Deutsche Bank-Aktie fester: Aktionäre stimmen für neuen Aufsichtsratschef Wynaendts - Übernahmen laut Sewing nur bei strategischem Mehrwert
Alexander wer? Mit der Nominierung von Alexander (Alex) Wynaendts als künftigem Aufsichtsratschef überraschte die Deutsche Bank im November.
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Der Niederländer Wynaendts (61) also soll nun Deutschlands größtem Geldhaus Orientierung geben. Paul Achleitner (65) räumte nach zehn Jahren mit Ablauf der Hauptversammlung am Donnerstag einen der wichtigsten Posten der deutschen Wirtschaft. Die Aktionäre wählten Wynaendts mit großer Mehrheit in den Aufsichtsrat, unmittelbar nach der Online-Hauptversammlung wollte ihn das Kontrollgremium zu seinem neuen Vorsitzenden bestimmen.
Die Deutsche Bank hatte die Auswahl damit begründet, dass Wynaendts "über umfassende Expertise und jahrzehntelange Erfahrung im Finanzsektor weltweit" verfüge. Wynaendts begann seine Laufbahn bei ABN Amro, wo er 1984 bis 1997 im Geschäft mit vermögenden Privatkunden sowie im Investmentbanking in Amsterdam und London tätig war. Anschließend wechselte er zum niederländischen Versicherungskonzern AEGON. Dort stieg Wynaendts zum Vorstandsvorsitzenden auf (2008 bis 2020).
Während seiner Amtszeit baute Wynaendts den Versicherungskonzern um und trieb das Digitalgeschäft voran. "Ich habe mich schon immer sehr für Technik interessiert", sagte der Niederländer in einer Videobotschaft an die Aktionärinnen und Aktionäre am Donnerstag und verwies auf sein Elektrotechnik-Studium in Paris.
Erfahrungen in den Kontrollgremien internationaler Konzerne sammelt beziehungsweise sammelte der Niederländer unter anderem beim Fahrdienst Uber, der Fluggesellschaft Air France-KLM sowie der US-Großbank Citigroup.
Den Posten bei der Citigroup habe er für seine neue Aufgabe bei der Deutschen Bank gerne aufgegeben, versicherte Wynaendts den Anteilseignern des Frankfurter DAX-Konzerns. Er zeigte sich überzeugt: "Die Deutsche Bank hat turbulente Zeiten hinter sich, aber sie hat in den vergangenen Jahren die Wende geschafft."
Uneingeschränkt positiv wurde die Nominierung des Niederländers nicht aufgenommen. Schon im November monierte die Fondsgesellschaft Union Investment, aus Wynaendts' bisherigen beruflichen Stationen sei "nicht erkennbar, dass er mit der deutschen Corporate Governance vertraut ist". Kurz vor der Hauptversammlung kündigte Fondsmanagerin Alexandra Annecke dann im "Handelsblatt" an, Union Investment werde sich bei dem Aktionärstreffen gegen die Wahl von Wynaendts als Nachfolger von Aufsichtsratschef Achleitner aussprechen: "Der Grund dafür ist Ämterhäufung, er hat aus unserer Sicht zu viele Mandate."
Der verheiratete Vater zweier Kinder ist viel herumgekommen: Moskau, Beirut, Brüssel sind nur einige der Stationen, an denen sich der Sohn eines Diplomaten mit Eltern und Geschwistern in jungen Jahren einleben musste.
Gerne zitiert wird eine frühere Aussage von Wynaendts aus einem Interview 2010. Gefragt, warum er nicht Diplomat geworden sei wie sein Vater, antwortete Wynaendts: "Ich bin ein echter Beta." Diplomatie sei "etwas für Alphas".
Sieht sich der designierte Aufsichtsratschef des größten deutschen Geldhauses also als Mann aus der zweiten Reihe? Im Gespräch mit der Wochenzeitung "Die Zeit" klärte Wynaendts kürzlich auf, was es mit den Begrifflichkeiten auf sich hat: In den Niederlanden nennt man demnach Menschen "Alphas", die sprachlich begabt sind. Wer eher mathematische Fähigkeiten hat, werde als "Beta" bezeichnet. Ihr Vater sei ein "Mathe-Boy", sagte Wynaendts' Tochter der "Zeit" zufolge kürzlich einer niederländischen Zeitung - also vielleicht doch ganz gute Voraussetzungen für den Job bei der Deutschen Bank.
Deutsche-Bank-Chef Sewing - Übernahmen nur bei strategischem Mehrwert
Die Deutsche Bank ist nach den Worten von Vorstandschef Christian Sewing grundsätzlich offen für Übernahmen und Fusionen.
"Allerdings kommen Übernahmen und Zusammenschlüsse für uns nur in Betracht, wenn diese komplementär zu unseren Stärken sind und wir dadurch einen strategischen Mehrwert schaffen können", sagte Sewing auf der virtuellen Hauptversammlung am Donnerstag. Künftig könnten auch grenzüberschreitende Zusammenschlüsse in den Fokus rücken. Dabei spielten allerdings die regulatorischen Rahmenbedingungen eine entscheidende Rolle.
"Das Hauptaugenmerk der Deutschen Bank liegt jetzt auf der Umsetzung der kommunizierten Strategie, mit der wir auf den Stärken der Bank aufsetzen und eine Phase nachhaltigen Wachstums anstreben," sagte Sewing. Die Deutsche Bank habe in der Vergangenheit mehrfach betont, dass Zusammenschlüsse mit Wettbewerbern nur dann in Betracht kämen, wenn dadurch strategischer Mehrwert für das Institut geschaffen werden könne. Eine Transaktion müsse aus finanzieller Sicht zudem attraktiv für die Aktionäre sein.
Die Deutsche Bank-Aktie notierte XETRA-Handel schlussendlich 0,22 Prozent höher bei 9,49 Euro.
FRANKFURT (dpa-AFX / Reuters)
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