Max Otte: "Der Westen entfacht einen Wirtschaftskrieg"
Der Ökonom Max Otte über die Gefahr der Ukraine-Krise für deutsche Firmen, Einstiegskurse im DAX und seine Aktienfavoriten.
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von Christoph Platt, Euro am Sonntag
Max Otte zählt zu den bekanntesten Ökonomen Deutschlands. Er ist Professor für Betriebswirtschaftslehre, Autor diverser Wirtschaftsbücher und Fondsmanager. Der Max Otte Vermögensbildungsfonds (ISIN: DE 000 A1J 3AM 3) ist als Mischfonds konzipiert und investiert zurzeit vorwiegend in Aktien.
€uro am Sonntag: Der DAX hat in den vergangenen Wochen deutlich nachgegeben. War das eine längst fällige Kurskorrektur oder sind diese Verluste übertrieben?
Max Otte: Der deutsche Leitindex war mit 10.000 Punkten fair bewertet. Die Aktien waren fundamental nicht zu teuer, aber natürlich auch nicht mehr billig. Dennoch war der Kursrutsch gerechtfertigt, denn inzwischen hat sich die Situation fundamental geändert.
Wegen der Ukraine-Krise?
Ja, die Aussichten für die deutsche Wirtschaft haben sich dadurch deutlich eingetrübt. Wir sehen hier eine sehr unschöne politische Situation: Der Westen entfacht einen Wirtschaftskrieg mit Russland. Die Spirale, die hier in Gang kommt, ist hoch gefährlich und verändert die Gewinnperspektiven der hiesigen Unternehmen.
Der Handel mit Russland macht aber nur drei Prozent der deutschen Exporte aus.
Das ist zwar richtig. Doch es geht um mehr als die nackten Zahlen. Die psychologische Komponente - die Verschlechterung der Beziehungen zu Russland - wiegt viel schwerer. Hier findet ein großes politisches Spiel statt, das die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Russland und Europa insgesamt schwächt.
Und wer will uns schwächen?
Die Vereinigten Staaten?
Die USA sind nicht unschuldig an der jüngsten Abgrenzungspolitik. Die Vereinigten Staaten sind Mitinitiator der Sanktionen, doch da die amerikanische Wirtschaft viel weniger mit Russland verflochten ist als die europäische, sind die USA der lachende Dritte in dem Konflikt. Für die USA ist es eben viel kommoder, wenn Deutschland Fracking-Gas aus Nordamerika bezieht, als dass wir russisches Erdgas nutzen.
Wie sollten Privatanleger mit der Situation umgehen und sich nach dem Kurssturz verhalten? Sehen wir aktuell Einstiegskurse?
Die Anleger müssen vorsichtig sein. Momentan sehe ich keine Einstiegskurse. Erst wenn der DAX noch einmal um 1.000 bis 1.500 Punkte korrigieren sollte, haben wir Kaufkurse.
Wie gehen Sie als Fondsmanager mit der Situation um?
Als Value-Investor, der Aktien kauft, die an der Börse unterbewertet sind, muss man solche Rückgänge aushalten können. Ich sehe mich eigentlich als renditeorientierter Investor, aber man muss sich auch mal zurückhalten können. Das tue ich zurzeit: Als Vorsichtsmaßnahme habe ich das Kapital, das zuletzt in meinen Vermögensbildungsfonds geflossen ist, nicht investiert. Momentan halte ich in dem Fonds 16 Prozent Cash - ein sehr hoher Wert.
Privatanleger, die sich in deutschen Aktien engagieren wollen, sollten also zurzeit stillhalten?
Ja, das sollten sie. Und zwar in beide Richtungen: Es drängt sich weder auf, jetzt in den breiten Markt einzusteigen, noch empfiehlt es sich, überstürzt zu verkaufen. Doch leider tendieren Privatanleger dazu, immer genau das Falsche zu machen. Sie folgen ihren Urinstinkten: Flucht und Angriff. Das heißt, sie investieren ihr Geld, wenn alle einsteigen, und sie suchen das Weite, wenn alle aussteigen. Momentan droht Letzteres.
Wie sollten sich Privatanleger zurzeit aufstellen?
Wie so oft ist es sinnvoll, dass sie ihr Depot breit streuen. Momentan bin ich von zwei Sektoren besonders überzeugt, die Anleger unbedingt zur Diversifikation nutzen sollten: Old-Tech- und Goldminen-Aktien. In meinem Fonds machen klassische Technologiewerte wie IBM und Microsoft zehn Prozent des Portfolios aus. Diese Unternehmen überzeugen mich mit einer guten Bewertung. Aktien von Goldminenbetreibern wie Barrick und Kinross, die beide in Kanada beheimatet sind, habe ich ebenfalls mit zehn Prozent hoch gewichtet. Die sind saubillig und fangen an, sich gut zu entwickeln. Sie sind aber noch nicht stürmisch gestiegen und haben demzufolge weiterhin Potenzial.
Klingt so, als würden Sie nordamerikanische Aktien favorisieren.
Nein, das sind nur einzelne Beispiele. Als Kontinent bevorzuge ich momentan Europa, denn die Märkte sind dort billiger - zumal der jüngste Rücksetzer sie noch billiger gemacht hat. In den USA sind die Gewinnmargen schon sehr hoch, und Aktien sind auf breiter Front zu teuer.
Welche deutschen Aktien finden Sie interessant?
Da gefallen mir die Versorger und die Versicherungen. Allianz und Münchener Rück sehe ich als echte Dauerinvestments, und Eon ist schon so lange billig, dass es große Chancen birgt. Die Finger würde ich von allen Titeln lassen, die schon sehr gut gelaufen sind. Eine Ausnahme wäre BMW - die gefällt mir.
Sie raten regelmäßig zum MDAX-Wert Salzgitter ...
Das tue ich auch weiterhin. Die haben ein gutes Management, und die Aktie ist extrem preiswert. Es gibt aufgrund des Russland-Geschäfts natürlich auch Risiken.
Gibt es nach Ihrer Ansicht weitere empfehlenswerte Aktien aus der zweiten Reihe?
Anleger, die wirklich auf Sicherheit bedacht sind, sollten sich Drägerwerk ansehen. Deren Geschäft läuft unglaublich stabil. Noch besser ist Fuchs Petrolub, eines der besten deutschen Unternehmen. Der Kurs verläuft zwar seit zwei Jahren seitwärts und die Aktie sieht nicht günstig aus. Die langfristigen Wachstumsperspektiven sind aber hervorragend.
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
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Bildquellen: Oliver Schmauch
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