Inflationsangst

Aktien sollten ihre Gewinne in der zweiten Jahreshälfte ausbauen - doch es gibt zwei große Bedenken

09.07.21 22:30 Uhr

Aktien sollten ihre Gewinne in der zweiten Jahreshälfte ausbauen - doch es gibt zwei große Bedenken | finanzen.net

Die erste Jahreshälfte war für die US-Indizes bereits sehr erfolgreich: Zweistellige Wachstumsraten und neue Rekordhochs waren hier an der Tagesordnung. Geht es nach verschiedenen Marktexperten dürfte sich der positive Trend auch in der zweiten Jahreshälfte fortsetzen - mit zwei Risikofaktoren.

Werte in diesem Artikel
Indizes

43.487,8 PKT 334,7 PKT 0,78%

19.630,2 PKT 291,9 PKT 1,51%

5.996,7 PKT 59,3 PKT 1,00%

• Erste Jahreshälfte 2021 erfolgreich für Aktien
• Experten gehen von positivem zweiten Halbjahr aus
• Inflation und Zinserhöhungen bleiben Risikofaktoren

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Das Jahr 2021 ist für die Aktienmärkte bisher äußerst positiv verlaufen. Nachdem der Corona-Schock des vergangenen Jahres durch massive Hilfsprogramme vonseiten der Regierungen sowie Zentralbanken, so gut es eben möglich war, abgefedert werden konnte, ging es auch für die Aktienindizes deutlich aufwärts. So ist es dann auch zu erklären, dass S&P 500, NASDAQ Composite und Dow Jones Industrial allesamt dieses Jahr schon neue Rekordstände erreichen konnten. Auch die Wachstumsraten lassen sich mit 14,8, 12,8 und 12,3 Prozent seit Jahresbeginn sehen.

Die Inflation ist zurück

Doch im Laufe der massiven Geldspritzen und der zunehmend entspannter werdenden Corona-Lage - zumindest in einigen Teilen der Welt - hat eine vergessen geglaubte Gefahr ihren Kopf hervorgereckt: die Inflation. Diese hat in den letzten Monaten in den USA stark zugenommen. So erreichte sie im Mai erstmals seit 2008 wieder einen Stand von fünf Prozent, was deutlich über der von der Fed angestrebten Zwei-Prozent-Marke liegt. Die Aktienmärkte haben sich von dieser Zahl jedoch bisher nicht aus der Ruhe bringen lassen: "Starkes Wachstum, starke Zahlen, niedrige Zinsraten, ein eingeschläferter Anleihemarkt. Die Anleiherenditen reagieren nicht wirklich auf die Inflationsneuigkeiten", kommentiert dazu Bank of America-Wirtschaftsforscher Ethan Harris gegenüber CNBC und lobt den Chef der US-Währungshüter Jerome Powell: "Powell hat gute Arbeit dabei geleistet, die Wogen am Anleihemarkt zu glätten, es sieht für den Aktienmarkt also gut aus".

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Experten bleiben positiv gestimmt

Allerdings hat die Fed auch bereits während ihres letzten Zinsentscheids durchblicken lassen, dass eine Erhöhung der Zinsen früher als geplant durchgeführt, sowie das massive Anleihekaufprogramm der Währungshüter vorzeitig gedrosselt werden könnte. Die von CNBC befragten Strategen blicken dennoch insgesamt positiv auf die zweite Jahreshälfte 2021 und gehen davon aus, dass es am Aktienmarkt weiter aufwärts gehen dürfte: "Ich denke, dass es dem Markt bis zum Jahresende gut gehen wird. Es wird zu Zuwächsen im einstelligen Bereich kommen", vermutet Harris. CFRA-Chefstratege Sam Stovall ist ebenfalls positiv gestimmt: "Jetzt gerade befinden wir uns in der Top 20 der besten Jahreshälften. Nach einer derart starken ersten Jahreshälfte, wird es [in der zweiten Hälfte] ebenfalls gut, aber nicht so gut, wie es war. Wahrscheinlich haben wir einen 50-prozentigen Vorsprung in der ersten Hälfte".

Belastungsfaktor Fed

Dennoch bleibt die Geldpolitik der Zentralbank ein Risikofaktor, der den Aufwärtstrend unterbrechen könnte. Hinzu kommt noch ein weiterer Belastungsfaktor, der ebenfalls eng mit den US-Währungshütern verknüpft ist: Die Sorge, dass die aktuell hohe Inflation eben doch nicht so kurzlebig ist, wie es von Powell & Co. aktuell eingeschätzt wird. Schließlich hatte Powell nach dem starken Anstieg der Inflation im Mai beschwichtigt, die Teuerung sei ein temporärer Effekt, der auf eine steigende Nachfrage im Zuge der Corona-Lockerungen und Lieferengpässen auf der Angebotsseite zurückgehen würde.

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"Was den Markt wirklich in Besorgnis versetzen würde, wäre, wenn sich die Beweise häufen, dass es eine nachhaltige Inflation gibt. Dann kann die Fed reden wie sie will, aber alle werden wissen, dass sie eher früher als später wird handeln müssen", urteilt Harris.

Kommende Monate wichtige Indikatoren

Um festzustellen, ob die erhöhte Inflation nun von Dauer ist oder nicht, sollten Marktteilnehmer Harris zufolge insbesondere die kommenden Monate im Auge behalten. Insbesondere der September sei der "magische Monat für alle". Wenn sich Daten wie Kerninflation, Löhne und neue Jobs bis dahin nicht verbesserten, wäre die Zeit der Sorglosigkeit vorbei, so der Wirtschaftsexperte. Im September kommen viele Faktoren zusammen. So würden Schulkinder in diesem Monat in die Schulen zurückkehren und somit auch Eltern wieder die Möglichkeit haben ungestört zu arbeiten. Viele Arbeitnehmer würden CNBC zufolge auch die Chance ergreifen, im September wieder ins Büro zurückzukehren. Darüber hinaus würden im September die verlängerten Arbeitslosengelder auslaufen, die viele Amerikaner hätten in Anspruch nehmen müssen.

Bleakley Global Advisory-Chefstratege Peter Boockvar teilt hier die Meinung Harris‘: "Für mich ist die Inflation wie Kryptonit und es ist nur die Frage, ob wir das Kryptonit aus dem Weg räumen können oder ob es noch länger um uns herum bestehen bleibt […]. Wenn wir im August, September, Oktober Daten sehen, die zeigen, dass die Inflation sehr beharrlich ist, dann wird die Fed keine andere Wahl haben, als das Kaufen von Wertpapieren zu reduzieren".

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: Holmes Su / Shutterstock.com, Vadim Balantsev / Shutterstock.com

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