Offensive gegen Warren Buffett: Größter US-Pensionsfonds befürwortet Abwahl Buffetts als Berkshire-Chairman
Der größte US-Pensionsfonds CalPERS fordert Warren Buffett auf, seine doppelte Machtposition als CEO und Verwaltungsratsvorsitzender bei Berkshire Hathaway aufzugeben. Nur die Rolle als CEO soll Buffett behalten, die Investmentholding soll dadurch eine effizientere Führung bekommen. Doch der Berkshire Hathaway-Verwaltungsrat lehnt dies ab.
Werte in diesem Artikel
• Buffett ist CEO und Verwaltungsratsvorsitzender bei Berkshire - enorme Machtposition
• Kalifornische Pensionskasse befürwortet Abwahl Buffetts als Chairman, aber Teil-Entmachtung Buffetts unwahrscheinlich
• Mehrere US-Unternehmen mit bedenklicher Corporate Governance
Im Vorfeld der diesjährigen Generalversammlung von Berkshire Hathaway sorgt ein Aktionärsantrag des "National Legal and Policy Center" für Aufsehen. Die Organisation, die Berkshire Hathaway-Aktien hält, will der Doppelrolle Warren Buffetts als CEO und Verwaltungsratsvorsitzender (President of the Board of Directors) ein Ende bereiten. Die umstrittene Forderung nach einem Ende der Buffett-Personalunion findet im kalifornischen Pensionsfonds nun einen mächtigen Befürworter. Was ist der Grund für diese Initiative? Wie sieht Buffetts Rolle bei Berkshire konkret aus?
Buffett transformierte das ehemalige Textilunternehmen in eine Investmentholding
Berkshire Hathaway ist untrennbar mit dem Namen Warren Buffett verbunden. Bereits 1962 kaufte der damals 32-Jährige aus Omaha die Anteile am schwächelnden Textilunternehmen peu à peu auf und wandelte es schrittweise in eine Investmentholding um. Dieses unorthodoxe Vorgehen wurde zu einer absoluten Erfolgsgeschichte: Derzeit rangiert Berkshire Hathaway auf der "CompaniesMarketCap"-Rangliste der wertvollsten Unternehmen der Welt auf Platz sieben und damit deutlich vor Unternehmensgiganten wie Meta Platforms, Walmart oder JPMorgan. Die beeindruckende Marktkapitalisierung von über 700 Milliarden US-Dollar ist das Resultat von Buffetts äußerst profitablen Investmententscheidungen über die vergangenen Jahrzehnte. Seit 1965 ist Buffett CEO, seit 1970 auch Verwaltungsratsvorsitzender von Berkshire Hathaway. Doch nun muss der 91-jährige Starinvestor Gegenwind verkraften, wie das "Wall Street Journal" vergangene Woche berichtete.CalPERS will Buffetts Abwahl als Vorstandsvorsitzender unterstützen
Das California Public Employees' Retirement System (CalPERS) ist mit einem verwalteten Vermögen von über 450 Milliarden die größte öffentliche Pensionskasse der USA und gilt deshalb als einer der mächtigsten institutionellen Investoren der Welt. Zudem ist CalPERS für für einen aktivistischen Investmentansatz bekannt, besonders auf die Corporate Governance der von ihr gehaltenen Unternehmen hat die Pensionskasse oft einen nicht zu unterschätzenden Einfluss. Deshalb zog ein vergangene Woche veröffentlichter Bericht von CalPERS an die US-Börsenaufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission (SEC) weite Kreise. Nach "Bloomberg"-Informationen will CalPERS demnach die Initiative des "National Legal and Policy Center" unterstützen, die eine Abwahl Buffetts als Verwaltungsratsvorsitzenden fordert. CalPERS hält Berkshire Hathaway-Aktien sowohl der A- als auch der B-Klasse im Wert von insgesamt rund 2,3 Milliarden US-Dollar. Dieser Vorschlag werde bei Berkshire Hathaways nächster Aktionärsversammlung am 30. April in die Diskussion gebracht. Das "Woodstock für Kapitalisten" findet nach zwei pandemiebedingt digital abgehaltenen Generalversammlungen nun wie gewohnt wieder in Omaha statt. Es werden mehrere zehntausend Aktionäre erwartet.
Doppelrolle Buffetts "schwächt die Unternehmensführung" - Widerspruch von Berkshire
Wie das "National Legal and Policy Center" in ihrer Aktionärsinitiative ausführt, schwäche Buffetts Machtkonzentration Berkshire Hathaway. Eine Aufteilung der beiden Positionen würde dagegen neue Impulse geben und eine ausgeglichenere Führung ermöglichen.Wenig überraschend stößt die Initiative nicht überall auf Gegenliebe, zu groß ist der Respekt vor Buffetts Leistungen, zu uneingeschränkt ist Buffetts Autorität in seinem Unternehmen. So lehnte der Berkshire Hathaway-Vorstand auch prompt die Initiative ab. Buffett soll weiterhin beide Positionen innehaben, jedoch werde diese Doppelrolle bei einem Ausscheiden des Starinvestors ein Ende finden. Dann soll Warren Buffets Sohn Howard Buffet nicht-geschäftsführender Präsident des Verwaltungsrats und Greg Abel, langjähriger Stellvertreter Buffetts, neuer CEO von Berkshire Hathaway werden. Doch bis dahin werde der Berkshire-Vorstand die Doppelrolle Buffetts unterstützen. Eine Teil-Entmachtung Buffetts ist somit aktuell äußerst unwahrscheinlich.
Machtkonzentration bei Berkshire Hathaway kein Einzelfall
Das "National Legal and Policy Center" hat bei den Forderungen nach einer ausgeglicheneren Corporate Governance nicht nur Berkshire Hathaway ins Visier genommen. Auch bei sechs weiteren Unternehmen wird ein neuer, unabhängiger Chairman gefordert, nämlich bei Goldman Sachs, Coca-Cola, Mondelez, Salesforce und Home Depot.CalPERS hält ebenfalls Aktien von diesen fünf Unternehmen, hat sich aber bislang nicht den Forderungen des "National Legal and Policy Center" angeschlossen. Wie "finews.ch" schreibt, unterstütze die kalifornische Pensionskasse aber allgemein die Trennung der Rollen des Vorstandsvorsitzenden und des Geschäftsführers bei allen Unternehmen, an der sie Aktien besitze. Dabei ist diese Praxis bei US-Unternehmen durchaus gängig: Wie "Institutional Money" hervorhebt, sind auch Jamie Dimon von JPMorgan und Brian Moynett von der Bank of America gleichzeitig Verwaltungsratsvorsitzende und CEO. Laut Datenanbieter "ISS" werden bei 41 Prozent der S&P 500-Unternehmen beide Position des CEO und Verwaltungsratspräsidenten von nur einer Person ausgeübt.
Auch fehlende Klimaaussagen von Berkshire im Visier von CalPERs
Überdies hake CalPERS regelmäßig bei den Klimazielen der von ihr gehaltenen Unternehmen nach - so auch bei Berkshire Hathaway. CalPERS moniert im Antrag die fehlenden Berkshire-Aussagen zu Klimarisiken: "Unserer Ansicht nach sind die bestehenden Angaben des Unternehmens unzureichend", heißt es im CalPERS-Antrag. Womöglich könnte die Berkshire-Generalversammlung am kommenden Samstag hier etwas Licht ins Dunkel bringen.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: Jonathan Weiss / Shutterstock.com
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