Jede Bewegung wird verfolgt

Hebt Amazon mit zwei Patenten die Mitarbeiterüberwachung auf eine neue Stufe?

05.02.18 13:18 Uhr

Hebt Amazon mit zwei Patenten die Mitarbeiterüberwachung auf eine neue Stufe? | finanzen.net

Amazon konnte mit seiner Bilanz in der vergangenen Woche restlos überzeugen. Doch für das kräftige Wachstum müssen vor allem die Lagerarbeiter kräftig schuften. Nun hat der Handelsriese offenbar eine neue Idee, wie er ihre Leistung weiter steigern kann.

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Der Versandriese Amazon steht nahezu permanent aufgrund des Umgangs mit seinen Angestellten in der Kritik. Die Gewerkschaft Verdi fordert etwa in Deutschland seit Jahren höhere Löhne für die Mitarbeiter in den Logistikzentren sowie die Aufnahme von Tarifverhandlungen, ehemalige Amazon-Angestellte aus der ganzen Welt sprechen immer wieder von kaum machbaren Zielvorgaben, langen Arbeitszeiten, Misstrauen und Überwachung.

Gerade im Bereich der Mitarbeiterüberwachung könnte der Konzern aus Seattle nun noch einmal eine Schippe drauflegen und die ohnehin schon hitzige Debatte weiter anheizen. Denn Amazon hat in der vergangenen Woche die Eintragung von zwei Patenten für Tracking-Armbänder bewilligt bekommen, die deutlich an elektronische Fußfesseln für Straftäter erinnern.

Überwachungsarmbänder sollen Arbeitsabläufe vereinfachen

Die Patent-Anmeldungen wurden bereits im Jahr 2016 eingereicht und im September 2017 erstmals veröffentlicht. Sie beschreiben zwei Arten von Armbändern, mit denen Position und Handbewegungen der Angestellten überwacht und koordiniert werden können. Eine Version des Tracking-Armbandes soll dafür Ultraschall nutzen, die andere Radiowellen. Kombiniert mit speziellen Sensoren an den Regalen und Behältern, in denen die Produkte gelagert werden, und einer Überwachungseinheit soll Amazon so in der Lage sein, jede Handbewegung eines Mitarbeiters zu verfolgen.

Laut Beschreibung in der Patentanmeldung sollen die Armbänder in erster Linie dazu genutzt werden, um Zeit einzusparen. Dass eine Bestellung möglichst schnell ausgeführt wird, wird für Amazon immer wichtiger, da das Unternehmen mittlerweile in immer mehr Städten eine Lieferung am selben Tag und in den USA teilweise sogar innerhalb weniger Stunden anbietet. Die Tracking-Armbänder könnten dabei helfen, denn laut Patent werde es durch sie unnötig, neben dem Einsortieren oder Herausnehmen der Ware noch weitere zeitraubende Schritte auszuführen, wie etwa das Scannen eines Barcodes, um dem System den aktuellen Status der Ware mitzuteilen. Auch eine Sprecherin von Amazon verwies gegenüber dem "Handelsblatt" darauf, dass es sich lediglich um eine Möglichkeit handle, die "Arbeitsabläufe für unsere Logistikmitarbeiter zu vereinfachen".

Mitarbeiter werden immer mehr wie Roboter behandelt

Doch nicht nur das Scannen der Produkte könnte wegfallen. Da die Armbänder auch über haptisches Feedback verfügen sollen, könnten die Mitarbeiter auch durch Vibrationen gelenkt werden, etwa wenn sie vor einem Regal stehen und nach einem falschen Produkt greifen. Es wäre allerdings auch denkbar, dass das Armband vibriert, um den Träger zum schnelleren Arbeiten aufzufordern, wenn es zum Beispiel länger keine Bewegung registriert oder sich der Mitarbeiter auf dem Weg zur Toilette von dem nächsten Produkt entfernt, das er kommissionieren soll. Kritiker sprechen laut der "New York Times" daher bereits von einer neuen Ebene der Überwachung, bei der die Mitarbeiter nicht mehr wie Menschen, sondern eher wie Roboter behandelt, kontrolliert und gesteuert werden.

Momentan ist das Überwachungsarmband bei Amazon noch nicht im Einsatz, auch ob und wann es kommt, ist trotz des bewilligten Patents noch unklar. Gegenüber der "New York Times" zeigten sich befragte aktuelle und ehemalige Amazon-Angestellte jedoch nicht überrascht über die neue Erfindung - und könnten sich auch gut vorstellen, dass aus dem Patent bald Wirklichkeit wird.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Hadrian / Shutterstock.com, Ken Wolter / Shutterstock.com

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