Interview exklusiv

Dirk Müller: DAX, Dow und Co sind manipuliert

06.11.19 20:00 Uhr

Dirk Müller: DAX, Dow und Co sind manipuliert | finanzen.net

Mr. DAX spricht im Interview über Wachstumssorgen, die Politik der Notenbanken und Gold als Anlageklasse.

Werte in diesem Artikel
Aktien

186,42 EUR 2,12 EUR 1,15%

216,90 EUR 2,35 EUR 1,10%

235,85 EUR -1,55 EUR -0,65%

588,60 EUR 6,90 EUR 1,19%

Rohstoffe

2.639,50 USD 0,00 USD 0,00%

Devisen

1,0312 USD 0,0000 USD 0,00%

0,9700 EUR 0,0000 EUR 0,00%

Indizes

19.906,1 PKT -118,6 PKT -0,59%

42.732,1 PKT 339,9 PKT 0,80%

21.326,2 PKT 350,5 PKT 1,67%

5.942,5 PKT 73,9 PKT 1,26%

von Benjamin Summa

Herr Müller, ein unter den Erwartungen ausgefallenes chinesisches Wirtschaftswachstum hat kürzlich die Sorgen um die Folgen des Handelsstreits und um den Zustand der Weltwirtschaft insgesamt angeheizt. Wie ist Ihre Lesart hierzu?
Das schwache chinesische Wachstum hat nicht wirklich überrascht - der Handelskrieg zwischen China und den USA schlägt voll durch. Die offiziellen Zahlen der chinesischen Wirtschaft haben noch nie die Realität abgebildet und ich glaube, dass man auch jetzt die Zahlen noch weiter im eigenen Geiste nach unten korrigieren muss. Die derzeitige chinesische Regierung setzt auf volle Konfrontation, sie ist überhaupt nicht mehr bereit, sich den USA unterzuordnen. Amerikanische Unternehmen wie Apple, Google, Amazon und Facebook bekommen in China keinen Fuß auf den Boden. Das ist den Amerikanern natürlich ein Dorn im Auge.

Wer­bung

Auch hierzulande gehen die Wachstumserwartungen deutlich nach unten: Glauben Sie, dass Deutschland mit einer leichten Eintrübung davonkommt oder könnte auch eine dramatischere Entwicklung eintreten - die Rezession von 2008 ließe grüßen?
Durch den immensen Druck, der vonseiten der USA auf China ausgeübt wird, nimmt die gesamte europäische Wirtschaft Schaden; insbesondere Deutschland ist stark betroffen. Denn nur wenige Länder weltweit sind so stark exportorientiert wie wir. Besonders unsere Kernindustrie, die Automobilwirtschaft, ist sehr stark von der Entwicklung in China abhängig. Und an dem Automobilbau hängen andere wichtige Industriezweige wie der Maschinenbau und die Chemieindustrie. Ich habe leider den Eindruck, dass die deutsche Politik diese Gefahr noch völlig unterschätzt.

Fast täglich ist in den Medien von globalen Rezessionsängsten und geopolitischen Spannungen zu hören. Haben Sie eine Erklärung, warum die US-Börsen trotzdem nahe ihrer Allzeithochs notieren?
Wir haben eine massive Beeinflussung der Aktienmärkte, einerseits durch Notenbanken, die durch ihre Geldpolitik alle Marktmechanismen der Vergangenheit außer Kraft gesetzt haben. Aufgrund der Negativzinsen lohnen sich schon geringe Aktienrenditen - die Risiken werden dabei völlig ausgeblendet. Das Gros der Anleger vertraut darauf, dass auch künftig alle Risiken von den Notenbanken abgefedert werden.
Zum Zweiten sahen wir in den vergangenen Monaten massiv manipulierte Märkte durch die direkte Einflussnahme des amerikanischen Präsidenten, der mit seinen Tweets die Aktienmärkte immer dann stabilisiert, wenn sie wieder unter Druck geraten. Trump hat ein maximales Interesse an hohen Aktienmärkten, weil sie seine wirtschaftliche Kompetenz untermauern und seine Wiederwahl absichern sollen.

Wer­bung

Im September hat die Europäische Zentralbank ihre ultralockere Geldpolitik noch einmal verschärft, die Zinsen bleiben voraussichtlich noch viele Jahre niedrig. Können Sie bitte unseren Zuschauern verdeutlichen, welche Auswirkungen dies konkret für sie hat und welche Schlüsse sie für ihre eigene Geldanlage daraus ziehen sollten?
Die Politik der Notenbanken, insbesondere der EZB, ist auf eine weitere Flutung der Märkte mit Geld ausgelegt. Man muss künftig mit noch verrückteren Maßnahmen rechnen: Die EZB wird weiterhin Anleihen, auch Unternehmensanleihen, aufkaufen. Dies würde eine Verzerrung der Realität zugunsten großer Konzerne darstellen, die Unternehmensanleihen ausgeben und sich zu Nullzinsen oder sogar Negativzinsen refinanzieren könnten. Künftig könnten Notenbanken auch dazu übergehen, Aktien zu kaufen oder den Bürgern direkt Geld zur Verfügung zu stellen.
Fest steht eines: Die Anleger müssen sich bis auf Weiteres von steigenden Realzinsen verabschieden - wer auf Geldwerten sitzt, der wird einen deutlichen Vermögensverlust erleiden. Selbst wenn die Zinsen ansteigen sollten, dann höchstens im Rahmen einer stärkeren Inflation - und dann haben wir immer noch negative Realzinsen. Die Kaufkraft wird also weiter sinken. Anleger müssen sich nach Alternativen umschauen und diese sehe ich in erster Linie bei Sachwerten.

Bargeld ist die Fluchtmöglichkeit Nummer eins, um dem Angriff aufs eigene Vermögen über Negativzinsen zu entgehen. Der 500-Euro-Schein wurde bereits abgeschafft. Können Sie sich weitere Maßnahmen vorstellen - beispielsweise die Entrichtung eines Sonderaufschlages, wenn Einkäufe in bar bezahlt werden?
Von einem Bargeldverbot sind wir weit entfernt, aber ich bin mir sehr sicher, dass das Bargeld in den kommenden Jahren seine Bedeutung verlieren und Stück für Stück aus dem öffentlichen Raum verschwinden wird. Mittelfristig werden wir dann vollkommen staatlich kontrollierte digitale Währungen haben, die alle Zahlungsströme der Bürger vollumfänglich registrieren und lebenszeitlich speichern. In der Folge wären dann viel höhere Negativzinsen möglich als heute.

Wer­bung

Christine Lagarde ist kürzlich von den EU-Staaten offiziell als Nachfolgerin von Mario Draghi bestätigt worden. Was erwarten Sie sich von der ehemaligen IWF-Chefin auf dem Chefsessel der EZB - geldpolitische Normalität kann es wohl nicht sein …
Nein, sicher nicht. Christine Lagarde wird die Politik Mario Draghis weiterführen, das zeigen ihre Aussagen der vergangenen Jahre sehr klar. Sie ist mehr "politische Person" als Ökonomin und sie wird alles tun, was aus ihrer Sicht notwendig ist, um die politischen Ziele zu erreichen.

Die Zinslosigkeit von Gold ist angesichts der Negativzinsen quasi vom Nachteil zum Vorteil geworden. Wie schätzen Sie die Entwicklungsmöglichkeiten des gelben Edelmetalls ein?
Früher wurde tatsächlich gern gesagt: "Gold bringt keine Zinsen." Heute kann man im Brustton der Überzeugung sagen: "Aber es kostet auch keine Zinsen." Der Negativzins hilft Gold natürlich. Und wir sehen, dass immer mehr Anleger sich auf Gold einstellen. Die weltweiten Notenbanken besitzen hohe Goldreserven, viele bauen diese sogar aus. Die US-Notenbank hält 75 Prozent ihrer Währungsreserven in Gold. Das alles zeigt, dass Gold kein Relikt aus der Vergangenheit ist, sondern im Gegenteil eine hohe Relevanz in der Gegenwart und Zukunft hat.

Disclaimer: Der Autor, Benjamin Summa, ist freier Mitarbeiter bei finanzen.net. Er interviewt regelmäßig Finanzexperten zu aktuellen Themen.









_______________________________

Ausgewählte Hebelprodukte auf Alphabet A (ex Google)

Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf Alphabet A (ex Google)

NameHebelKOEmittent
NameHebelKOEmittent
Wer­bung

Bildquellen: Dirk Müller

Nachrichten zu Amazon

Wer­bung

Analysen zu Amazon

DatumRatingAnalyst
20.12.2024Amazon OutperformRBC Capital Markets
16.12.2024Amazon BuyUBS AG
16.12.2024Amazon BuyJefferies & Company Inc.
05.12.2024Amazon KaufenDZ BANK
20.11.2024Amazon OverweightJP Morgan Chase & Co.
DatumRatingAnalyst
20.12.2024Amazon OutperformRBC Capital Markets
16.12.2024Amazon BuyUBS AG
16.12.2024Amazon BuyJefferies & Company Inc.
05.12.2024Amazon KaufenDZ BANK
20.11.2024Amazon OverweightJP Morgan Chase & Co.
DatumRatingAnalyst
26.09.2018Amazon HoldMorningstar
30.07.2018Amazon neutralJMP Securities LLC
13.06.2018Amazon HoldMorningstar
02.05.2018Amazon HoldMorningstar
02.02.2018Amazon neutralJMP Securities LLC
DatumRatingAnalyst
11.04.2017Whole Foods Market SellStandpoint Research
23.03.2017Whole Foods Market SellUBS AG
14.08.2015Whole Foods Market SellPivotal Research Group
04.02.2009Amazon.com sellStanford Financial Group, Inc.
26.11.2008Amazon.com ErsteinschätzungStanford Financial Group, Inc.

Um die Übersicht zu verbessern, haben Sie die Möglichkeit, die Analysen für Amazon nach folgenden Kriterien zu filtern.

Alle: Alle Empfehlungen

Buy: Kaufempfehlungen wie z.B. "kaufen" oder "buy"
Hold: Halten-Empfehlungen wie z.B. "halten" oder "neutral"
Sell: Verkaufsempfehlungn wie z.B. "verkaufen" oder "reduce"