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Vita 34: "Wir wollen die Marktführerschaft in Europa erringen"

04.12.17 13:52 Uhr

Vita 34: "Wir wollen die Marktführerschaft in Europa erringen" | finanzen.net
Dr. Wolfgang Knirsch, Vita 34 AG

Konzernlenker Dr. Knirsch über die "Vision 2021" mit einer EBITDA-Zielmarke von 10 Mio. Euro, die weitere Internationalisierung und die Pipeline an neuen Produkten.

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Dank einem starken Neukundengeschäft ist die Vita 34 AG im dritten Quartal um knapp 40 Prozent gewachsen. Damit hat die zweitgrößte Stammzellenbank in Europa nach der Übernahme des Wettbewerbers Seracell ihr Wachstumstempo nochmals deutlich beschleunigt. "Das dritte Quartal lässt erstmals annähernd erkennen, in welche Richtung sich Vita 34 zukünftig entwickeln wird", ist der Vorstandsvorsitzende Dr. Wolfgang Knirsch überzeugt, der mittelfristig eine EBITDA-Marge von deutlich über 20 Prozent anstrebt.

Finanzen.net: Herr Dr. Knirsch, Vita 34 hat nach der erfolgreich abgeschlossenen Akquisition von Seracell im dritten Quartal ein starkes Neukundengeschäft verzeichnet. Wie zufrieden waren Sie mit den ersten Monaten nach der Übernahme? Haben sich Ihre Erwartungen bisher erfüllt?
Dr. Wolfgang Knirsch: Die reibungslose Integration aller Funktionsbereiche der Seracell stand im Sommer bei uns im Fokus. Unser Ziel war es, sowohl dem Anspruch der über 40.000 Bestandskunden der Seracell gerecht zu werden, als auch Kontinuität in der Marktbearbeitung und in der Herstellung sicherzustellen. Beides haben wir zu hundert Prozent erreicht. Das starke Neukundengeschäft hat die Erwartungen des Managements bei der Entscheidung zur Übernahme voll bestätigt. Das dritte Quartal lässt erstmals annähernd erkennen, in welche Richtung sich Vita 34 zukünftig entwickeln wird.

Warum haben Sie die Vermarktung des Seracell-Angebots direkt eingestellt? War das Angebot aus Vita 34-Sicht zu margenschwach?
Die Entscheidung der Eltern zur Einlagerung von Stammzellen aus dem Nabelschnurblut ist in der Regel eine sehr bewusste und langfristige Entscheidung. Die wirtschaftliche Stabilität des Anbieters spielt hier eine große Rolle. Das Angebot der Seracell war vornehmlich auf den Gewinn von Marktanteilen in einem kompetitiven Umfeld ausgerichtet. Unter den neuen Rahmenbedingungen nach der Übernahme macht dieses Modell keinen Sinn mehr.

Wie unterscheidet sich die bisherige Zielgruppe von Seracell von Ihrer klassischen Kernzielgruppe?
Die Zielgruppe der Vita 34 sind gesundheitsbewusste, aufgeklärte Eltern. Der starke Anstieg im Neukundengeschäft schon im ersten Quartal nach der Übernahme zeigt, dass das Angebot und das Produktportfolio der Vita 34 auch für viele Eltern attraktiv ist, die sich zuvor für den Wettbewerber entschieden haben. Es freut uns besonders, dass sich über ein Drittel dieser Kunden zusätzlich für eine erweiterte Vorsorge durch die gleichzeitige Einlagerung von Nabelschnurgewebe entschieden haben. Diese Leistung bieten wir in Deutschland exklusiv an.

Die EBITDA-Marge ist im dritten Quartal von 18,5 auf 19,9 Prozent angestiegen, trotz einer teilwesen Margenverwässerung durch Neueinlagerungen auf Basis des Seracell-Angebots. Welche operative Marge peilen Sie mittelfristig an?
Die weitere Internationalisierung und das Geschäft mit Vertriebspartnern in Europa wird auch in Zukunft stark zum Wachstum der Vita 34 beitragen. Die internationale Positionierung ist strategisch wichtig, wenn auch weniger margenstark. Durch weiteres Wachstum in der DACH-Region und damit verbundenen Skaleneffekten aus dem gestiegenen Neukundengeschäft sowie durch die konsequente Hebung von Kostenoptimierungspotenzialen streben wir mittelfristig eine EBITDA-Marge deutlich über 20 Prozent an.

Im Rahmen Ihrer "Vision 2021" verfolgt Vita 34 mittelfristig das Ziel, das EBITDA etwa bis 2021 auf eine Zielmarke von 10 Mio. Euro zu steigern. Was sind die größten Ergebnistreiber und welche Wachstumsannahmen liegen diesem Ziel zugrunde?
Die "Vision 2021" speist sich aus drei Bereichen: Marktausweitung im Kerngeschäft, Kosteneinsparungen und neuen Produkten. Die wesentlichen Beiträge hierzu werden aus unserem Kerngeschäft, der Prozessierung und Lagerung von Nabelschnurblut und -gewebe kommen. Das Fundament hierfür wurde mit der erfolgreichen Übernahme und Integration gelegt und ist im Ergebnisbeitrag in den gerade veröffentlichten Quartalszahlen bereits im Ansatz zu sehen. Zusätzlich werden wir mit maßgeschneiderten Produktvarianten z. B. Krankenkassen und deren Mitglieder für diese Art der Gesundheitsvorsorge ansprechen und damit den Markt zunächst in der DACH-Region ausweiten. Darüber hinaus stärkt uns die Übernahme auch als einzigen verbliebenen deutschen Anbieter im internationalen Geschäft. Daher erwarten wir eine Verringerung des Preisdrucks in diesem Bereich. Trotzdem werden wir uns intensiv darum kümmern, die Herstellung bei gleicher Qualität effizienter zu gestalten und damit auch auf der Kostenseite führend zu werden. Dies gilt auch für die Effizienz bei den Tochtergesellschaften, bei denen wir noch ein deutliches Potenzial sehen.

Sie sprechen neue Produkte an. Was haben Sie konkret in der Pipeline und ab wann rechnen Sie mit signifikanten Umsatz- und Ergebnisbeiträgen von dieser Seite?
In der "Vision 2021" sind zu einem geringeren Teil Ergebnisbeiträge aus Neuentwicklungen inkludiert. Hier ist z. B. Adipovita zu nennen, ein neues Produkt, das Fettgewebe als neue Stammzellquelle erschließt und bereits fertig entwickelt ist. In Vorbereitung dieser Produkteinführung haben wir eine umfassende Marktforschungsstudie in Auftrag gegeben. Unser F&E-Bereich befasst sich darüber hinaus mit weiteren Möglichkeiten, die sich aus der personalisierten Zellmedizin ergeben. Zusätzlich zu Stammzellen enthält das Nabelschnurblut eine Reihe weiterer Zelltypen in hoher Qualität, die zurzeit im Mittelpunkt der fortgeschrittenen Zelltherapie stehen. Hier sehen wir mittelfristig weiteres Potenzial, unsere Technologie in Zellisolierung und Lagerung einzubringen.

Auch nach der Seracell-Übernahme ist Ihr Übernahmedurst noch nicht gestillt. Die Fortsetzung Ihrer Buy and Build-Strategie soll das internationale Wachstum ankurbeln. Welche Märkte haben Sie dabei speziell im Blick?
Vita 34 will die Marktführerschaft in Europa erringen. In der wichtigen und margenstarken DACH-Region sind wir bereits die unangefochtene Nummer 1 und können aus einer starken Position heraus auf jede Möglichkeit, die der Markt bietet, reagieren. Bei eventuellen Targets steht der strategische Fit im Vordergrund, d. h. nicht die Anzahl der bereits eingelagerten Präparate, sondern die jeweilige Position im Markt. Unsere Fähigkeit, Akquisitionen schnell und effizient einzubinden, haben wir bei der Seracell-Übernahme bewiesen.

Sie haben es bereits angesprochen: "Das dritte Quartal lässt erstmals annähernd erkennen, in welche Richtung sich Vita 34 zukünftig entwickeln wird". Beim Nettoergebnis sind die positiven Effekte noch nicht angekommen. Wird sich dies 2018 ändern? Welche Erwartungen haben Sie generell an das kommende Geschäftsjahr?
Das Nettoergebnis ist geprägt durch die Akquisitions- und Integrationskosten sowie Sonderkosten in Verbindung mit der Umstrukturierung des Vorstands im ersten Halbjahr. Für die Erwartungen an das kommende Geschäftsjahr ist die isolierte Betrachtung des dritten Quartals, das diese Sondereffekte nicht enthält, ein guter Indikator, obwohl das angestrebte Wachstum hier noch nicht voll enthalten ist.

Die Vita 34-Aktie zeigte sich in den letzten Monaten sehr volatil. Gegenüber dem bisherigen Jahreshoch bei 14,24 Euro hat die Aktie wieder rund 35 Prozent an Wert eingebüßt. Mit welchen Argumenten wollen Sie neue Investoren von einem Engagement überzeugen?
Obwohl die Aktie der Vita 34 in den letzten Wochen in einem schwächeren Gesamtmarkt einen Teil der Kursgewinne der ersten zehn Monate 2017 korrigiert hat, liegt die Performance seit Jahresbeginn noch bei 75 Prozent. Neben diesem deutlichen Kursanstieg im laufenden Jahr sehen wir eine ebenso deutliche Zunahme im Handel und damit auch im Interesse an der Aktie der Vita 34. Das freut uns besonders, da zuvor nur die Belastungen aus dem auch für uns aufregenden laufenden Geschäftsjahr zu sehen waren. Nun werden wir Stück für Stück die Resultate unserer Strategie zeigen können und sind uns sicher, mit der Performance der neuen Vita 34 die Anleger überzeugen zu können.

Herr Dr. Knirsch, vielen Dank für das Interview.

Haftungsausschluss/Disclaimer: Das aktuelle Interview dient ausschließlich zu Informationszwecken. Die Meinungen und Aussagen der Interviewpartner spiegeln nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich diejenige des Interviewpartners. Das Interview ist keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.
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Bildquellen: Martin Neuhof/Vita 34 AG

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