IKB Kolumne Dr. Klaus Bauknecht

Stimmungseinbruch in den USA unausweichlich?

03.04.17 09:02 Uhr

Stimmungseinbruch in den USA unausweichlich? | finanzen.net

Nach der Wahl von Donald Trump und trotz all seiner kritischen und zum Teil widersprüchlichen Aussagen war die Stimmung an den US-Börsen zuletzt euphorisch.

Und die Fed hat ihre bereits vor der Wahl eingeleitete Zinswende fortsetzt: Im März vollzog sie die erste von drei in diesem Jahr erwarteten Zinsanhebungen. Da die Republikaner die Mehrheit in beiden Häusern des Kongress haben, gab es bisher wenig Grund, daran zu zweifeln, dass Trumps Reformvorstellungen umgesetzt werden.

Während das Unternehmervertrauen (NFIB-Index) bereits im Dezember 2016 diese Stimmung spiegelte, ist nun auch das Konsumentenvertrauen in die Höhe geschossen und hat im März ein Niveau erreicht, das zuletzt im Jahr 2000 zu beobachten war. Der durchschnittliche US-Konsument ist aktuell so gut gelaunt, wie es zuletzt nach den boomenden 90er Jahren der Fall war. US-Unternehmen und -Konsumenten erwarten große Steuererleichterungen von Donald Trump, die zu einem nachhaltigen Anstieg im verfügbaren Einkommen führen sollten. Außerdem dürfte sich Trumps Stimulierungspolitik - sofern umgesetzt - grundsätzlich positiv auf Unternehmensgewinne und BIP auswirken. In Folge dieser Erwartungen bewegen sich auch die entsprechenden Vertrauensindikatoren im Höhenflug. Doch wie nachhaltig sind diese Stimmungswerte?

Zweifel an der Umsetzbarkeit von Trumps Ideen, die nach dem Scheitern der Gesundheitsreform aufgekommen sind, könnten für Verunsicherung und damit zu einem Absturz der US-Stimmungsindikatoren sorgen - gerade weil die Euphorie überwiegend auf Erwartungen zurückzuführen ist, die sich womöglich nicht bewahrheiten werden. Eine reibungslose Umsetzung der Steuerreformen könnte hingegen die Stimmung in der Realwirtschaft auf einem relativ hohen Niveau halten. Aktuell hat die gescheiterte Gesundheitsreform allerdings bereits zu einem Dämpfer in der Unternehmer- und Verbraucherstimmung geführt.

Die Wachstumsprognosen der IKB für die USA von 2,3 % in diesem Jahr sollten davon allerdings weniger betroffen sein - insbesondere, wenn die zügige Umsetzung der Steuerreformen die Glaubwürdigkeit Trumps auf Sicht erneut stärken könnte. Dann wäre auch ein BIP-Wachstum in den USA von bis zu 3 % in 2019 durchaus möglich, was der Fed ermöglichen würde, ihren Leitzins schrittweise auf das von ihr prognostizierte Niveau von rund 3 % anzuheben. Die IKB ist allerdings weiterhin davon überzeugt, dass die fiskalischen Maßnahmen von Trump das Haushaltsdefizit ausweiten und die Schuldenquote erhöhen würden; eine Entwicklung, die vielen Republikanern sicherlich Bauchschmerzen bereiten würde, was die Umsetzung dieser Politik erschwert. Sollte auch die Steuerpolitik Trumps scheitern und somit die Zweifel an Trumps Fähigkeit nähren, seine Ideen umzusetzen, sind zwei weitere Zinsanhebungen von 25 Basispunkten in 2017 ebenso fraglich wie ein Leitzinsniveau von 3 %. Die aktuellen Erwartungen in der Realwirtschaft könnten sich dann als Luftschlösser erweisen.

In einem Umfeld anhaltender wirtschaftspolitischer Unsicherheit bleibt es fraglich, ob und in welchem Maße der US-Dollar erneut und nachhaltig aufwerten kann - auch weil die europäische Konjunktur sich weiterhin als relativ robust erweist und die EZB mehr und mehr Raum finden sollte, ihre Aufkaufprogramm zu beenden. Das Langfristzinsdifferenzial zwischen US- und deutschen Renditen - ein Hauptreiber des Euro/US-Dollar-Devisenkurses - könnte sich somit erneut einengen, vor allem wenn die US-Renditen infolge des sinkenden Vertrauens in Trumps Wirtschaftspolitik nicht weiter steigen.

Dr. Klaus Bauknecht ist als Chefvolkswirt der IKB Deutsche Industriebank AG verantwortlich für die volkswirtschaftlichen Analysen, Prognosen und Einschätzungen der Bank. Zudem lehrt der promovierte Volkswirtschaftler an der Nelson Mandela University in Südafrika. Zuvor arbeitete er in verschiedenen leitenden Positionen anderer Banken und im südafrikanischen Finanzministerium. Er schreibt zu aktuellen und übergeordneten Konjunktur-, Volkswirtschafts- und Marktthemen.

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