Credit Suisse-Aktie deutlich höher: Durch CS-Übernahme wohl zehntausende Jobs gefährdet - Anleger in AT1-Anleihen prüfen rechtliche Schritte
Die Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS könnte einem Medienbericht zufolge zehntausende Stellen kosten.
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Es sei zwar noch zu früh sei, um zu beziffern, wie viele Stellen gestrichen würden, hieß es in einem Bericht der "Financial Times" vom Dienstag. Aber es könnte sich um bis zu ein Drittel der 120.000 Stellen der fusionierten Großbank handeln. Das Schweizer Geschäft und die Investmentbank der Credit Suisse, die zusammen mehr als 30.000 Personen beschäftigen, dürften die Hauptlast des Abbaus tragen. In der Schweiz gebe es viele Überschneidungen zwischen den beiden Instituten.
Anleger in AT1-Anleihen der Credit Suisse prüfen rechtliche Schritte
Die behördlich verfügte Komplettabschreibung auf AT1-Anleihen der Credit Suisse könnte ein juristisches Nachspiel haben.
Anwälte aus der Schweiz, den USA und Großbritannien sprächen mit einer Reihe von Anleihe-Inhabern über mögliche rechtliche Schritte, wie die Anwaltskanzlei Quinn Emanuel Urquhart & Sullivan mitteilte. Quinn Emanuel befinde sich in Gesprächen mit den Anleihebesitzern der Credit Suisse, die einen "bedeutenden Prozentsatz" des gesamten Nominalwerts der Instrumente repräsentierten. Die Kanzlei nannte aber keine Namen.
Im Zuge der Übernahme der angeschlagenen Credit Suisse durch die UBS verfügte die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma, dass die Papiere im Zuge der Fusion von 16 Milliarden Franken auf Null abgeschrieben werden. Während die Inhaber von AT1-Anleihen der Credit Suisse leer ausgehen, erhalten die Aktionäre, die bei einem Bank- oder Unternehmenszusammenbruch in der Regel nach den Anleihegläubigern rangieren, 3,23 Milliarden Dollar.
AT1-Anleihen werden auch "CoCos" (Contingent Convertible Bonds) genannt. Dabei handelt es sich um Papiere, die zwar fest verzinst werden, aber für die Banken fast so gut wie Eigenkapital sind und deshalb auch als "zusätzliches Kernkapital" (AT1, Additional Tier-1 Capital) gelten. Sie sollten einen zusätzlichen Puffer bieten, wenn die Kapitaldecke einer Bank in der Krise zu dünn wird. In der Schweiz sehen die Anleihebedingungen vor, dass die Finma bei einer Restrukturierung nicht verpflichtet ist, die traditionelle Kapitalstrukturhierarchie einzuhalten.
Fonds, die von Lazard Freres Gestion, Pimco und GAM Investments verwaltet werden, gehörten Ende Februar zu den am stärksten in AT1-Anleihen der Credit Suisse engagierten Portfolios. Laut Quinn Emanuel wird voraussichtlich am Mittwoch eine Anhörung der Anleihegläubiger einberufen.
Allianz-Tochter Pimco verliert mit CS-Bonds anscheinend 340 Mio Dollar
Die Allianz-Fondstochter Pimco hat mit wertlos gewordenen Anleihen der Schweizer Großbank Credit Suisse (CS) einem Insider zufolge rund 340 Millionen Dollar verloren.
Mit diesem Wert hätten sogenannte AT1-Anleihen der CS noch am Freitag in den Büchern der Investmentfonds von Pimco gestanden, sagte der Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma hatte die als zusätzliches Kernkapital (AT1) geltenden Zwangswandelanleihen im Volumen von insgesamt 16 Milliarden Franken im Zuge der Not-Übernahme durch den Rivalen UBS überraschend für wertlos erklärt. Dagegen erhalten die CS-Aktionäre UBS-Aktien im Wert von drei Milliarden Franken.
Die Verluste von Pimco mit den AT1-Papieren seien aber durch Gewinne mit anderen CS-Anleihen ausgeglichen worden, die im Zuge der Fusion deutlich an Wert gewannen, sagte der Insider. Pimco habe - ohne die AT1-Bonds - CS-Anleihen im Wert von mehr als vier Milliarden Dollar im Portfolio. So zog eine 2026 fällige CS-Emission im Volumen von fast zwei Milliarden Dollar am Montag nach Daten von Tradeweb auf 87,5 von 66 Cent an. Pimco ist mit einem verwalteten Vermögen von 1,7 Billionen Dollar einer der größten Vermögensverwalter der Welt und gilt als Anleihen-Spezialist.
AT1-Anleihen - auch "CoCo-Bonds" genannt - dienen Banken als zusätzlicher Kapitalpuffer und können abgeschrieben werden, wenn die Kernkapitalquote unter einen bestimmten Schwellenwert fällt. Normalerweise verlieren aber erst die Aktionäre ihren Einsatz - bei CS entschieden die Schweizer Aufseher anders, was zu Unmut bei vielen Anlegern führte. Die Anwaltskanzlei Quinn Emanuel Urquhart & Sullivan spricht nach eigenen Angaben mit einer Reihe von Investoren in AT1-Anleihen der CS über mögliche Klagen. Die Bankenaufsichtsbehörden in der EU betonten, bei Bankenrettungen dort würden AT1-Anleger weiterhin erst nach den Aktionären zur Kasse gebeten.
Auch Invesco und BlackRock offenbar mit Verlusten durch Credit-Suisse-Bonds
Das Investment-Schwergewicht Invesco steht als Gläubiger von AT1-Anleihen der Credit Suisse vor hohen Verlusten. Invesco und Pimco halten insgesamt AT1-Anleihen der Bank im Volumen von fast 1,2 Milliarden US-Dollar, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet.
Reuters berichtet, dass sich die Verluste von Pimco auf 340 Millionen Dollar belaufen.
Das Engagement von BlackRock bei AT1-Anleihen von Credit Suisse betrage 113 Millionen Dollar, heißt es bei Bloomberg weiter. Der Vermögensverwalter habe jüngst damit begonnen, sein Exposure zu reduzieren.
Pimco, Invesco, und Blackrock reagierten nicht unmittelbar auf eine Bitte um eine Stellungnahme.
Bund suspendiert Boni-Auszahlung bei Credit Suisse
Der Bund suspendiert die Boni-Auszahlung bei der Großbank Credit Suisse. Das betrifft bereits zugesicherte, aber aufgeschobene Vergütungen für die Geschäftsjahre bis 2022, zum Beispiel in Form von Aktienansprüchen. Der Bundesrat verweist dabei auf das Bankengesetz.
Der Bundesrat hatte bereits am Sonntagabend mitgeteilt, dass der Credit Suisse in der Übernahmephase durch die UBS die Auszahlung von Dividenden nicht erlaubt seien. Zudem gehe man die Boni der Banken an.
Am Dienstag teilte der Bundesrat nun mit, dass das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) mittels Verfügung an die Credit Suisse gewisse variable Vergütungen an ihre Mitarbeitenden vorläufig suspendiert habe. Grundlage dafür ist Artikel 10a des Bankengesetzes, wonach die Auszahlung variabler Vergütungen ganz oder teilweise verboten werden kann, wenn einer systemrelevanten Bank direkt oder indirekt staatliche Beihilfe aus Bundesmitteln gewährt wird.
Weitere Boni-Maßnahmen will der Bundesrat prüfen lassen. Das EFD soll Maßnahmen zur variablen Vergütung für die Geschäftsjahre bis 2022 und folgende vorschlagen, wie es in der Mitteilung heißt.
Die Credit Suisse-Aktie schloss am Dienstag an der Schweizer Börse 7,31 Prozent höher bei 0,88 Franken.
Zürich/New York (Reuters/Dow Jones/dpa-AFX)
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