Kurssprung gerechtfertigt?

NYSE-Titel C3.ai-Aktie kennt kein Halten: Das sagen Wall Street-Analysten zur KI-Kursrally

28.07.23 22:19 Uhr

NYSE-Titel C3.ai-Aktie kennt kein Halten: Das sagen Wall Street-Analysten zur KI-Kursrally | finanzen.net

Der Trend um künstliche Intelligenz (KI) beflügelte auch den Kurs der C3.ai-Aktie. Das Papier legte seit Jahresbeginn bereits dreistellig zu. Experten warnen jedoch vor einigen Herausforderungen, mit denen der von CEO Thomas Siebel gegründete KI-Konzern zu kämpfen hat.

Werte in diesem Artikel

• KI-Trend erfasst auch C3.ai
• Umsatz zuletzt über Erwartungen
• Schwacher Ausblick enttäuscht

C3.ai bietet KI-Anwendungen für Unternehmen an

Das US-amerikanische Tech-Unternehmen C3.ai hat es sich zur Aufgabe gemacht, Unternehmen auf künstlicher Intelligenz (KI) basierende Anwendungen zur Verfügung zu stellen. Die eigene Plattform bietet Firmen mehr als 40 nutzungsfertige KI-Lösungen, die unter anderem in den Bereichen Fertigung, Finanzdienstleistungen, Behörden, Versorgungsunternehmen, Öl und Gas, Chemie, Agrarindustrie, Verteidigung und Nachrichtendienste eingesetzt werden können. Zu den prominenten Kunden des KI-Konzerns zählen etwa Shell, Engie und die U.S. Air Force.

Gegründet wurde C3.ai 2009 von Thomas Siebel, der bereits auf eine langjährige Erfahrung im Silicon Valley zurückblicken kann. So war Siebel etwa Gründer und CEO der Software-Firma Siebel Systems, die 2005 von Oracle übernommen wurde. Auch bei C3.ai nimmt Siebel die Führungsrolle ein.

C3.ai-Aktie springt an der NYSE an

Die an der NYSE gelistete C3.ai-Aktie erhielt in den letzten Monaten Antrieb durch die allgemeine Nachfrage nach KI-Lösungen. So begann die KI-Rallye bei den Papieren des im kalifornischen Redwood City ansässigen Unternehmens bereits im vergangenen Jahr und hob den Börsenwert über die Marke von 4 Milliarden US-Dollar. 2023 setzte sich die Aufwärtsbewegung dann fort. So schlägt auf Jahressicht bereits ein Plus von 108,68 Prozent zu Buche, seit Anfang Januar ging es gar um 241,47 Prozent nach oben. Damit kosteten die C3.ai-Papiere zuletzt 38,21 US-Dollar (Schlusskurs vom 27. Juli 2023).

Umsatzerwartungen übertroffen - Prognose enttäuscht

Trotzdem ist nicht alles Gold was glänzt. Die Ende Mai veröffentlichten Zahlen zum vierten Quartal und dem gesamten Geschäftsjahr 2023 lieferten Licht und Schatten. Mit einem Quartalsumsatz von 72,4 Millionen US-Dollar übertraf C3.ai die von den Analysten erwarteten 71 Millionen US-Dollar laut "Yahoo Finance". Und auch der Verlust je Aktie von 0,13 US-Dollar fiel geringer als die Expertenprognose von 0,17 US-Dollar. Die Umsatzprognose enttäuschte die Strategen jedoch: Für das im Juni begonnene Geschäftsjahr 2024 erwartet C3.ai einen Umsatz in Höhe von 295 bis 320 Millionen US-Dollar, während an der Wall Street mit einem Umsatzziel von 321 Millionen US-Dollar gerechnet wurde.

D.A. Davidson-Experte: Starkes Wachstum voraus

Unter den Analysten der Wall Street herrscht kein gemeinsamer Konsens, was die C3.ai-Aktie angeht. Trotz des schwachen Ausblicks sehen einige Marktexperten das KI-Unternehmen aber stark aufgestellt. "C3 hat ein Geschäft aufgebaut, das in diesem Jahr ein Volumen von 300 Millionen US-Dollar erreichen dürfte, das sich um Anwendungen des maschinellen Lernens und der prädiktiven künstlichen Intelligenz dreht, was das Unternehmen zu einem der größten Anbieter von KI für Unternehmen und zu einem der ersten reinen Akteure in diesem Bereich macht", zeigte sich Gil Luria von D.A. Davidson gegenüber Yahoo Finance etwa zuversichtlich. Da C3.ai seine Dienste aber ausschließlich für Unternehmenskunden anbietet, sei die Kundenzahl eingeschränkt, so der Experte.

Fokus auf starke Industriekunden

Standford-Dozent Robert Siegel sieht darin jedoch keinen Nachteil. Wie der Wissenschaftler 2018 in einer Fallstudie ermittelte, sei der Kundenstamm zwar eingeschränkt, Industriekunden sollen jedoch trotzdem vielzählige Absatzmöglichkeiten bieten. "Am stärksten scheinen sie bei großen, komplexen Industriekunden zu sein, die über enorm große Datenmengen verfügen und nicht in der digitalen Welt zu Hause sind", erklärte Siegel gegenüber Yahoo Finance.

Canaccord-Analyst: Fundamentaldaten stimmen nicht mit Kursbewegung überein

Kingsley Crane, Senior-Analyst bei Canaccord Genuity, bemängelte aber laut dem Börsenportal, wie das Unternehmen seine Kundenzahl berechnet. Offiziell zähle C3.ai 287 Unternehmen zu seinen Kunden, berechnet diese jedoch einzeln nach Geschäftsbereichen. "Wenn sie zum Beispiel mit Shell in drei oder vier verschiedenen Geschäftsbereichen Geschäfte machen, wären das nach ihrer Zählung drei bis vier Kunden und eine Kundeneinheit", so Crane. Der Stratege schätzt, dass die tatsächliche Kundenzahl des Unternehmens damit unter 100 liegen dürfte. Auch seien die Einnahmen durch Abonnements von Geschäftskunden in den letzten Bilanzen mehr oder weniger konstant geblieben, wie Crane aufzeigte. Darüber hinaus sei man noch von der Profitabilität entfernt. "Wenn man sich also Umsatz, Wachstum und Rentabilität ansieht, liegt das Unternehmen im unteren Quartil der Softwareunternehmen auf den öffentlichen Märkten", zeigte er sich kritisch. "Ich habe es schon einmal gesagt, aber ich denke, dass die Fundamentaldaten von C3 nicht unbedingt mit der Bewegung und dem Preis übereinstimmen, obwohl das für viele Unternehmen gilt."

Wachstum unterscheidet sich je nach Sektor

Sahm Adrangi, der Gründer von Kerrisdale Capital Management, vermutet außerdem, dass C3.ai mit einem Nachfrageproblem zu kämpfen hat. "Wenn dieses Unternehmen ein wettbewerbsfähiges Produkt hat, warum ist die Kundenzahl dann relativ flach geblieben?", so der Analyst gegenüber dem Portal.

Constellation Research-Gründer R "Ray" Wang gab jedoch zu bedenken, dass man zwischen Wachstum im öffentlichen und im privaten Bereich unterscheiden müsse. "Das Wachstum im öffentlichen Sektor ist erfolgreich, weil es Konkurrenten wie Palantir Marktanteile wegnimmt", so der Stratege. "Das Wachstum im privaten Sektor ist auf die zukunftsorientierten Unternehmen beschränkt, die den Wert verstehen."

Hohe CFO-Fluktuation

Ein weiterer Kritikpunkt unter Wall Street-Experten ist die hohe Fluktuation der Chief Financial Officers (CFOs) des Unternehmens. Wie Daten von Yahoo Finance zeigen, hatte C3.ai seit der Gründung 2009 bereits neun Finanzchefs, wobei die Erstbesetzung Howie Shohet die Position mit einer Amtszeit von 2009 bis 2012 am längsten innehatte. Seit 2019 bekleideten bereits vier Manager das Amt, seit 2022 ist Juho Parkkinen für die Finanzen des KI-Konzerns verantwortlich. Eine solch hohe Wechselquote ist eher ungewöhnlich, so Yahoo Finance unter Berufung auf Daten von Bedrock AI. So gab es seit 2019 nur bei unter 10 Prozent der US-Unternehmen mit Börsennotierung und einer Marktkapitalisierung über 1 Milliarde US-Dollar eine solche Fluktuation. C3.ai-CEO Siebel erklärte die Lage jedoch mit der Entwicklung des Unternehmens. "Wir haben mit drei Leuten angefangen", so der Gründer gegenüber dem Portal. "Wir sind auf 10 Mitarbeiter angewachsen. Dann waren es 100 Mitarbeiter. Wir haben uns von einem US-Unternehmen zu einem multinationalen Unternehmen entwickelt. Ich kann Ihnen versichern, dass Sie einen anderen CFO brauchen, um ein Fünf-Personen-Unternehmen zu leiten, als einen, der ein globales Unternehmen mit tausend Mitarbeitern führt."

Analysten uneinig

Am Markt herrscht also trotz der steilen Kursbewegung der C3.ai-Aktie Uneinigkeit darüber, ob sich das Unternehmen auch zukünftig bewähren kann. Dies spiegelt sich auch auf der Analyse-Plattform "TipRanks" wider: Von insgesamt zwölf dort gelisteten Experten empfehlen zwei die C3.ai-Aktie zum Kauf, während drei Strategen den Verkauf der Anteile präferieren. Den Löwenanteil der Einschätzungen machen aber die sieben "Hold"-Empfehlungen aus. Der Großteil der gelisteten Experten scheint also selbst unsicher zu sein, in welche Richtung sich die C3.ai-Aktie zukünftig entwickeln könnte - und rät zum Abwarten. Das durchschnittliche Kursziel liegt mit 28,86 US-Dollar trotzdem unter dem aktuellen Kursniveau. Die höchste Prognose liegt bei 50,00 US-Dollar, die niedrigste bei 14,00 US-Dollar.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Iljanaresvara Studio / Shutterstock.com

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