Interview

Douglas-Chef Kreke: „Amazon ist uneinholbar“

10.03.10 15:23 Uhr

Douglas-Chef Henning Kreke über die Weboffensive seiner Buchhandelskette Thalia, die Konkurrenz zum Internetriesen Amazon und die Gerüchte um Großaktionär Müller.

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von Stephan Bauer, €uro am Sonntag

Neben dem Parfümeriegeschäft betreibt die Hagener Douglas-Holding auch den Buchhändler Thalia, mit fast 240 Filialen Deutschlands Nummer 1 vor der DBH-Gruppe um Weltbild und Hu­gendubel. Um das Internetgeschäft zu forcieren, übernahm Douglas jüngst die Mehrheit am Onlinehändler buch.de. €uro am Sonntag sprach mit Henning Kreke über seine Internetpläne, die Stimmung bei den Verbrauchern sowie den neuen Großaktionär, Drogeriekönig Erwin Müller.

€uro am Sonntag: Der Ifo-Index ist gesunken, die Gesellschaft für Konsumforschung spricht von einem gedämpften Konsumklima. Wie ist die Stimmung bei Ihren Kunden?
Henning Kreke: Sie ist deutlich besser, als die neuesten Indikatoren dies glauben machen. Und wir arbeiten intensiv daran, dass das so bleibt.

Was geht besser – das teure Parfum des Luxusartiklers oder doch eher das Taschenbuch?
Das Geschäft in Deutschland läuft in allen Sparten recht ordentlich. Wenn Sie konkret unsere Bereiche Parfümerien und Bücher ansprechen: Die Douglas-Parfümerien bewegen sich wie die Thalia-Buchhandlungen stabil auf Vorjahres­niveau. In unserer Buchsparte hebt die Vollkonsolidierung von buch.de seit Dezember den Umsatz allerdings zusätzlich an.

Sie halten jetzt die Mehrheit an buch.de. Welche Chancen sehen Sie im Web?
Derzeit liegt der Onlineanteil bei unseren Buchumsätzen bei etwa zehn Prozent. Da das Onlinegeschäft aber im gesamten Handel weiterhin zweistellig wächst, könnte der Anteil mittel- bis langfristig durchaus 20 Prozent erreichen. Deshalb schärfen wir hier unser Profil.

Wollen Sie Primus Amazon attackieren?
Das wäre schon sehr ambi­tioniert. Amazon hat als reiner ­Onlinehändler in diesem Segment einen fast uneinholbaren Vorsprung. Buch.de ist aber im Onlinegeschäft in Deutschland die Nummer 2, und Thalia ist Marktführer im stationären Buchhandel. Um diese beiden starken Positionen optimal auszuspielen, forcieren wir die Kombination aus stationärem Geschäft und Onlinebuchhandel.

Thalia vertreibt auch elektronische Lesegeräte und digitale Bücher. Mit Erfolg?
Dieser Trend schwappt aus den USA auch nach Deutschland he­rüber – das Medium hat rasante Zuwachsraten. Es gibt aber noch keinen E-Reader, der wirklich sexy ist. Die Geräte sind noch zu technisch. Doch wer einen Reader hat, kauft regelmäßig E-Books. Vor allem jüngere Leute tun das. Von den hohen E-Book-­Verkaufszahlen, von denen Amazon in Amerika spricht, sind wir hier aber noch meilenweit entfernt.

Das Parfümeriegeschäft ist zuletzt leicht zurückgegangen, die Ursache dafür lag im Ausland. In Ungarn und dem Baltikum, in Spanien und Portugal gibt es Probleme. Was tun Sie?
Im Rahmen eines Restrukturierungsprogramms haben wir im vergangenen Jahr beschlossen, 50 Douglas-Parfümerien zu schließen. Zehn dieser Schließungen sind bereits erfolgt. Darüber hinaus werden wir uns aus Dänemark ganz zurückziehen. Für andere Länder wie zum Beispiel die USA, in denen nach ­Beendigung des Schließungsprogramms nur noch sehr wenige Filialen übrig bleiben, ist ein solcher Schritt auch denkbar. Endgültig entschieden ist das aber noch nicht.

Douglas investiert 2010 mehr als im Vorjahr, rund 120 Millionen Euro sind geplant. Wohin fließt das Geld?
Das Niveau ist noch vergleichsweise niedrig, im Jahr 2008 waren es noch gut 150 Millionen Euro. Wir wollen vor allem in den Ausbau unseres aktuellen Filialnetzes investieren, um unsere Marktanteile in den bestehenden Märkten auszubauen, da ein höherer Marktanteil für uns in der Regel auch eine höhere Profitabilität bedeutet.

Am Ende des ersten Geschäftsquartals standen abzüglich Sondereffekten 135 Mil­lionen Euro Vorsteuergewinn. Ihre Prognose für das gesamte Jahr lautet auf 120 bis 130 Millionen. Steht das Ziel noch – und lässt es sich nicht verhindern, außerhalb der Weihnachtssaison Verluste zu machen?
Wir stehen weiter hinter unserer Prognose. Da wir im geschenkorientierten Handel tätig sind, ist es regelmäßig so, dass wir zwischen 90 und 110 Prozent unseres Jahresgewinns im Weihnachtsquartal er­zielen. In den übrigen Monaten ist es stets unser Ziel, das Ergebnis des Weihnachtsquartals bestmöglich abzusichern.

Erwin Müller, Besitzer einer Drogeriekette, hat sich drei Prozent an Douglas gesichert und will nach eigener Aussage aufstocken. Zugleich hält die Bank Sarasin ein Paket über neun Prozent. Es gibt Spekulationen, dass sie es im Auftrag von Herrn Müller erworben haben könnte. Wird Ihnen bei dem Gedanken nicht unbehaglich?
Überhaupt nicht. Wir wissen, dass Herr Müller knapp über drei Prozent besitzt, aber wir wissen nicht, was es mit dem Paket von Sarasin auf sich hat. Doch unabhängig davon, ob Herr Müller nun Zugriff auf drei, zehn oder 15 Prozent der Douglas-Aktien hat, wird unsere Gruppe ihre Geschäfte auch in Zukunft unverändert mit Herz und Verstand weiterführen und an der Strategie des wertorientierten Wachstums festhalten.

Wie gut sind Ihre Beziehungen zum zweiten Großaktionär neben Ihrer eigenen Familie, zu Oetker?
Die beiden großen Aktionärsgruppen Kreke/Eklöh und Oetker führen das Unternehmen unverändert in allerbestem Einvernehmen so wie seit über 40 Jahren.

Investor-Info:

Douglas Holding: Besser als der Handel
Der deutsche Handel erwartet für 2010 schrumpfende Umsätze. Douglas rechnet hingegen mit einem leichten Umsatzplus. Beim Vorsteuergewinn sehen Analysten die Obergrenze der vom Vorstand avisierten Spanne von 120 bis 130 Millionen Euro als wahrscheinlich an. Für das kommende Geschäftsjahr rechnen die Experten mit einem Gewinnplus von rund zwölf Prozent. Daran gemessen ist die Aktie nicht billig. Dennoch sprechen die Charttechnik sowie die Übernahmefantasie nach dem Einstieg der Drogeriekette Müller für das Papier. Stopp beachten.

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