Commerzbank-Chefökonom sieht 'Jahr der Inflation'
Das kommende Jahr wird aus Sicht der Ökonomen von der Commerzbank wirtschaftlich stark durch die Entwicklung der Inflation geprägt sein.
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Von der Teuerung hänge stark ab, wie schnell sich die Notenbanken von ihrer lockeren Geldpolitik verabschiedeten, sagte Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer am Freitag in Frankfurt. Davon wiederum hänge auch die Entwicklung an den Finanzmärkten ab.
Wie bisher schon dürfte die US-Notenbank Fed der Europäischen Zentralbank (EZB) vorauseilen. Krämer erwartet, dass die Fed ihren Leitzins im kommenden Jahr, wie wohl auch dieses Jahr, dreimal anheben wird. Die EZB dagegen dürfte noch lange an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten, obwohl sie ihre Geldschwemme in Form von Wertpapierkäufen Anfang 2018 verringere. Ausschlaggebend für den geldpolitischen Keil zwischen den USA und Europa sei die Inflationsentwicklung. So dürfte die Inflation in den Vereinigten Staaten allmählich anziehen, während sie im Euroraum auf gedämpften Niveau bleiben werde, meint Krämer.
Die Konjunkturaussichten bewertet der Ökonom sowohl für die USA als auch für Europa gut. Die amerikanische Wirtschaft dürfte demnach im kommenden Jahr um 2,3 Prozent wachsen, der Euroraum gar um 2,5 Prozent. Für Deutschland prognostiziert Krämer ebenfalls einen Zuwachs der Wirtschaftsleistung um zweieinhalb Prozent, was angesichts der Wachstumsmöglichkeiten bei Vollauslastung (Produktionspotenzial) "eine Menge" sei. Von einer konjunkturellen Überhitzung, wie manch andere Ökonomen, mag Krämer noch nicht sprechen. "Dazu fehlen kräftigere Lohnsteigerungen und eine stärker anziehende Inflation."
Mit Kritik an der EZB sparte Krämer nicht. Zum einen monierte er die starke Ausrichtung ihrer Geldpolitik an der mittelfristigen Inflation. Aufgrund einiger Entwicklungen wie der Globalisierung seien nationale Inflationsraten nicht mehr so präzise steuerbar, wie es die Haltung der EZB suggeriere.
Zudem empfahl Krämer der Notenbank, nicht nur auf die Konjunktur- und Inflationsentwicklung zu schauen, sondern auch auf den Finanzzyklus. Darunter verstehen Ökonomen das Auf und Ab wichtiger Finanzgrößen wie der Kreditvergabe. "Der Finanzzyklus dreht im Euroraum. Und er ist enorm persistent, weil er sich wie ein schwerer Tanker verhält, der Fahrt aufnimmt und schwer gestoppt werden kann." Straffe die EZB ihre Geldpolitik nicht rechtzeitig, drohten Preisblasen an den Vermögensmärkten.
FRANKFURT (dpa-AFX)
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