Hauptversammlung bei Rocket Internet: So lief das Jahr 2020 nach dem Börsenrückzug
Ende Oktober ging Rocket Internet von der Frankfurter Börse und muss deswegen nun keine Finanzberichte mehr veröffentlichen - aber wie lief das Corona-Jahr für die Firmenschmiede? Trotz des Börsenrückzugs wurden über die Jahreshauptversammlung des Unternehmens einige Zahlen bekannt, und auch der offizielle Bericht aus dem ersten Halbjahr 2020 ist aufschlussreich.
Werte in diesem Artikel
• Rocket Internet verzeichnete 2020 ein Umsatzplus von rund 60 Prozent
• Konzerngewinn gestiegen
• Kleinanleger drücken Garantiedividende durch
"Der Verlustanteil assoziierter Unternehmen und Gemeinschaftsunternehmen erhöhte sich von -48 Millionen Euro im ersten Quartal auf -84 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2020", schreibt Rocket Internet in der offiziellen Mitteilung zum ersten Halbjahr 2020. Der Gesamtverlust bei Rocket Internet im ersten Halbjahr habe 12 Millionen Euro betragen, was sieben Cent pro Aktie entspreche. Der Halbjahresbericht war die letzte Mitteilung, die das Unternehmen veröffentlichen musste: Ende Oktober 2020 ging die Firmenschmiede von der Frankfurter Börse und ist dieser Pflicht damit entbunden.
Oliver Samwer: H1 von hoher Volatilität und Auswirkungen der Pandemie geprägt
In der Mitteilung wird ein zusammenfassender Kommentar des Rocket Internet-CEO Oliver Samwer zitiert: "Das erste Halbjahr 2020 war sowohl in den privaten Märkten als auch an den Börsen von hoher Volatilität geprägt. Unsere privaten Unternehmen sind in Summe weiterhin stark von den negativen COVID-19 Auswirkungen betroffen, wohingegen sich viele börsenorientierte Aktienkurse im Q2 2020 positiv entwickelt haben." Der Pressemitteilung zufolge betrug der Konzernumsatz im ersten Halbjahr 2020 45 Millionen Euro - das entspricht ungefähr der Höhe des Umsatzes im gesamten Geschäftsjahr 2018. Trotz der Pandemie liege der Umsatz für das gesamte Geschäftsjahr 2020 bei 108 Millionen Euro, was einem Anstieg von rund 60 Prozent gegenüber 2019 entspreche, schreibt das Portal "Gründerszene" von "Business Insider". "Gründerszene" liegt eigenen Angaben zufolge der Geschäftsbericht 2020 exklusiv vor. Demzufolge seien die meisten Einnahmen durch Mieteinnahmen sowie Beratungsleistungen generiert worden.
Immerhin: Der Konzerngewinn stieg um 33 Prozent im Vorjahresvergleich
Der Konzerngewinn liege für das Geschäftsjahr 2020 bei 381 Millionen Euro, was einem Plus von 33 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspreche. 2019 lag der Gewinn laut Geschäftsbericht bei 280 Millionen Euro, 2018 waren es 196 Millionen Euro. Wie hoch der Gewinn im ersten Halbjahr 2020 war, ist "Gründerszene" allerdings nicht bekannt und wurde auch von Rocket Internet nicht in der entsprechenden Pressemitteilung erwähnt. "Gründerszene" will jedoch wissen, dass der Gewinn 2020 hauptsächlich aus Finanzerträgen, also aus verkauften Firmenbeteiligungen oder Zinsen entstanden sei.
Beim Ebitda, also dem Gewinn ohne Berücksichtigung von Zinsen, Steuern, Abschreibungen und sonstigen Finanzierungsaufwendungen, habe Rocket Internet allerdings ein Minus von 18 Millionen Euro geschrieben. Im Vorjahr hingegen sei ein Plus von 182 Millionen Euro notiert worden, so "Gründerszene". Die roten Zahlen seien entstanden, weil die Unternehmen, an denen die Firmenschmiede wesentliche Anteile halte, aufgrund der Pandemie anders als in den Vorjahren Verluste gemacht hätten. So gebe es beispielsweise eine Krise beim Kofferhersteller Away, was Rocket Internet 85 Millionen Euro Verlust beschert habe. Zudem habe das Unternehmen 500 Millionen Euro für die Aktienrückkäufe ausgeben müssen: CEO Samwer hatte seinen Aktionären angeboten, die Aktien für 18,57 Euro zurückzukaufen, was "Gründerszene" zufolge auch einige Investoren wahrnahmen.
Kleinanleger erzwingen Ausschüttung über 4,3 Milliarden Euro
Allerdings löste dieses Rückkaufangebot Medienberichten zufolge bei Aktionärsschützern einen Aufschrei aus - denn der Aktienkurs des Unternehmens lag beim IPO 2014 noch bei über 40 Euro, also mehr als dem Doppelten dessen, was Samwer vergangenes Jahr den Aktionären angeboten hat. Begründet wurde das "Delisting" dem "Handelsblatt" zufolge damit, dass man auch ausreichend andere Finanzierungsmöglichkeiten habe und sich mit dem Börsenrückzug den mit der Publizitätspflicht einhergehenden Aufwand spare. Rocket Internet habe dem "Handelsblatt" gegenüber seither auch eindeutig klargestellt, als "private Gesellschaft" keine Hauptversammlungsbeschlüsse mehr zu kommentieren. Seit dem Rückzug von der Frankfurter Börse bleibt das Unternehmen lediglich an der kleineren Hamburger Börse gelistet: Dort liegt sein Aktienkurs zum 30. Juni 2021 bei 27,24 Euro.
Wie "Gründerszene" berichtet, haben die verbliebenen Kleinaktionäre während der letzten Hauptversammlung am 25. Juni 2021 zudem die Auszahlung einer Garantiedividende beantragt und auch durchbringen können. Eine Auszahlung habe es seit dem IPO nicht mehr gegeben, nun müssen offenbar insgesamt 4,3 Millionen Euro - vier Cent pro Aktie - an die Aktionäre ausgezahlt werden. Das "Handelsblatt" zitiert dazu Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger: "Diesmal konnte sich Samwer nicht herauswinden, weil eine Anfechtungsklage drohte. [Aber] mehr wird es auch in Zukunft nicht geben."
Ende des Geschäftsjahres lagen nur noch 400 Millionen Euro in der Kasse der Firmenschmiede
Und das, obwohl sich "Gründerszene" zufolge Ende des Geschäftsjahres 2020 nur noch knapp 400 Millionen Euro in der Kasse des Unternehmens befanden, welches von Investitionen in kleinere Firmen lebt. Ende des Geschäftsjahres 2019 hatte dieser Wert rund zwei Milliarden Euro betragen. Allerdings berichtet "Gründerszene" auch, dass in den nächsten Jahren wieder eine Milliarde Euro ausgelegt werden soll, nachdem 2020 nur acht neue Ventures oder Firmen entstanden seien - alle im Ausland. Damit sei die Prognose, die Zahl der neuen Unternehmen würde von 23 im Jahr 2019 noch höher steigen, nicht erfüllt worden.
Außerdem habe auf der Hauptversammlung beobachtet werden können, dass Rocket Internet sich stark in Richtung einer Investmentgesellschaft bewege: Habe die Firmenschmiede in der Vergangenheit den Ventures viel unter die Arme gegriffen und ihnen etwa standardisierte technische Lösungen bereitgestellt, müssen die wenigen verbliebenen Ventures sich um ihre Ausstattung laut "Gründerszene" mittlerweile selbst kümmern. Unter den zehn größten Portfolio-Firmen fänden sich nur noch zwei Ventures, ansonsten halte Rocket Internet beispielsweise Amazon-Anteile im Wert von 331 Millionen Euro und Alibaba-Anteile im Wert von rund 92 Millionen Euro.
Olga Rogler / Redaktion finanzen.net
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