Große Verantwortung

Nach Datenskandalen: Die Corona-Krise könnte Facebooks Ruf retten

29.03.20 19:21 Uhr

Nach Datenskandalen: Die Corona-Krise könnte Facebooks Ruf retten | finanzen.net

Facebook sorgte in den vergangenen Jahren bei weitem nicht nur für positive Schlagzeilen. Datenskandale, das Verbreiten von Fake News und die unrühmliche Rolle, die das Soziale Netzwerk bei den letzten US-Wahlen spielte: All das nagte am Vertrauen der mittlerweile fast drei Milliarden Nutzer weltweit. In der Corona-Krise könnte es dem Unternehmen gelingen, etwas davon wieder zurückzugewinnen.

Werte in diesem Artikel

• Corona-Krise schafft weltweit Ausnahmesituation
• Facebook lanciert verschiedene Initiativen im Kampf gegen Corona
• Vertrauenskrise gelöst?

Die ganze Welt befindet sich angesichts der raschen Ausbreitung der neuartigen Lungenkrankheit COVID-19 im Ausnahmezustand. Ganze Länder stehen unter Quarantäne in der Hoffnung, mit dieser extremen Maßnahme die steigende Zahl der Neuinfizierten zu verlangsamen. Dabei kämpfen betroffene Länder meist an vielen Fronten gleichzeitig. Während zum einen Schutzausrüstung, Atemmasken und Beatmungsgeräte vielerorts immer knapper werden und die Gesundheitssysteme unter der enormen Last des Coronavirus zusammenzubrechen drohen, droht so manchem Unternehmen aufgrund der ausbleibenden Kundschaft der Ruin. Hinzu kommt, dass die Weltwirtschaft angesichts des nun rückläufigen Wachstums in eine ausgewachsene Rezession zu schlittern droht, die sich zu einer Finanzkrise ausweiten könnte.

Facebooks unrühmliche Vergangenheit

In dieser schwierigen Zeit ist es mehr denn je von Bedeutung, dass große Unternehmen mit enormer Reichweite - und somit großer sozialer Verantwortung - mit den Regierungen und Gesundheitsbehörden wie der WHO an einem Strang ziehen. Facebook hat das erkannt und versucht mit verschiedensten Mitteln bei der aktuellen Krise tatkräftig zu unterstützen.

Dabei hat das soziale Netzwerk in den letzten Jahren bei weitem nicht immer eine gute Figur gemacht. So geriet der Tech-Riese schon im Jahr 2016, zu Zeiten der letzten US-Wahlen, vermehrt unter Druck aufgrund seiner Weigerung politisch motivierte Fake-News zu löschen oder richtig zu stellen. Und auch der in diesem Zusammenhang ans Licht gekommene Datenskandal rund um Cambridge Analytica hat das Nutzervertrauen in den Social Media-Giganten mehr als erschüttert. Dass es sich bei diesem Skandal um mehr als nur einen kleinen Fehltritt handelte, wurde denn auch durch die Rekordstrafe von fünf Milliarden US-Dollar seitens der US-amerikanischen Federal Trade Commission deutlich.

Facebooks Kampf gegen Corona

Umso erfreulicher ist die Tatsache, dass Mark Zuckerbergs Konzern aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt zu haben scheint. So verkündete das soziale Netzwerk im Laufe der letzten Wochen immer wieder neue Initiativen und ergriffene Maßnahmen, die im Kampf gegen Corona helfen sollen. Hierzu äußerte sich Facebook-CEO Zuckerberg jüngst im Gespräch mit US-Medien: "Wir wollen sicherstellen, dass wir alles tun, um die Strategie der Gesundheitsbehörden unterstützen zu können. Die Arbeit, die von ihnen geleistet wird, ist absolut heldenhaft und ich bin persönlich sehr dankbar für das, was sie tun", zitiert ihn CNBC.

So gab das soziale Netzwerk jüngst bekannt, dass es über seine Plattform helfen will, verifizierte Informationen zum Coronavirus zur Verfügung zu stellen. Schließlich stellen falsche Informationen und Verschwörungstheorien rund um die Lungenkrankheit ein großes Problem dar. Diese sollen so schnell wie möglich erkannt und gelöscht werden, wenn sie Menschenleben in Gefahr brächten, sagte Zuckerberg. Vielleicht auch mit Blick auf in der Vergangenheit verloren gegangenes Nutzer-Vertrauen informierte der Facebook-CEO jedoch andererseits, dass es aktuell keine Gespräche gäbe, anonymisierte Nutzerdaten des sozialen Netzwerks an Behörden weiter zu geben, damit diese den Weg der Infektion besser zurückverfolgen könnten.

Doch nicht nur mit Informationen will Facebook in der Corona-Krise helfen. Darüber hinaus gab der IT-Riese auch bekannt, dass er kleinere Unternehmen, denen durch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Lungenkrankheit die Pleite droht, mit insgesamt 100 Millionen US-Dollar zur Seite stehen wolle. Diese könnten beispielsweise über Gutscheine kostenlose Werbung auf dem sozialen Netzwerk schalten. Bis zu 30.000 kleine Unternehmen in 30 Ländern sollen sich bald für eine derartige Unterstützung bewerben können.

Auch den eigenen Mitarbeitern greift Facebook derzeit unter die Arme. So habe nach Informationen von CNBC jeder Vollzeit-Angestellte des Tech-Konzerns eine Einmalzahlung in Höhe von 1.000 US-Dollar erhalten, um für etwaige Kosten aufzukommen, die durch das Home Office oder für die Beschäftigung der eigenen Kinder entstanden sind. Darüber hinaus sei das variable Vergütungssystem für das erste Halbjahr 2020 so angepasst worden, dass in dieser Zeit mehr verdient würde.

Es scheint, dass das soziale Netzwerk aus der Vertrauenskrise etwas gelernt hat. Ob der Ruf des Unternehmens wieder völlig intakt sein wird, das wird die Zeit zeigen.

Redaktion finanzen.net

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