Heißer Sommer verdirbt Gewinnpläne von Thomas Cook - Aktie stürzt ab
Das heiße Wetter in Mitteleuropa und ein Preiskampf im Last-Minute-Geschäft haben dem Reiseveranstalter Thomas Cook seine Gewinnpläne noch stärker vermasselt als gedacht.
Am Montag strich der Veranstalter seine Erwartungen für das Geschäftsjahr zusammen - und das schon zum zweiten Mal in diesem Sommer. "Die jüngste Buchungsentwicklung ist klar enttäuschend", sagte Konzernchef Peter Fankhauser in London. "Viele Kunden haben die Sonne im Juni und Juli zu Hause genossen und ihr Reisen ins Ausland auf später verschoben." Der Reiseveranstalter tauscht jetzt erneut seinen Finanzchef aus.
An der Börse sorgten die Nachrichten für einen Kurssturz. Kurz nach Handelsstart in London sackte der Kurs der Thomas Cook-Aktie um fast 25 Prozent in den Keller. Im weiteren Verlauf beläuft sich das Minus weiterhin auf rund 20 Prozent. Seit Jahresbeginn hat das Papier damit mehr als die Hälfte an Wert verloren.
Für Reiseveranstalter ist der Sommer die wichtigste Zeit des Jahres. In den heißen Monaten fahren sie in der Regel ihre Gewinne ein - und müssen damit ihre Verluste aus dem reiseschwachen Wintermonaten ausgleichen.
Für das Ende September auslaufende Geschäftsjahr 2017/18 rechnet Unternehmenslenker Fankhauser jetzt nur noch mit einem um Sonderposten bereinigten operativen Gewinn von 280 Millionen britischen Pfund (312 Mio Euro). Erst Ende Juli hatte er die Erwartungen auf etwa 320 Millionen Pfund eingedampft, da sich der Preiskampf im Last-Minute-Geschäft damals schon abzeichnete. Auch der weltgrößte Reisekonzern TUI hatte die Gewinnerwartungen im August etwas gedämpft. Bei Thomas Cook lief es nun jedoch noch schlechter als erwartet.
Die Zurückhaltung der Kunden in den ersten Sommermonaten habe den Wettbewerb unter den Veranstaltern verschärft, schilderte Fankhauser die Entwicklung. Dies habe im Last-Minute-Geschäft im August und September ungewöhnlich hohe Preissenkungen nach sich gezogen. Reiseveranstalter versuchen in diesem Fall vor allem fest eingekaufte Hotelzimmer und Flugtickets mit teils hohen Rabatten loszuschlagen, um nicht am Ende darauf sitzen zu bleiben.
Insgesamt verkaufte Thomas Cook bis zum 15. September ein Prozent mehr Sommer-Pauschalreisen als ein Jahr zuvor. Die Preise zogen um drei Prozent an. Besonders tief mussten Kunden aus Großbritannien in die Tasche greifen. Bei ihnen ihnen schlägt der Wertverlust des britischen Pfunds infolge des bevorstehenden Brexit teuer zu Buche. Im Schnitt gaben die Briten sieben Prozent mehr pro Reise aus als vor einem Jahr, Kunden aus Kontinentaleuropa bezahlten im Schnitt zwei Prozent mehr.
In beiden Regionen konnte Thomas Cook die Zahl der verkauften Reisen im Vergleich zum Vorjahr nicht steigern. Nur in Nordeuropa köderte der Veranstalter vier Prozent mehr Kunden als im Sommer 2017.
Einen deutlichen Schub verbuchte der Veranstalter beim Verkauf reiner Flugtickets. Die Fluggesellschaften des Konzerns, darunter die deutsche Fluglinie Condor, wurden 15 Prozent mehr Tickets los als ein Jahr zuvor. Die Preise legten hier zwar um ein Prozent zu. Allerdings habe die harte Konkurrenz auf der Kurz- und Mittelstrecke zuletzt auf die Preise gedrückt, hieß es.
Nach der Insolvenz von Air Berlin im Sommer 2017 hatte sich Condor einen Teil der Flugzeuge und der Start- und Landerechte der einst zweitgrößten deutschen Airline gesichert. Zugleich baute sie ihr Flugangebot für den deutschen Markt 2018 kräftig aus. Die Neuordnung des deutschen Flugmarkts löste aber auf Strecken zu beliebten Urlaubszielen einen harten Preiskampf aus, da mehrere Fluglinien zusätzliche Flüge etwa nach Mallorca anboten.
Unterdessen muss sich Thomas Cook nach weniger als einem Jahr schon wieder einen neuen Finanzchef suchen. Bill Scott, der das Ressort erst seit Anfang 2018 führt, will das Unternehmen Ende November verlassen. Die Zahlen für das auslaufende Geschäftsjahr will er aber noch vorstellen. Ab 1. Dezember soll vorübergehend Sten Daugaard die Finanzen des Konzerns führen. Er war früher unter anderem Finanzvorstand und Chef des Ferienfliegers LTU. Die Suche nach einem neuen Finanzchef soll sofort beginnen.
/stw/mne/she
LONDON (dpa-AFX)
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Bildquellen: Thomas Cook, Tischenko Irina / Shutterstock.com
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