Autohersteller: Die Chipkrise frisst sich in die Bilanzen
Lieferengpässe bremsen die größte deutsche Industriebranche immer stärker aus. Wenn die Produktion stillsteht, drohen Gewinnwarnungen und neue Sparprogramme.
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von Wolfgang Ehrensberger, €uro am Sonntag
Noch im ersten Halbjahr 2021 glänzten die Autobauer weltweit mit blendenden Gewinnen. Das wird sich nach Einschätzung des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer im zweiten Halbjahr ändern. Chipkrise und Materialengpässe werden sich dann "deutlich stärker auch in den Bilanzen der Fahrzeughersteller und Zulieferer niederschlagen", wie Dudenhöffer erläutert. Rund 5,2 Millionen Fahrzeuge könnten in diesem Jahr wegen der Halbleiterkrise weltweit nicht gebaut werden.
Das zeigt sich vor allem am weltgrößten Automarkt China. Lagen die Verkäufe im ersten Halbjahr noch um 21 Prozent über dem Vorjahr, so kühlt sich die Dynamik im wichtigsten Automarkt der Welt im zweiten Halbjahr deutlich ab, sodass für das Gesamtjahr nur noch ein Plus von acht Prozent erwartet wird. "Die Chipkrise wird im zweiten Halbjahr auch die anderen großen Automärkte einbremsen, also insbesondere jene in den USA, Japan und Deutschland", prophezeit Dudenhöffer.
Toyotas Schockbotschaft
Einen Vorgeschmack lieferte der japanische Branchenprimus Toyota, der bislang vergleichsweise gut durch die Chipkrise gekommen ist und noch Anfang August kräftige Gewinnzuwächse meldete. Doch vor Kurzem kündigte Toyota für den September eine Kürzung der Produktion um 40 Prozent an. 14 Werke seien betroffen, die Fertigung von 360.000 Neuwagen verzögere sich. Nach der Schockbotschaft gingen Autoaktien weltweit auf Talfahrt.
Auch in Deutschland ist die Fertigung bei den Autokonzernen Audi, Volkswagen und Daimler beeinträchtigt. Die Lage bleibe angespannt, weitere Produktionsanpassungen seien nicht auszuschließen, heißt es bei VW: "Die anhaltend eingeschränkte Liefersituation bei Halbleitern sorgt weiter herstellerübergreifend für erhebliche Störungen in der weltweiten Fahrzeugproduktion."
Laut Industrieverband DIHK treffen Rohstoffmangel und Lieferkettenprobleme inzwischen die deutsche Wirtschaft in ihrer ganzen Breite. So klagten nach einer Umfrage des DIHK unter 3000 Unternehmen mittlerweile 83 Prozent über Lieferengpässe. Doch in der Fahrzeugbranche, so DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier, sei der Zwang zur Drosselung am stärksten. 58 Prozent der Branchenfirmen planten demnach Produktionsstopps oder -drosselungen. Neben Stahl, Aluminium und Kupfer fehlen in der Fahrzeugindustrie Elektronikkomponenten, und hier insbesondere Halbleiter.
Nach Einschätzung von Experten wird es nicht bei Produktionsunterbrechungen bleiben. Auch die Jahresplanungen wackeln, und es drohen neue Sparprogramme. "Die Umsatz- und Gewinnprognosen für 2021 sind Makulatur", glaubt der frühere BMW-Chefvolkswirt Helmut Becker. "Die Unternehmen müssen jetzt auf Sicht fahren." Kurz- und mittelfristigen Plänen fehle inzwischen jede Substanz.
Dabei haben sich die deutschen Autobauer nach dem Corona-Schock des Jahres 2020 rasch erholt und für 2021 deutliche Umsatz-, Gewinn- und Renditeanstiege in Aussicht gestellt. NordLB-Analyst Frank Schwope rechnet im zweiten Halbjahr bei andauerndem Chipmangel mit stärkeren Produktions- und Umsatzausfällen sowie geringeren Ergebnissen. Müssten die Konzerne reagieren, seien Sparprogramme und Dividendenkürzungen am wahrscheinlichsten.
Autoanalyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler verweist dagegen darauf, dass die Autohersteller mit der Knappheit bislang gut zurechtgekommen seien, Preiserhöhungen durchgesetzt und ihre Jahresprognosen teilweise sogar noch angehoben hätten, etwa Daimler und Schaeffler. "Das zeigt die Leistungsfähigkeit der Branche. Ihre Finanzlage ist stabil, sie ist krisenerprobt und kann sich schnell auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen."
Schwope rechnet mit einer allmählichen Entspannung der Lage im vierten Quartal. Wenn dann die aufgestaute Autonachfrage zum Tragen komme, könne 2022 sogar ein sehr gutes Autojahr werden.
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