Konsequenzen

Tech-Konzerne im Visier: So könnte die US-Regierung nach dem Facebook-Skandal reagieren

18.04.18 10:29 Uhr

Tech-Konzerne im Visier: So könnte die US-Regierung nach dem Facebook-Skandal reagieren | finanzen.net

Der Datenskandal um Facebook und Cambridge Analytica zieht immer weitere Kreise. Auch bei anderen großen Tech-Unternehmen hat die Affäre ihre Spuren hinterlassen. Es werden immer öfter Regulierungen gefordert, doch wie könnten diese aussehen?

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Der Skandal um gesammelte und gestohlene Nutzerdaten bei Facebook belastete nicht nur das betroffene Unternehmen, er zog an der Börse fast den gesamten US-Tech-Sektor nach unten. Hinter den Kurseinbußen steht die Angst, dass alle Konzerne aus diesem Bereich stärker ins Visier der Behörden geraten könnten.

Nutzer sollen geschützt werden

Nach ersten Erkenntnissen könnten bis zu 87 Millionen Nutzer des sozialen Netzwerks Facebook vom Daten-Skandal betroffen sein. Allein in Europa soll sich die Zahl auf rund 2,7 Millionen belaufen. Da jedoch ein Großteil der Betroffenen US-amerikanische Bürger sein dürften, werden Maßnahmen seitens der US-Regierung gefordert. Nicht zuletzt, da Facebook seinen Konzernsitz in den USA, genauer gesagt in Menlo Park/Kalifornien, hat. Doch nicht nur Regulierungen speziell gegen Facebook dürften mit der Affäre einhergehen. Möglicherweise könnte der Umgang mit dem World Wide Web grundlegend revolutioniert werden, auch zum Nachteil anderer Unternehmen wie Google, Amazon, Twitter und Co..

US-Regierung hätte mehrere Möglichkeiten

Die US-amerikanische Ausgabe des Nachrichtenportals "Bloomberg" hat Maßnahmen zusammengefasst, welche die Regierung ergreifen könnte, um Internet-Nutzer vor derartigen Vorfällen zu schützen.

Unter anderem kam einigen Kongress-Abgeordneten die Idee, eine Bundesbehörde ins Leben zu rufen, die die Aufsicht über solche Konzerne hat. Die sogenannte "Digital Protection Agency" solle darüber wachen, welche Daten über Bürger der Vereinigten Staaten weitergegeben werden. Ähnlich wie die Börsenaufsicht SEC wäre die Behörde auch für Regeln und eventuelle Bestrafungen bei Nichtbeachtung verantwortlich.

Auch straffere Gesetze zum Datenschutz wären eine Regulierungsmöglichkeit. In Europa treten im kommenden Monat genau diese Richtlinien in Kraft. Die EU hat damit Unternehmen, die Nutzerdaten sammeln und nutzen, den Kampf angesagt. Auch wenn einige Senatoren im US-Kongress das "Recht auf Vergessen" fordern, dürfte die Umsetzung in Übersee schwierig werden, da ein Großteil der Parlamentsmitglieder der Regulierung von Internetkonzernen skeptisch gegenüber steht.

Bereits im Vorfeld haben sich einige Tech-Riesen wie Facebook und Twitter für den sogenannten "Honest Ads Act" (Ehrliche-Werbung-Gesetz) ausgesprochen. Hier geht es allerdings nicht um Werbung im Großen und Ganzen. Im Mittelpunkt der Initiative stehen politische Werbeformen wie Wahlwerbespots. Diese sollen deutlicher gekennzeichnet werden, insbesondere soll sichtbar sein, von wem sie finanziert wurden.

Einen drastischeren Ansatz hat der Republikaner Lindsey Graham in der Anhörung von Mark Zuckerberg vor dem US-Kongress verfolgt. Er sprach den Facebook-CEO darauf an, ob das soziale Netzwerk nicht eine Monopolstellung innehabe. Sollte diese Ansicht in größerem Umfang verfolgt werden, könnte Facebook ins Visier der Wettbewerbsbehörde rücken. Nach "Bloomberg"-Angaben laufen 75 Prozent der mobilen Social-Media-Kommunikation in den USA über Facebook-Programme (inkl. Instagram, WhatsApp etc.).

Eine weitere Möglichkeit bestünde darin, Webseiten stärker für ihre Inhalte verantwortlich zu machen. Schon im April unterzeichnete US-Präsident Donald Trump einen Gesetzentwurf, der dies auf den Weg bringen könnte. Eine solche Richtlinie könnte dann jedoch nicht nur für Facebook zur Stolperfalle werden, da hier die Nutzer die Inhalte posten und der Konzern nicht jeden einzelnen Beitrag kontrollieren kann. Auch die Suchmaschine Google mit unzähligen Einträgen anderer Webseiten oder Amazon mit Drittanbietern könnten hier in die Bredouille geraten.

Tech-Sektor von Regulierungsangst belastet

Durch den Cambridge Analytica-Skandal wurden vielfältige Probleme aufgedeckt und noch mehr Lösungsmöglichkeiten diskutiert. Anleger an der NASDAQ haben nicht nur die Facebook-Aktie abgestoßen, auch anderen Tech-Papieren ging es an den Kragen. So hat der US-Techwerte-Index NASDAQ Composite seit dem Bekanntwerden der Affäre Mitte März über vier Prozent an Wert einbüßen müssen.

Inwieweit tatsächlich Regulierungsmaßnahmen durch die Regierung der Vereinigten Staaten ergriffen werden, und wie sich diese auf die Tech-Werte auswirken werden, bleibt abzuwarten. Sicher scheint jedoch, dass sich die Konzerne auf neue Richtlinien einstellen sollten.

Redaktion finanzen.net

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