Handwerkermangel trotz Wirtschaftskrise - und 125 000 Chefs gesucht

12.03.25 06:08 Uhr

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Deutschlands Handwerkern fehlt trotz jahrelanger Wirtschaftskrise immer noch eine sechsstellige Zahl von Fachkräften. Ende Dezember waren bei den Arbeitsagenturen 125.500 offene Stellen im Handwerk gemeldet. Das sagte eine Sprecherin des Zentralverbands des deutschen Handwerks (ZDH) vor Beginn der diesjährigen Internationalen Handwerksmesse in München. Da die Betriebe nicht alle offenen Stellen an die Bundesagentur melden, liegt der tatsächliche Bedarf an Fachkräften nach ZDH-Schätzung noch erheblich höher, und zwar bei deutlich über 200.000.

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Chefs für über 100.000 Betriebe gesucht

So blieben im vergangenen Jahr mehr als 19.000 angebotene Lehrstellen mangels geeigneter Bewerberinnen und Bewerber unbesetzt. Gesucht werden jedoch nicht nur Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beziehungsweise Azubis, sondern eine mittlerweile sechsstellige Zahl künftiger Chefs: In Deutschland gibt es über eine Million Handwerksbetriebe. In den kommenden fünf Jahren steht laut ZDH bei rund 125.000 dieser Betriebe - also mehr als zehn Prozent - der Generationswechsel mit der Übergabe an den nächsten Betriebsinhaber an.

Handwerk beklagt "stilles Sterben"

Das Handwerk ist von der mittlerweile mehrjährigen Wirtschaftskrise weniger hart getroffen als die Industrie. So schätzte die große Mehrheit der Betriebe ihre Lage Ende vergangenen Jahres noch als zufriedenstellend oder sogar gut ein. Doch sind die Erwartungen für die nähere Zukunft laut dem jüngsten ZDH-Konjunkturbericht gedämpft.

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Der Zentralverband beklagt ein "stilles Sterben" von Handwerksbetrieben. Nicht wenige Inhaberinnen und Inhaber geben demnach finanziell eigentlich gesunde Betriebe auf - entweder wegen Kostensteigerungen und Belastungen durch Bürokratie, Steuern und Abgaben, oder weil sie keine Nachfolger finden. Der ZDH schätzt, dass im vergangenen Jahr etwa 80.000 Arbeitsplätze im Handwerk verloren gegangen sind - nicht nur, aber auch wegen dieses Sterbens. Insgesamt waren im Handwerk im Jahr 2023 rund 5,6 Millionen Menschen beschäftigt, die Zahl für 2024 gibt es noch nicht.

Doppeltes Spitzengespräch mit Scholz und Merz

Die alljährliche Messe in der bayerischen Landeshauptstadt ist mit knapp 850 Ausstellern die wichtigste Veranstaltung des Handwerks in Deutschland und traditionell Besuchsziel zahlreicher Politiker. Zur Eröffnung werden unter anderem der noch amtierende Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erwartet. Am Freitag treffen der scheidende Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und sein voraussichtlicher Nachfolger Friedrich Merz nacheinander die Spitzen der vier wichtigsten deutschen Wirtschaftsverbände./cho/DP/zb