NVIDIA-Beteiligung Synthesia stellt nächste Generation von KI-Avataren vor
Mit seinen "Expressive Avatars" will das KI-Startup Synthesia Unternehmen die Möglichkeit bieten, realistische Video-Interaktionen mit ihren Kunden zu ermöglichen - auf Basis von künstlicher Intelligenz. Besonders im Hinblick auf die nahende US-Wahl werden Fake-News aber immer mehr zur Herausforderung.
Werte in diesem Artikel
• KI-Startup Synthesia entwickelt Video-Avatare
• Ausdrucksstarke Emotionen und Stimmen
• Falschinformationen im Blick
Synthesia erstellt KI-Videoinhalte
Spätestens seit der Veröffentlichung von ChatGPT, dem Chatbot des Startups OpenAI, ist künstliche Intelligenz (KI) zum Trendthema geworden. So erschuf das KI-Tool bei vielen Menschen erstmals ein Bewusstsein über die Möglichkeiten, die große Sprachmodelle mit sich bringen.
Auch Synthesia nutzt KI-Funktionen - und das bereits seit seiner Gründung im Jahr 2017. Das in London ansässige KI-Startup hat es sich zur Aufgabe gemacht, Unternehmenskunden KI-generierte Videoinhalte mittels einer Software bereitzustellen.
NVIDIA & Co. pumpen Geld in KI-Einhorn
Zu den namhaften Kunden von Synthesia gehören unter anderem der Windows-Entwickler Microsoft, das Videotelefonie-Tool Zoom, das Beratungsunternehmen Accenture sowie der Pharmariese Johnson & Johnson. Aber auch über einige prominente Geldgeber verfügt das noch junge Unternehmen, wie aus einer Mitteilung aus dem vergangenen Jahr hervorgeht. Im Rahmen einer Series-C-Finanzierungsrunde konnte Synthesia Accel, Kleiner Perkins, GV, FirstMark Capital und MMC als Investoren gewinnen und dabei 90 Millionen US-Dollar einnehmen. Gleichzeitig wurde der KI-Akteur mit einem Wert in Höhe von einer Milliarde US-Dollar bewertet und hat damit den Einhorn-Status erreicht. Auch der US-Chipriese NVIDIA, der als Platzhirsch in der KI-Branche gilt, sei als strategischer Investor beteiligt, hier ist laut "CNBC" jedoch nicht bekannt, wie viel man sich den Anteil hat kosten lassen.
Neue KI-Avatare sollen natürlicher denn je wirken
Im April kündigte Synthesia dann seinen neuesten Coup an: Bietet das Unternehmen bereits seit längerem digitale Avatare für die Erstellung von Videos an, lieferte man nun mit der nächsten Generation an virtuellen Identitäten weitere Verbesserungen nach. Die als "Expressive Avatars" (Deutsch: ausdrucksstarke Avatare) bezeichneten Ebenbilder sollen sich durch natürliche Emotionen und Stimmen auszeichnen. Ein möglicher Anwendungsfall für die Avatare könnte etwa ein Chatbot sein, den ein Unternehmen auf seiner Webseite installiert, und der mit den Nutzern einen Dialog in Videoform startet. Derzeit sind mehr als 160 solcher Avatare verfügbar, die sich anhand von Geschlecht, Alter und ethnischem Hintergrund unterscheiden. Auch die Erstellung eines eigenen Avatars ist im Rahmen eines Abonnements möglich.
Fake-News-Verbreitung mittels KI-Videos
In Zeiten von immer realistischer wirkenden KI-Resultaten besteht jedoch auch die Gefahr der Fake-News-Verbreitung, wie die "New York Times" bereits 2023 berichtete. So tauchten etwa Videos auf, die den Eindruck von Nachrichtenbeiträgen erweckten, jedoch mit Synthesias Software erstellt wurden. In einem Statement gegenüber der Zeitung erklärte Mitgründer und CEO Victor Riparbelli, dass die Anwendung nicht für "politische, sexuelle, persönliche, kriminelle und diskriminierende Inhalte" verwendet werden dürfe und die konkreten Fälle gegen die Nutzungsbedingungen des Dienstes verstoßen. In der Dokumentation des Unternehmens ist zu lesen, dass sowohl aktuelle Nachrichten als auch fiktionale Nachrichteninhalte erstellt werden können, Falschnachrichten, Verleumdung, Verschwörungstheorien, Propaganda sowie Gerüchte nicht erlaubt seien.
Prüfung durch Synthesia-Abteilung
Um die Verbreitung von Desinformationen zu verhindern, werden die erstellten Inhalte in der Regel durch ein vierköpfiges Team geprüft, wie Riparbelli erklärte. Diese Methode habe sich bereits zur Herausfilterung von Hassrede, Verunglimpfung sowie expliziten Wörtern und Bildern bewährt, oftmals seien Fehlinformationen aber nicht so einfach erkennbar. "Es ist sehr schwierig, festzustellen, dass es sich um Fehlinformationen handelt", so der Synthesia-CEO.
Außerdem seien einige Dienste nur Unternehmenskunden vorbehalten. Um sich aber besser gegen die Verbreitung von Falschinformationen abzusichern, müssen neue Kunden des Dienstes einen umfassenden "Know Your Customer"-Prozess durchlaufen, wie CNBC berichtet. Das Prozedere ähnle Abläufen, die etwa bei der Erstellung eines Bankkontos vonnöten sind.
US-Wahl im November birgt besondere Herausforderungen
Im Hinblick auf die US-Präsidentschaftswahlen im November wolle man außerdem ein verstärktes Bewusstsein für Fake-News schaffen. So sei davon auszugehen, dass feindliche Akteuren die Software missbrauchen wollen, um das Wahlergebnis zu ihren Gunsten zu verändern.
"Wir ermutigen Sie, Gespräche über Medienberichterstattung verantwortungsvoll zu führen", warnt Synthesia in der Dokumentation zur Software. "Sie können Videos mit unseren Avataren erstellen, um Ihr Publikum über die Geschichte, Produktion, Recherche und den Prozess der Medienberichterstattung zu informieren und aufzuklären." Besonderheiten gebe es hingegen für Nutzer des Unternehmensabos: "Inhalte, die über Ereignisse oder Entwicklungen berichten, einschließlich, aber nicht beschränkt auf Eilmeldungen, aktuelle Ereignisse, Trends und Updates zu Themen von öffentlichem Interesse, sind nur über unsere Unternehmenspläne mit einem benutzerdefinierten oder WebCam-Avatar zulässig", so Synthesia. Ob die Maßnahmen ausreichen, wird sich zeigen.
Redaktion finanzen.net
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