Hochgefühle – Dow Jones 14.000?
Hochs wohin man schaut. An der Wetterfront bescherte es uns in Deutschland ein paar schöne frühsommerliche Tage nach der langen Frostperiode.
Herrlich! An den Aktienmärkten sorgen die vielen Jahreshochs eher für Verwunderung. Finanzmarktkrise? Drohende Staatspleiten? Ausschließlich fundamental orientierte Anleger dürften dem Treiben skeptisch gegenüberstehen, obwohl es durchaus Lichtblicke gibt. So verlief die Berichtssaison der Unternehmen überraschend positiv. Belassen wir es dabei. Stattdessen möchte ich ihre Aufmerksamkeit auf das Weltleitbörsenbarometer lenken.
Der Dow Jones Industrial strebt seit Monaten unbeirrt nach oben. Kann das gut gehen? Skeptiker werden Argumente gegen einen weiteren Anstieg finden, Optimisten genügend Argumente für eine Fortsetzung der Kursparty. Warum nicht „Kursziel 14.000“ in Reichweite des Allzeithochs? Schon aus psychologischer Sicht wäre das reizvoll. Im Jahr 2008 lautete das Kursziel eher 3000 Indexpunkte. Hoppla! Sogar 1000 Indexpunkte und weniger waren salonfähig.
Was denn nun? Jeder, der sich seit Jahrzehnten ernsthaft mit den Märkten beschäftigt und seinen Lebensunterhalt mit dem Eigenhandel bestreitet, kennt die Unwägbarkeiten. Keiner kann die Zukunft vorhersehen, aber es macht durchaus Sinn, sich auf Seiten der großen Trendbewegungen zu positionieren. Möglichst lange, bis der Trend bricht. Das sind die Phasen, wo der Markt einen (großen) Teil der Gewinne wieder einfordert. Wer den Trendwechsel beharrlich ignoriert, läuft Gefahr, alles zu verlieren.
Betrachten Sie die folgenden Charts aus einem gewissen Abstand. Dann treten die großen Trends deutlich hervor und das tägliche Marktrauschen versinkt im Hintergrund. Im oberen Teil des Charts ist der Kursverlauf des Dow Jones Industrial abgetragen. Sie erkennen zwei übergeordnete Aufwärtstrends, unterbrochen von einer Baisse im Jahr 2008. Demnach befinden wir uns aktuell in einem intakten Aufwärtstrend.
Im unteren Teil des Chartfensters ist in der ersten Grafik das Verhältnis der Aktien mit 250-Tage-Hochs zu 250-Tage-Tiefs abgetragen. Im zweiten Chart wird das Verhältnis Kursgewinner zu Kursverlierern abgebildet.
Eine gesunde Aufwärtsbewegung im Index sollte immer unterfüttert werden durch eine steigende Anzahl Gewinneraktien. Das ist in beiden Grafiken der Fall.
Technische Indikatoren können einen Erkenntnisbeitrag zum Puzzle der Gesamtmarktprognose liefern und die Erfolgswahrscheinlichkeit etwas zu unseren Gunsten biegen, mehr aber auch nicht. Die Kür sehe ich in einer geschickten Kombination fundamentaler und technischer Aspekte. Tappen Sie nicht in die Falle, sich im Nachhinein ständig die passenden Indikatoren und Argumente neu zusammenzustellen. Es lassen sich immer ex post logisch klingende Argumentationsketten finden. Erst wenn die darauf ex ante getroffenen Handelsentscheidungen statistisch signifikant einen positiven Erwartungswert erzielen und mit dem Kopf nachvollziehbar sind, sollte über deren Praxiseinsatz nachgedacht werden. Alles andere ist kostspielige Börsenprosa und Entertainment.
Heiko Aschoff ist selbständiger Trader und Geschäftsführer der Investment Ideen GmbH. Als Banker und Pensionsfondsmanager war er mitverantwortlich für über sieben Milliarden Euro Anlagevolumen. Im Börsendienst www.investment-ideen.de stellt er seine persönlichen Anlageempfehlungen vor.
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