Steigt Warren Buffett bei Tesla-Konkurrent BYD aus?
Gerüchte über einen möglichen Ausstieg von Warren Buffett bei dem chinesischen Techkonzern BYD brachten die BYD-Aktie zuletzt unter Druck. Doch was ist dran an den Spekulationen über einen Rückzieher des Starinvestors?
Werte in diesem Artikel
• BYD mit starker Geschäfts- und Aktienperformance
• Gerüchte um Ausstieg von Warren Buffett
• Hat BYD ein Lithium-Problem?
Der Elektroautobauer BYD hat Tesla bei der Zahl der verkauften Elektroautos kürzlich entthront: Corona-bedingte Produktionsausfälle in China hatten dem US-Konzern zugesetzt und für einen Rückgang den Auslieferungszahlen gesorgt. Im zweiten Quartal brachte Tesla nur 254.695 Fahrzeuge unters Volk, im ersten Jahresviertel hatte die Verkaufszahl noch bei 310.000 Autos gelegen. Kumuliert für das erste Halbjahr hat Tesla somit 564.000 Fahrzeuge verkauft - und wurde bei dieser wichtigen Kennzahl erstmals von BYD überholt. Der chinesische Konkurrent steigerte seine Verkaufszahl in der ersten Jahreshälfte um 315 Prozent auf 641.350 Fahrzeuge.
BYD als Anlegerliebling
Der Erfolgskurs von BYD schlägt sich auch an der Börse nieder: Anders als Konkurrent Tesla hat BYD seinen Aktienkurs seit Jahresstart verbessern können. Überhaupt ist die Bilanz der BYD-Aktie überaus positiv: Allein auf Sicht der letzten drei Jahre ging es an der Börse in Hongkong um mehr als 500 Prozent nach oben.
Freuen dürfte sich darüber besonders ein namhafter Großinvestor von BYD, der US-amerikanische Unternehmer Warren Buffett. Im Jahr 2008 war er auf Anraten seines Vize bei Berkshire Hathaway, Charlie Munger, mit 230 Millionen US-Dollar bei BYD eingestiegen und hatte dafür 225 Millionen BYD-Aktien gekauft. Zwischenzeitlich stieg der Wert seiner Anteile auf über neun Milliarden US-Dollar, die Wette auf den damals noch unbekannten chinesischen Konzern hat sich für den Starinvestor also gelohnt.
Zieht Warren Buffett nach 14 Jahren als Investor die Reißleine?
Doch kürzlich mehrten sich Spekulationen, dass Buffett nach 14 Jahren als BYD-Anteilseigner nun den Ausstieg bei dem Elektroautobauer in die Wege geleitet haben könnte. Ursache für die Gerüchte um einen Buffett-Rückzug war die Tatsache, dass eine Verkaufsposition im Hongkonger Clearingsystem auftauchte, die rund 20 Prozent der BYD-Anteile entsprach. So hoch ist Buffetts Beteiligung an dem Elektroautobauer. Sollte Buffett wirklich der Verkäufer des riesigen Anteilspakets sein, hätte der 91-jährige mit seinem Investment mehrere Milliarden US-Dollar verdient. Nachdem die Position in Hongkong bekannt wurde, sackte die BYD-Aktie kräftig ab, konnte sich in den Folgetagen aber wieder erholen.
Zuletzt hatten sich in die mehrheitlich positiven Berichterstattung über BYD nur wenig negative Meldungen gemischt. So hatte BYD im Mai 10.000 Fahrzeuge zurück in die Werkstätten gerufen: Sicherheitsbedenken bezüglich des Batteriepacks der Elektroautos hatten den Rückruf nötig gemacht. Grundsätzlich hatte BYD aber mehrheitlich Erfolgsnachrichten zu vermelden: Dazu gehörte unter anderem eine Zusammenarbeit mit dem US-Konzern NVIDIA im Bereich automatisiertes Fahren, aber auch die News, dass sich das Unternehmen Zugang zu Lithium-Vorkommen gesichert hat - einem der wichtigsten Rohstoffe beim Bau von Akkus für Elektroautos.
Wissen Buffet und Munger mehr?
Dennoch bleibt der Markt verunsichert, denn wenn Buffett und Munger ein derart rentables Investment abstoßen, könnte mehr dahinter stecken, als der breiten Öffentlichkeit bekannt ist. Zumal in der jüngeren Vergangenheit bereits ein anderer BYD-Großinvestor Teile seines Investments zu Geld gemacht hat: Himalaya Capital reduzierte seine Beteiligung 2021 von 7,03 auf 6 Prozent, wie es bei Fortune heißt. Der Gründer von Himalaya Capital, Li Lu, war der Investor, der BYD ursprünglich in den Fokus von Charlie Munger rücken ließ.
Bloomberg-Kolumnistin Anjani Trivedi vermutet, dass die Lithiumversorgung trotz jüngster Erfolgsmeldungen ein Problem für die Chinesen werden könnte. Zwar habe BYD den mit der Rohstoffknappheit einher gehenden Kostendruck umgehen können, doch der Zugang zu dem Rohstoff ist dennoch nicht gesichert. Denn zu einer sofortigen und garantierten Versorgung mit Lithium werde es nicht kommen. Unterdessen verweist die Expertin darauf, dass wichtige Batteriepatente, die die Produktion auf China beschränkten, auslaufen, so dass die Batteriearten, die BYD herstellt, auch außerhalb Chinas an Bedeutung gewinnen, was die Nachfrage weiter steigern dürfte.
Hinzu käme, dass laut Analysten die Minen, an denen sich BYD beteiligt hat, möglicherweise nicht so lang nutzbar und so ergiebig sein könnten, wie erhofft. "Egal, ob es sich um eine Beteiligung von Buffet oder jemand anderem handelt, Investoren sind nervös, wenn es um Rohstofflieferungen und -kosten geht, egal wie vertikal integriert ein Unternehmen ist oder wie gut die Umsatzprognosen aussehen", so Trivedi weiter.
Noch ist allerdings unklar, ob es sich tatsächlich um den Anteil des Starinvestors handelt, der jüngst als Verkaufsposition im Hongkonger Clearingsystem auftauchte. Nähere Informationen dazu erhalten Anleger wohl erst in einigen Wochen, wenn Buffett sein 13F-Formular vorlegen wird.
Redaktion finanzen.net
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