KONJUNKTUR IM BLICK/Stimmung bei deutschen Stimmungsindikatoren
Von Hans Bentzien
DOW JONES--Deutschland hat sich in der Stunde höchster Not als handlungsfähig erwiesen und seine Schuldenneurose vorübergehend über Bord geworfen. Milliarden und Abermilliarden werden sich in den nächsten Jahren über die ausgedorrte Infrastruktur ergießen. Zwar fehlt es nicht an warnenden Stimmen, dass ein Teil dieses Geldes über höhere Preise versickern könnte, aber zumindest die Sache mit den Rüstungsmilliarden kommt den meisten Beobachtern vernünftig vor. Die Unsicherheit darüber, wie es wirtschaftspolitisch weitergeht, nimmt etwas ab, auch wenn hinsichtlich der langfristig entscheidenden angebotsseitigen Reformen noch nichts feststeht. Aber: Die Laune bessert sich.
In der Woche kommen außerdem Inflationsdaten aus einigen europäischen Ländern für März sowie aus den USA für Februar.
Ifo-Geschäftsklimaindex steigt im März
Das Geschäftsklima in Deutschland dürfte sich im März etwas aufgehellt haben. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten, dass der Ifo-Geschäftsklimaindex auf 86,6 (Februar: 85,2) Punkte gestiegen ist. Während die aktuelle Lagebeurteilung schwach geblieben sein dürfte, sollten sich bei den Erwartungen das Tauziehen zwischen Pessimisten (US-Importzölle) und Optimisten (die wirtschaftspolitische Unsicherheit nimmt ab) zugunsten Letzterer entschieden haben.
Für den Index der Lagebeurteilung wird ein Anstieg auf 85,5 (85,0) prognostiziert und für den Erwartungsindex ein Zuwachs auf 88,0 (85,4) Punkte. Das Ifo-Institut veröffentlicht die Daten am Dienstag (10.00 Uhr). Beeinflusst werden die Erwartungen für den Ifo wahrscheinlich noch von den am Montag anstehenden Einkaufsmanagerindizes (PMI), die am Montag (9.30 Uhr) veröffentlicht werden. Analysten erwarten leichte Anstiege bei Industrie- und Dienstleistungs-PMI.
Frankreichs und Spaniens Inflationsdaten für März
Verbraucherpreisdaten aus Frankreich und Spanien geben einen Vorgeschmack auf die Inflationsentwicklung im Euroraum, über die Eurostat am 1. April, also in der Folgewoche, informieren wird. Volkswirte rechnen damit, dass der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) in Frankreich mit einer Jahresrate von 1,0 (Februar: 0,9) Prozent gestiegen ist und der spanische um 2,3 (2,9) Prozent. HVPI-Daten aus Deutschland kommen einen Tag vor der Eurostat-Veröffentlichung, am Montag der Folgewoche.
PCE-Kernteuerung steigt im Februar leicht
Der Inflationsdruck in den USA dürfte im Februar leicht zugenommen haben. Analysten erwarten laut Factset-Konsens, dass der Preisindex der persönlichen Konsumausgaben (PCE-Deflator) ohne Nahrungsmittel und Energie gegenüber dem Vormonat um 0,3 Prozent gestiegen ist und um 2,7 (Januar: 2,6) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats lag. Der gesamte PCE-Index dürfte um ebenfalls 0,3 und 2,5 (2,5) Prozent zugelegt haben. Die Fed, die besonders auf jenen Kern-PCE-Deflator schaut, hatte ihre Zinsen in dieser Woche wie erwartet unverändert gelassen.
Fiskalpolitischer Nachtrag:
Bundesverfassungsgericht urteilt über Solidaritätszuschlag
Das Bundesverfassungsgericht urteilt über die Rechtmäßigkeit des seit 2021 nur noch von Unternehmen, Gutverdienern und Kapitalanlegern erhobenen Solidaritätszuschlags. Zwar sind heute 90 Prozent der Einkommensteuerzahler vom "Soli" befreit, aber trotzdem würde ein Wegfall, wie ihn die Beschwerdeführer (FDP-Bundestagsabgeordnete) fordern, den Bund 12 bis 13 Milliarden Euro Steuereinnahmen jährlich kosten. Die Bundesregierung argumentierte vor Gericht damit, dass die finanziellen Folgen der Wiedervereinigung noch nicht ganz bewältigt seien.
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March 21, 2025 11:00 ET (15:00 GMT)