SAP: Heftige Kritik an Personalchefin

von Thomas Schmidtutz, €uro am Sonntag

Die neue Personalchefin des Walldorfer Softwarekonzerns, Angelika Dammann, sorgt mit ihrem Kurs für wachsenden Unmut in Walldorf. „2010 haben sich viele gefreut, als sie gehört haben, dass es endlich wieder ein Personalressort auf Vorstandsebene gibt, das auch noch mit einer Frau besetzt wird“, heißt es aus der Konzernzentrale. Doch inzwischen sei die „Stimmung bei vielen komplett gekippt“. So habe Dammann im Frühjahr die Bonusregel in der Personalabteilung so geändert, dass die Erfolgsbeteiligung der insgesamt rund 800 Mitarbeiter in ihrer eigenen Abteilung pro Kopf „im Schnitt um 3000 Euro sank“, heißt es. Der Schritt sorgte auch deshalb für Verärgerung, weil Co-Vorstandschef Jim Hagemann Snabe die Bonusregeln innerhalb der Entwicklungsabteilung nahezu zeitgleich zugunsten zahlreicher Programmierer anpasste.

Die Bonuszahlungen für 2011 will Dammann nun offenbar weltweit kappen. Die Gespräche darüber treten seit Monaten auf der Stelle. Dammann zeige sich auch in diesen Verhandlungen „beinhart“. Erst in dieser Woche war zudem bekannt geworden, dass Dammann seit ihrem Start vor einem Jahr die firmeneigenen Jets für die Heimflüge ins Wochenende nutzen durfte. Angeblich sollte die zunächst für ein Jahr befristete Regelung auf einer Aufsichtsratssitzung am Donnerstag um zwei Jahre verlängert werden. Ein SAP-Sprecher bestritt dies. Ursprünglich hatte Dammann zugesagt, sich nach ihrem Wechsel von Unilever Deutschland zur SAP einen festen Wohnsitz in der Nähe von Walldorf zu suchen. Sie wohnt aber weiter in Hamburg. Informierten Kreisen zufolge flog sie bis zuletzt regelmäßig per Firmenjet vom Mannheimer Regionalflughafen nach Hause. Die Piloten kehrten anschließend mit einer Linienmaschine zurück. Am Sonntag reisten die Piloten dann erneut nach Hamburg, um Dammann mit dem übers Wochenende geparkten Learjet wieder abzuholen.

„Dammann versucht, die Personalkosten überall zu drücken, fliegt aber fröhlich mit dem Firmenjet ins Wochenende. Das ist eine Sauerei“, empört sich ein SAP-Mitarbeiter. Die Juristin gilt als prominenteste Frau in einem DAX-Vorstand. Die in der Presse schon mal als „Super-Karriere-Frau“ (Bild) gefeierte Managerin trifft wegen ihrer Linie intern inzwischen aber „auf steigende Ablehnung“, heißt es aus Walldorf. Offen ist damit, ob Dammann so einer ihrer wichtigsten Aufgaben gerecht werden kann: Als SAP sich Anfang 2010 nach monatelangen Querelen und desaströsen Zufriedenheitswerten der Mitarbeiter von seinem damaligen Chef Leo Apotheker trennte, hatte SAP-Aufsichtsratschef Hasso Plattner erklärt, er werde alles dafür tun, dass „SAP wieder eine glückliche Firma wird“. Doch bis dahin ist es wohl noch ein weiter Weg.