht zulegen konnte.
Versicherungstitel gehören aber seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie größtenteils zu den Verlierern am Finanzmarkt. So büßte der europäische Branchenindex Stoxx 600 Insurance in den vergangenen zwölf Monaten 16 Prozent ein und die Allianz schnitt damit in etwa wie der Index ab und besser als zum Beispiel die Rivalen wie die Axa oder Generali.
Die Allianz kommt an der Börse derzeit auf eine Marktkapitalisierung von 82 Milliarden Euro. Damit ist der Münchener Konzern der wertvollste Versicherer Europas. Erster Verfolger ist der Schweizer Konkurrent Zurich mit umgerechnet 52 Milliarden Euro. Auf Rang drei folgt die französische Rivalin AXA mit 48 Milliarden Euro.
/stw/nas/fba
MÜNCHEN (dpa-AFX)
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