NVIDIA-Aktie an der NASDAQ dreht ins Minus: NVIDIA mit kräftigem Umsatz- und Gewinnsprung - JPMorgan und UBS heben Kursziel an
Der Boom bei Künstlicher Intelligenz lässt das Geschäft des Chipkonzerns NVIDIA weiter auf Hochtouren laufen.
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Ein überraschend starker Quartalsbericht des KI-Kultkonzerns NVIDIA hat am Mittwoch für weitere Kurs-Rekorde nicht mehr gereicht. Auch zahlreiche positive Analystenkommentare halfen letztlich nicht mehr weiter. Anleger hatten vor der Zahlenveröffentlichung bereits Vorschusslorbeeren verteilt und die Aktien erst am Montag auf ein Rekordhoch von 505,48 Dollar getrieben, an das der Kurs auch am Tag darauf noch einmal dicht herangekommen war.
Am Mittwoch nun zollten die Titel ihrem starken Lauf Tribut und verloren am Mittwoch 2,46 Prozent auf 487,16 Dollar. Als Haar in der Suppe machten Börsianer das China-Geschäft der Amerikaner aus. So hatte der Chiphersteller davor gewarnt, dass es wegen ausgeweiteter Lieferbeschränkungen durch die US-Regierung "erheblich" zurückgehen werde.
NVIDIA hat den Boom in Sachen Künstliche Intelligenz (KI) angeheizt. Das Unternehmen gilt als Vorreiter in der Entwicklung von KI-Chips. Seither ist an der Börse ein regelrechter Hype um das Thema KI allgemein und NVIDIA im Besonderen ausgebrochen.
Im bisherigen Jahresverlauf bleibt NVIDIA nach wie vor die mit Abstand am besten gelaufene Aktie im Nasdaq-100-Index. Bislang ging es 2023 um 230 Prozent nach oben. An zweiter Stelle folgen die Papiere der Instagram- und Facebook-Mutter Meta mit einem Plus von 184 Prozent.
Schon vor dem KI-Hype haben waren NVIDIA-Chips und Grafikkarten gerade bei hochwertigen Spielen und Grafiken notwendig und deshalb sehr gefragt. In den vergangenen fünf Jahren legte der Kurs von NVIDIA rund 1250 Prozent zu. Die Aktie ist damit in diesem Zeitraum der zweitstärkste Nasdaq-100-Wert.
Dank des starken Kursanstiegs zählt NVIDIA mit einer Marktkapitalisierung von rund 1,2 Billionen Dollar inzwischen zu den wertvollsten Unternehmen der Welt. Der Börsenwert ist fast das 32-fache des Gewinns, das von Bloomberg erfasste Experten für das Geschäftsjahr 2025 (31. Januar) erwarten. Das Kurs-Umsatz-Verhältnis liegt bei rund 15 - viele Experten warnen daher bei NVIDIA schon seit einiger Zeit vor einer zu hohen Bewertung und der Gefahr von Kursverlusten.
Experten trauen der Aktie aber weitere Kursgewinne zu. 60 der 63 der von der Nachrichtenagentur Bloomberg erfassten Analysten empfehlen das Papier zum Kauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 660 Dollar und damit rund 37 Prozent über dem aktuellen Niveau. Sollte der Kurs dieses Niveau erreichen, wäre NVIDIA an der Börse 1,6 Billionen Dollar wert.
An den Zahlen des dritten Quartals fanden die Analysten gut, dass NVIDIA die bereits hohen Markterwartungen klar übertraf. "Wieder einmal hat der Chipkonzern geliefert", resümierte etwa Goldman-Analyst Toshiya Hari und hob zudem die gute Berechenbarkeit des Geschäfts mit Rechenzentren hervor. Harlan Sur von JPMorgan ergänzte: Mit seinem avisierten Umsatzanstieg im Ende Oktober angelaufenen vierten Geschäftsquartal liege der Entwickler von Grafikprozessoren ebenfalls deutlich über der durchschnittlichen Analystenschätzung.
Dass sich die Begeisterung über NVIDIAs Quartalsbericht unter den Anlegern in Grenzen halte, sei dem rückläufigen China-Geschäft geschuldet, erklärte Chef-Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets. "Das ist das berühmte Haar in der Suppe, welches die Zahlen gestern von Perfektion getrennt hat." Immerhin: Chinesische Unternehmen gehörten bisher zu großen Käufern von NVIDIAs KI-Chips. Das Geschäft dort brachte zuletzt 20 bis 25 Prozent vom Umsatz mit Rechenzentren ein.
Da aber trotz der negativen Auswirkungen der US-Exportkontrollen die Nachfrage nach Produkten für Rechenzentren massiv gestiegen ist, wie Harlan Sur hervorhob, bleiben er und die Experten von Goldman Sachs, UBS oder Barclays positiv gestimmt für NVIDIA. "Wir sehen keine nachlassende Nachfrage und bleiben zuversichtlich, dass die Rechenzentrumsumsätze auf mehr als 25 Milliarden Dollar pro Quartal zusteuern", schrieb Blayne Curtis von der britischen Bank Barclays. Diese Sparte wird ihm zufolge das Wachstum von NVIDIA trotz der Restriktionen in China weiter antreiben.
Entsprechend halten die Analysten die Aktie trotz ihrer 2023 stark gestiegenen Bewertung weiterhin für ein attraktives Investment. Timothy Arcuri von der Schweizer Bank UBS schreibt etwa: "Alles in allem denken wir, dass es noch zu früh für einen Ausstieg ist. Auch schon deshalb, da das Unternehmen de facto zur globalen Plattform für eine der möglicherweise transformativsten Technologien unseres Lebens (KI) wird."
Laut Konstantin Oldenburger, ebenfalls Analyst bei CMC Markets, sind die hohen Erwartungen zumindest bislang noch kein Problem. Der enorme Kursgewinn der Aktie erhöhe allerdings den Druck, die hochgesteckten Erwartungen zu erfüllen oder gar zu übertreffen. Aber: "Von den letzten 20 Quartalsergebnissen lagen ganze 19 über den Erwartungen der Analysten. Gestern Abend nach Börsenschluss setzte sich diese beeindruckende Serie fort", denn da meldete der KI-Chipexperte "drei Mal mehr Umsatz und zwölf Mal mehr Gewinn" verglichen mit dem entsprechenden Vorjahresquartal.
Goldman-Analyst Toshiya Hari zog nach dem Quartalsbericht auch Querverweise zu anderen Unternehmen aus der Branche. Für den britischen Chipentwickler Arm Holdings sieht er positive Auswirkungen. Die erklärte Erwartung von NVIDIA, dass dessen auf der Arm-Architektur basierende Grace-CPU (Hauptprozessor für Rechenzentren) ein Multimilliarden-Dollar-Produkt werde, bestärke ihn, dass die Arm-Technologie mittel- bis langfristig in einem breiteren Spektrum von Endmärkten und Anwendungen Einzug halten werde. Allerdings habe auch Microsoft kürzlich seine erste Charge eigener KI-Chips vorgestellt, schränkte er ein.
Für AMD (Advanced Micro Devices) sieht der Goldman-Experte Licht und Schatten. Die Stärke in den Ausgaben für generative KI lasse sich positiv für die Geschäfte des Prozessor-Spezialisten interpretieren. Allerdings sieht er auf AMD unter anderem wegen NVIDIAs Tempo in Sachen Innovationen und eines verstärkten Wettbewerbs im CPU-Bereich auch Herausforderungen zukommen.
Für Intel liest Hari anhand des NVIDIA-Berichts moderat negative Auswirkungen heraus. Die fortgesetzte Priorisierung von Investitionsausgaben für Rechenzentren zugunsten beschleunigter Datenverarbeitung sowie das Aufkommen von Arm-basierter CPUs dürften auf der Aktie dieses Chipherstellers lasten und die Ertragskraft schwächen.
NVIDIA wächst weiter sehr stark dank KI-Chips
Der Boom bei Künstlicher Intelligenz lässt das Geschäft des Chipkonzerns NVIDIA weiter auf Hochtouren laufen. Im vergangenen Quartal war der Umsatz mit gut 18 Milliarden Dollar drei Mal so hoch wie ein Jahr zuvor. Analysten hatten im Schnitt mit zwei Milliarden Dollar weniger Umsatz gerechnet.
Der Gewinn schoss von 680 Millionen Dollar vor einem Jahr auf 9,2 Milliarden Dollar (8,4 Mrd Euro) hoch, wie NVIDIA nach US-Börsenschluss am Dienstag mitteilte. Die ursprünglich für Grafikkarten entwickelten NVIDIA-Technologien bewähren sich schon seit langem für die Rechenarbeit beim Anlernen von Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz.
Für das seit Ende Oktober laufende vierte Geschäftsquartal stellte der Konzern einen Umsatz von etwa 20 Milliarden Dollar in Aussicht - ebenfalls über zwei Milliarden Dollar mehr als am Markt erwartet. NVIDIA-Chef Jensen Huang betonte in einer Telefonkonferenz mit Analysten, dass er den Wandel durch Künstliche Intelligenz erst ganz am Anfang sehe. Vor allem werde es quer durch die Bank die Einführung der sogenannten generativen KI wie Chatbots nach dem Vorbild von ChatGPT geben, prognostizierte er.
Zugleich räumte NVIDIA ein, dass das Geschäft in China unter dem Druck ausgeweiteter Lieferbeschränkungen "erheblich" zurückgehen werde. Chinesische Unternehmen gehörten zu großen Käufern von NVIDIAs KI-Chips und das Geschäft dort brachte zuletzt 20 bis 25 Prozent vom Umsatz mit Rechenzentren ein.
Die US-Regierung weitete aber vor wenigen Wochen die Beschränkungen für Ausfuhren nach China auf die bisher dorthin verkaufte NVIDIA-Technik aus. NVIDIA betonte, dass das Geschäft in anderen Ländern den Rückgang in China mehr als ausgleichen werde. NVIDIA arbeite zwar an Konfigurationen und Lösungen, die auch nach aktuellen Regeln nach China verkauft werden könnten, sagte Finanzchefin Colette Kress. Aber das werde einige Monate dauern und nicht mehr im laufenden Quartal spürbar sein.
SANTA CLARA / FRANKFURT (dpa-AFX) /
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