KI-Studie: Tesla-Effekt verändert den deutschen Auto-Arbeitsmarkt
Die Software-Spezialisten von Textkernel haben mittels eines eigenen Algorithmus den deutschen Stellenmarkt in der Automobilbranche analysiert. Die KI-basierte Studie liefert interessante Erkenntnisse über die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des "Tesla-Effekts".
Werte in diesem Artikel
• Jobangebote stiegen nach Corona wieder stak an
• Teslas Gigafactory schafft viele neue Jobs
• Softwareentwickler am meisten gesucht
Schnelle Erholung nach Einbruch durch Corona
Die Ergebnisse der Studie von Textkernel für die WirtschaftsWoche belegen eine auffällig schnelle Erholung des Fachkräftebedarfs in der Automobilindustrie nach dem Hereinbrechen der Corona-Pandemie. Mit dem Beginn des ersten Lockdowns erfuhr die deutsche Automobilindustrie zunächst einen massiven Einbruch von 24 Prozent. In der Folge nahmen auch die Jobangebote in diesem Sektor im ersten Quartal 2020 stark ab. Die Analysten von Textkernel vermuten als Grund für den starken Rückgang an Stellenanzeigen, dass in diesem Zeitraum nur noch unbedingt notwendige Positionen extern ausgeschrieben wurden. Genauso schnell wie die Arbeitsnachfrage abgesunken war, stieg sie jedoch nach den Betriebsferien im Juli und August 2020 auch wieder an. Während sich die Zahl aller angebotenen versicherungspflichtigen Jobs im Mai letzten Jahres auf nur 600 belief, war sie ein Jahr später auf ganze 2.000 angestiegen.
Tesla treibt das Stellenangebot in die Höhe
Bemerkenswert ist auch, dass der Winter-Lockdown 2020/21 zwar die Automobilproduktion erneut in die Bredouille brachte, dies jedoch das Stelleangebot nicht negativ beeinträchtigte. Ein ausschlaggebender Grund dafür war der Analyse zufolge der Tesla-Effekt. Mit dem Bau seiner neuen Gigafactory im brandenburgischen Grünheide bei Berlin hatte der US-amerikanische Elektrofahrzeughersteller ein "Sonderangebot" an Jobs geschaffen, da für den Bau der Fabrik eine große Anzahl an neuen Arbeitskräften benötigt wurde. Dies erklärt, warum Tesla im ersten Quartal 2021 deutlich mehr Stellen anzubieten hatte als seine Mitbewerber. Im März und April dominierte Tesla mit 1.300 von insgesamt 2.000 angebotenen Jobs den Autoarbeitsmarkt in Deutschland. Im Mai waren die Zahlen wieder zurückgegangen, zu diesem Zeitpunkt hatte Tesla nur noch 600, Volkswagen und Daimler je rund 350 Stellen im Angebot.
Softwareentwickler haben die besten Karten
Eine weitere Erkenntnis, die die Analyse von Textkernel ergeben hat, ist, dass unter all den in der Automobilbranche benötigten Professionen ganz klar die Softwareentwickler die Gefragtesten sind. Die immer stärkere Vernetzung von modernen Fahrzeugen und die sich weiter entwickelnde Komplexität von Softwarestrukturen und Onboard-Computern führt dazu, dass das bloße Weiterbilden von bestehendem Personal bei Weitem nicht mehr ausreicht, um dem technischen Fortschritt folgen zu können. Während Software früher noch von den Autoherstellern eingekauft wurde, wird sie heutzutage immer mehr internalisiert, um technisch am Zahn der Zeit zu bleiben und auch um sich vor aggressiven Zulieferern zu schützen. In diesen Entwicklungen lässt sich der konstante prozentuale Anstieg von IT-Stellen auch innerhalb des Ingenieurwesens seit 2017 begründen. Der stetige Wandel hin zum E-Auto verstärkt diesen Trend noch, da in Stromern anteilig noch mehr Software verbaut ist als in Verbrennern.
Thomas Weschle / Redaktion finanzen.net
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