Lehren aus dem Bitcoin-Crash: Das sollten Cannabis-Investoren jetzt beachten
Rund um das grüne Kraut ist ein regelrechter Hype ausgebrochen. Der medizinische und freizeitliche Konsum von Marihuana bietet viele neue Geschäftsmöglichkeiten, die nun auch die Anleger zu spekulativen Investments verführen.
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Der gegenwärtige Hype um Cannabis-Aktien wie Canopy Growth, Aurora Cannabis oder Aphria erinnert an den Neuen Markt oder den Bitcoin-Boom. Somit ist es nicht das erste Mal an der Börse, dass eine kleine Nische für Furore sorgt und durch die Decke geht. Konzerne, die von der Vorherrschaft im globalen Hanf-Business träumen, begeistern nun die Anleger mit Wachstumsphantasien jenseits der Realität.
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Analogie zum Bitcoin-Hype
Vor wenigen Monaten noch stürzte sich die Anlegerschar auf diverse Kryptowährungen und Unternehmen, die sich auf das Thema spezialisiert haben. Die Aktienkurse von Konzernen wie zum Beispiel der Bitcoin Group schossen innerhalb kürzester Zeit um über 1.000 Prozent in die Höhe und entfernten sich somit von jeglichem substanziellen Bewertungsniveau. Anleger, die bei derartigen Bitcoin-Aktien zu Höchstkursen eingestiegen sind, mussten miterleben wie sich ihr hartverdientes Geld in nur wenigen Wochen in Luft aufgelöst hat. Um inmitten des Hanf-Aktien-Hypes nicht in einen ähnlichen Rausch zu verfallen, sollten interessierte Cannabis-Investoren nun ein paar Dinge beachten.
Nebeneffekte könnten interessant werden
Wie während des Digitalwährungs-Booms im 21. Jahrhundert oder des Goldrausches im 19. Jahrhundert wird es auch in der Cannabis-Branche nur wenige Gewinner und viele Verlierer geben. Aus diesem Grund sollten Investoren gerade das Unerwartete erwarten und beispielsweise nach Nebeneffekten Ausschau halten. Zu Zeiten des großen Goldfiebers verdienten nämlich die Unternehmen am meisten, welche die Goldpfannen, Spaten und Pickel verkauften. So profitieren auch rund um den Bitcoin-Hype gerade die Konzerne am meisten, die Grafikprozessoren für einen schnellen Mining-Prozess herstellten. Während die Preise für Bitcoin, Ethereum und Co. stark eingebrochen sind, erklimmen die Aktien von NVIDIA oder AMD neue Höchststände.
Hanf-Cola: Der neue Wachstumstreiber?
Derartige Nebeneffekte sind auch in der Hanf-Industrie nicht ausgeschlossen. Diverse Tabakproduzenten, Spirituosenhersteller oder Getränkeproduzenten wie Coca-Cola loten bereits jetzt die Möglichkeiten aus, um vom neuen Cannabis-Trend zu profitieren. Auch die großen Pharmaproduzenten haben diese Industrie und ihr enormes Potenzial im Blick. Daher ist es nicht ausgeschlossen, dass der momentane Hype um die THC-haltige Pflanze zum Wachstumstreiber dieser etablierten Branchen umfirmiert wird.
Die Volatilität bleibt ein Unsicherheitsfaktor
Die extreme Volatilität der Cannabis-Aktien stellt für Investoren ein großes Risiko dar. Das begrenzte Angebot an Unternehmen aus der Branche und die geringe Liquidität führen zu erheblichen Schwankungen an der Börse. Viele börsennotierte Cannabis-Firmen sind aufgrund der hohen Nachfrage schlichtweg überkauft. Ein Paradebeispiel für eine massive Überbewertung aus dem Universum der Pot-Papiere ist beispielsweise Tilray.
So high wie Tilray
Die Aktie, welche mit einem Kurs von 17,50 US-Dollar an die Börse kam, schoss innerhalb weniger Tage auf einen Preis von weit über 200 US-Dollar. Der momentanen Marktkapitalisierung von über 10 Milliarden US-Dollar stehen jedoch nur 155 Millionen kanadische Dollar Umsatz gegenüber. Allein dieses Verhältnis macht deutlich, welche hohen Bewertungen innerhalb der Branche gegenwärtig akzeptiert werden. Ob die Tilray-Aktie ein solches Preisniveau trotz Übernahmegerücht jemals rechtfertigen kann, ist durchaus fraglich.
Neuer Namen, neues Glück?
Um von einem vorherrschenden Hype zu profitieren, werden viele Geschäftsführer erfinderisch und schrecken oft auch nicht vor grenzwertigen Maßnahmen zurück. So änderten beispielsweise die Biotech-Gerätehersteller Bioptix ihren Gesellschaftsnamen in Riot Blockchain, um vom Boom um die Digitalwährungen zu profitieren. So wurde auch aus der Long Island Iced Tea Corporation plötzlich die Long Blockchain Corporation. Die Aktienkurse der beiden Unternehmen entwickelten sich im Nachhinein noch desaströser als der Bitcoin selbst.
Nur die Besten verdienen ein Investment
Auch innerhalb der Cannabis-Industrie gibt es einzelne Konzerne, die ihren Firmennamen aufgrund des neuen Trends dahingehend abgeändert haben, dass sie sofort mit der Branche in Verbindung gebracht werden. Aufgrund dessen müssen Investoren im Vorfeld einer Investition, die zugrunde liegenden Geschäftsmodelle der Firmen genau prüfen, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Denn nur mit einem guten Unternehmenskonzept können nachhaltige Erträge für die Aktionäre erzielt werden.
Zahl der Cannabispatienten steigt exorbitant
Auch in Deutschland ist längst der Cannabis-Hype ausgebrochen. Seitdem die deutsche Bundesregierung "Cannabis als Medizin" für den geregelten Einsatz als Therapiealternative bei schwerwiegenden Erkrankungen freigegeben hat, haben sich auch schon die ersten Unternehmen aus der Branche in Deutschland angesiedelt. Gegenwärtig beträgt die Anzahl der Cannabispatienten in Deutschland schon rund 36.000 und es werden von Tag zu Tag mehr. Im März 2017, kurz nach der Freigabeentscheidung des deutschen Bundestages, waren es landesweit noch knapp 500 Patienten.
Die ersten Produzenten fassen auch in Deutschland Fuß
Um die hohe Nachfrage nach Cannabidiol (CBD)-haltigen Produkten der Patienten zu bedienen, sichern sich nun auch schon die ersten Hersteller Produktionsstandorte in Deutschland. So betreibt beispielsweise der kanadische Erzeuger von medizinischen Cannabis, Maricann, schon jetzt eine knapp 14.000 Quadratmeter große Anlage in Sachsen, um vor Ort hochqualitative CBD-Produkte herzustellen und zu vertreiben. Die noch relativ unbekannte Firma kommt gegenwärtig auch nur auf einen Börsenwert von rund 100 Millionen US-Dollar und steht somit bewertungstechnisch im direkten Gegensatz zu den klassisch überhypten Cannabis-Aktien.
Vorsicht ist das Gebot der Stunde
Investoren, die sich für die Branche des medizinischen Cannabis interessieren, sollten nicht denselben Fehler wie viele Bitcoin-Anleger begehen und blind auf steigende Kurse setzten, sondern die fundamentalen Kennzahlen, Geschäftsmodelle und Bewertungsniveaus beachten.
Pierre Bonnet / finanzen.net
Dieser Text dient ausschließlich zu Informationszwecken und stellt keine Anlageempfehlung dar. Die finanzen.net GmbH schließt jegliche Regressansprüche aus.
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