In Krisenzeiten

Zwölf Prozent Gehaltserhöhung für Allianz-Chef Bäte - Allianz-Chef rechtfertigt Fehlstart von Direkt-Versicherer

05.05.21 14:45 Uhr

Zwölf Prozent Gehaltserhöhung für Allianz-Chef Bäte - Allianz-Chef rechtfertigt Fehlstart von Direkt-Versicherer | finanzen.net

Allianz-Vorstandschef Oliver Bäte steht in Krisenzeiten eine zwölfprozentige Gehaltserhöhung ins Haus.

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Der Aufsichtsrat begründete das am Mittwoch auf der Online-Hauptversammlung des Münchner Versicherungskonzerns damit, dass Bäte bislang sowohl im Vergleich zu seinen Vorstandskollegen bei der Allianz als auch zu anderen DAX 30-Vorstandschefs etwas unterdurchschnittlich bezahlt werde.

Das Gehalt der Allianz-Vorstände setzt sich aus zwei Bestandteilen zusammen: 30 Prozent Fixanteil, 70 Prozent sind variabel. Dieser erfolgsabhängige Anteil ist noch einmal unterteilt in Jahresbonus und Langfristanreiz. Bei hundert Prozent Zielerreichung könnte der Manager in diesem Jahr laut Vergütungsbericht insgesamt 7,37 Millionen Euro bekommen, inklusive Altersvorsorge. Die Vergleichszahl für 2020 war 6,5 Millionen. Bätes fixes Grundgehalt soll von 1,7 auf 1,9 Millionen Euro steigen.

Der Aufsichtsrat halte das Vergütungssystem "im internen und externen Vergleich für ausgewogen und angemessen", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Michael Diekmann. Die Arbeitnehmer im Betriebsrat haben demnach zugestimmt. Der Nettogewinn der Allianz war im vergangenen Jahr coronabedingt um 14 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro gesunken.

Bätes Gehalt hätte eigentlich schon letztes Jahr erhöht werden sollen, wie Diekmann sagte. Das sei aber verschoben worden. Sowohl die Allianz als auch mehrere andere Versicherer hatten im Zuge der Pandemie mit massiver Kritik und einer Klagewelle enttäuschter Firmenkunden aus der Gastronomie zu kämpfen, weil die Unternehmen Zahlungen aus der Betriebsschließungsversicherung ablehnten. Die Aktionäre müssen der Gehaltserhöhung zustimmen. In der ersten Phase der Diskussion gab es zwar Fragen, aber keine Proteste.

Allianz-Chef rechtfertigt Fehlstart von Direkt-Versicherer

Allianz-Chef Oliver Bäte hat den schleppenden Start des europäischen Online-Versicherers Allianz Direct gerechtfertigt.

Der Prämienrückgang habe vor allem Deutschland getroffen, wo die Allianz "sehr unprofitables" Geschäft aufgegeben habe, das über Vergleichsportale hereingekommen sei, sagte Bäte auf der virtuellen Hauptversammlung des Versicherers am Mittwoch in München. "Wir mussten aufräumen im Portfolio." In der Allianz Direct hat der Konzern sein Internet-Geschäft in Deutschland, Italien, Spanien und den Niederlanden gebündelt, bisher mit Schwerpunkt in der Autoversicherung. Im vergangenen Jahr waren die Beitragseinnahmen von Allianz Direct aber um mehr als zehn Prozent auf 1,1 Milliarden Euro zurückgegangen. "In den Niederlanden sind wir am weitesten", sagte der Allianz-Chef.

Selbst ein Versicherungs-Vergleichsportal wie "Check24" zu kaufen, sei derzeit "keine gute Idee", sagte Bäte zur Anregung eines Aktionärs. "Der Digitalisierungsschub muss von innen kommen."

Bäte will am 3. Dezember die Strategie für den Münchner Versicherungsriesen in den nächsten Jahren vorstellen. Viel soll sich nicht ändern, machte der Manager den Aktionären klar: "Im Kern der Strategie steht nach wie vor der Kunde. Wir müssen die richtige Mischung finden zwischen digitaler Effizienz und persönlicher Beratung." Beim Wachstum stünden Asien und die USA im Fokus. "Wir haben in beiden Bereichen viel Luft nach oben", räumte Bäte ein. Im Kerngeschäft in Europa gehe es eher darum, der Konkurrenz Marktanteile abzunehmen. "Wir wollen und müssen auch in Kerneuropa signifikant wachsen", forderte der Vorstandschef.

Die Allianz hatte unter seiner Ägide nur kleinere Übernahmen gestemmt, der 2,5 Milliarden Euro schwere Kauf der polnischen Tochter des britischen Versicherers Aviva war der bisher teuerste. Bäte betonte, die Kaufpreise müssten sich durch Produktivitätszuwächse rechtfertigen lassen. Verstärkte Automatisierung sei daher die Voraussetzung für weitere Zukäufe in den Kernmärkten. Vor großen Übernahmen schreckt Bäte bislang zurück. Zuletzt war der Allianz Interesse am US-Versicherer Hartford nachgesagt worden, der ein fast 25 Milliarden Dollar schweres Übernahmeangebot des Rivalen Chubb abgeschmettert hat.

MÜNCHEN (dpa-AFX / Reuters)

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