Keine technische Rezession

Deutsche Bundesregierung rechnet nicht mit BIP-Rückgang im ersten Quartal

14.04.23 12:53 Uhr

Deutsche Bundesregierung rechnet nicht mit BIP-Rückgang im ersten Quartal | finanzen.net

Die Wirtschaftsleistung Deutschlands ist nach Einschätzung der Bundesregierung im ersten Quartal nicht gesunken.

Damit ist das Szenario einer "technischen Rezession" - Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in zwei aufeinander folgenden Quartalen - vom Tisch. "Aktuelle Konjunkturindikatoren zeigen eine spürbare Belebung der Wertschöpfung im ersten Quartal 2023 an", erklärte das Wirtschaftsministerium in seinem aktuellen Monatsbericht.

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Die Industrie- und die Bauproduktion seien infolge der weiter nachlassenden Materialengpässe, der deutlich rückläufigen Energiepreise sowie der günstigen Witterung deutlich aufwärtsgerichtet gewesen. "Insgesamt dürfte das BIP im Vergleich zum Vorquartal leicht gestiegen sein, eine 'technische Rezession' konnte damit vermieden werden", erklärte das Ministerium.

Auch für das Gesamtjahr gingen aktuelle Prognosen des Sachverständigenrates und die Gemeinschaftsdiagnose der Wirtschaftsforschungsinstitute "von einem leicht positiven BIP-Zuwachs aus". Die Industriekonjunktur habe sich im ersten Quartal auf Erholungskurs befunden. Sowohl die Produktion im Produzierenden Gewerbe als auch die Auftragseingänge in der Industrie hätten im Januar und Februar deutlich zugelegt. Die Geschäftsaussichten hätten sich aufgehellt und weniger Unternehmen berichteten von Materialengpässen.

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Die konjunkturelle Ausgangslage stelle sich im ersten Quartal besser dar als zum Jahreswechsel angenommen: "Der milde Winter und die hohen Gasspeicherstände haben zu einer ausreichenden Gasverfügbarkeit in Deutschland und Europa beigetragen, was sich auch in einem spürbaren Rückgang der Energiepreise niederschlägt." Die Weltmarktpreise für Gas befänden sich beispielsweise wieder auf dem Niveau von vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine. "Der Höhepunkt des Verbraucherpreisanstiegs dürfte damit überschritten sein", so das Ministerium.

Die Stimmung unter den Verbrauchern dürfte ihre Erholung in den kommenden Monaten fortsetzen, allerdings belasteten nach wie vor die inflationsbedingten Kaufkraftverluste. Maßgeblich für den Rückgang der Inflationsrate im März auf 7,4 Prozent sei vor allem ein Basiseffekt gewesen.

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"Inzwischen sind Nahrungsmittel der größte Preistreiber, nicht nur wegen ihres hohen Gewichts am Warenkorb, sondern auch, weil sie mittlerweile eine höhere Teuerung als die Energieträger aufweisen", erläuterte das Ministerium. Der Arbeitsmarkt habe im Berichtsmonat März eine robuste Seitwärtsbewegung gezeigt. Die Frühjahrsbelebung sei aber vergleichsweise schwach ausgefallen. Die Arbeitsnachfrage liege weiter auf hohem Niveau, betonte das Ministerium aber auch.

Das Ministerium verwies auch auf "spürbare Belastungen und Risiken für die weitere konjunkturelle Entwicklung", insbesondere die derzeit noch sehr schwache Entwicklung der privaten Konsumausgaben, die Verschlechterung der Rahmenbedingungen in der Bauindustrie, jüngsten Problemen in einzelnen Finanzinstituten und nicht zuletzt die geopolitischen Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine.

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)

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