Edelsteinproduzent Gemfields: "Das ist erst der Anfang"
Die britische Gemfields ist auf starkem Wachstumskurs. Ein Gespräch mit Gemfields-Chef Ian Harebottle über seine Aktivitäten, Aktionäre und Auktionen.
von Michael Braun Alexander, Euro am Sonntag
Vor gut fünf Jahren stieg der gebürtige Südafrikaner Ian Harebottle (52) als Chef beim kleinen Juwelenproduzenten Gemfields ein, einem Spezialisten für farbige Edelsteine. Seitdem wuchs der Börsenwert des Unternehmens von ein paar Millionen auf in der Spitze gut 500 Millionen Dollar vor wenigen Monaten.
Heute verbucht Gemfields Erlöse aus insgesamt vier Geschäftsbereichen: den Smaragden aus eigener Produktion, dem Handel mit aufgekauften Smaragden, den Rubinen aus der 2014 angelaufenen Montepuez-Mine im Norden Mosambiks und dem Anfang 2013 übernommenen Traditionsjuwelier Fabergé. Mitte September expandierte Gemfields schließlich nach Sri Lanka, wo es künftig - Geschäftssegment Nummer 5 - Saphire und andere Edelsteine abbauen will. "Das angedachte Saphirprojekt in Sri Lanka wird unsere klar definierte ‚Ampelstrategie‘ bei Edelsteinen umsetzen - rot, blau und grün", sagte Harebottle. €uro am Sonntag fragte ihn in Mumbai nach seinen weiteren Plänen.
€uro am Sonntag: Im vergangenen Geschäftsjahr haben Sie auf Auktionen 143 Millionen Dollar umgesetzt - inklusive der anderen Geschäftsbereiche waren es gut 160 Millionen. Können Sie dieses Rekordergebnis noch steigern?
Ian Harebottle: Meine Antwort auf die Frage, ob wir mehr umsetzen werden als 2013/14, ist: ja. Werden wir das gleiche Wachstum schaffen? Nein, weil das nicht nachhaltig ist. Wenig versprechen, umso mehr liefern, lautet unsere Devise bei Gemfields. Langfristig sollten wir jährlich vier Rubinauktionen schaffen. Dann drei - wenn nicht vier - Smaragdauktionen aus eigener Produktion, wobei wir im vergangenen Geschäftsjahr drei hatten.
Im Sommer feierten Sie auf der ersten Auktion von Rubinen aus Mosambik einen erfolgreichen Auftakt. Wie steht es um Ihr Rubingeschäft?
Ich schätze, dass wir Lizenzen für über 40 Prozent der weltweiten Reserven haben - das ist mein Bauchgefühl. Wir decken zurzeit ungefähr zehn Prozent der Weltproduktion ab, vielleicht ein bisschen mehr, sollten in den nächsten paar Jahren aber auf mindestens 20 Prozent kommen. Weltweit sind keine weiteren Rubine gefunden worden, und es wird mehr und mehr davon ausgegangen, dass die myanmarischen Minen ausgebeutet oder ohne große Investments schwer zugänglich sind. Wir haben eine massive Ressource, und das ist eine wunderbare Sache.
Anfang 2013 übernahmen Sie die Traditionsmarke Fabergé für 90 Millionen Pfund in Aktien. Ihr Juwelier verbucht ein Plus beim Umsatz, schreibt aber rote Zahlen. Wie geht es weiter?
Das ist eine große Aufgabe, eine riesige Chance, die aber mit großer Verantwortung einhergeht. Fabergés Geschäft kostet uns eine Million Dollar im Monat und wird in Zukunft hoffentlich weniger kosten. Wir hoffen, dass wir in den nächsten 18 Monaten den Break-even erreichen und uns von dort vorwärts und aufwärts bewegen.
Ihre Zahlen legen nahe, dass
Gemfields demnächst Dividenden ausschütten könnte.
Ich persönlich bin ein großer Fan von Dividenden, und das ist definitiv ein Thema, das wir auf Vorstandsebene bei mehreren Gelegenheiten diskutiert haben. Ich bin aber kein großer Fan davon, Dividenden zu zahlen und dann zu einem späteren Zeitpunkt zurück an den Markt zu gehen und einen Teil über eine Kapitalerhöhung zurückzuholen. Solange Gemfields weiterhin wächst und es Gelegenheiten für eine vernünftige und leicht nachvollziehbare Expansion gibt, werden wir uns darauf fokussieren, das verfügbare Geld innerhalb des Unternehmens einzusetzen und nachhaltiges Wachstum sicherzustellen.
Was sind Ihre aktuellen Projekte?
Ich würde unser Rubingeschäft in Montepuez definitiv gern ausweiten - wir haben dort 300 Quadratkilometer lizenziert und haben bisher nur einen sehr kleinen Teil davon im Rahmen unserer Explorations- und Machbarkeitsstudien überhaupt angetastet. Und dennoch waren die Ergebnisse dieses Bulk-Sampling-Projekts (Probebohrungen, die Red.) so, dass sie bis heute schon mehr als sämtliche Anlaufkosten abdecken. Sie können sich also vorstellen, was für eine fantastische Ressource das ist. Und ich will in Mosambik unsere Handelsplattform mit den Rubinen anderer Produzenten aufbauen. Außerdem würde ich demnächst gern Saphire unserem Projektportfolio zufügen - und möglicherweise auch eine Smaragdmine in Kolumbien.
Wie könnte Gemfields’ Marktkapitalisierung in fünf Jahren aussehen?
Oh, ich mag es lieber, den Ball sehr flach zu halten. Aber seit fünf Jahren sage ich: Das ist erst der Anfang. Das Gleiche habe ich nach der Rubinauktion gesagt: Das ist erst der Anfang. Ich wäre persönlich enttäuscht, wenn wir innerhalb von drei Jahren nicht bei einer Milliarde Dollar sind - vielleicht sogar viel früher. In mancher Hinsicht sind wir ein kleines Unternehmen, aber in manch anderer Hinsicht sind wir reif für die nächste Stufe.
Und Ihre langfristigen Ziele?
Während wir uns derzeit sicherlich auf farbige Edelsteine konzentrieren werden, würde ich irgendwann liebend gern Diamanten einbringen. Langfristig - wenn der Zeitpunkt stimmt. Wenn wir dann so weit sind, werden wir De Beers kaufen (lacht).
Investor-Info
Gemfields
Glänzende Aussichten
Gemfields hat sich zu einem führenden Unternehmen der Edelsteinbranche entwickelt. Die Investmentgesellschaft Pallinghurst hält de facto die Mehrheit. Die Aktie ist ein interessantes Investment für langfristig orientierte Anleger, die das Risiko nicht scheuen. Achtung: In Deutschland nur geringe Handelsumsätze, daher Aktien nur mit Limit ordern.
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Bildquellen: Volodymyr Krasyuk / Shutterstock.com, Denis Vrublevski / Shutterstock.com
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