Der Beginn einer neuen Ära: Diese Chefwechsel überraschten im Jahr 2020
Während die Coronakrise im vergangenen Jahr massive Aufmerksamkeit auf sich zog und zahlreiche Unternehmen in ernsthafte Schwierigkeiten brachte, kamen bei einigen DAX- und Dow Jones-Konzernen auch noch mehr oder weniger überraschende Chefwechsel hinzu.
Werte in diesem Artikel
• Durch Pandemie 2020 weniger Chefwechsel
• Neue Vorstandsvorsitzende bei SAP, Siemens, IBM & Co.
• Große Herausforderungen inmitten der Coronakrise
Das Jahr 2020 war geprägt von der Coronakrise. Inmitten einbrechender Umsätze und anderer Sorgen hielt die Mehrheit der Unternehmen im zurückliegenden Jahr an ihrer Spitze fest, wie das Handelsblatt unter Berufung auf eine Studie berichtet. Es habe 2020 merklich weniger Chefwechsel gegeben. Zum Höhepunkt der Pandemie in den Monaten April und Mai seien in Europa ein Drittel weniger Wechsel zu beobachten gewesen als im Vorjahr, heißt es in einer Studie der Unternehmensberatung Bain sowie der auf die Vermittlung von Führungskräften spezialisierte Firma Spencer Stuart. "Viele Unternehmen scheuen in Phasen wirtschaftlicher Unsicherheit den Wandel", zitiert das Handelsblatt Bain-Partner Imeyen Ebong. Diese Entwicklung sei allerdings auch problematisch, würden so doch Modernisierungen verzögert oder auch Wachstumschancen versäumt.
Einige Veränderungen in den Chefetagen deutscher DAX- sowie US-amerikanischer Dow Jones-Konzerne, die die Aufmerksamkeit am Markt auf sich zogen, gab es dennoch.
Mit 39 Jahren zum alleinigen SAP-Chef
Bei dem nach Umsatz größten europäischen Softwareunternehmen SAP teilten sich seit Oktober 2019 Christian Klein, der zuvor bereits als Student, CCO sowie COO bei SAP tätig war, und Jennifer Morgan, die hochgelobte erste Chefin eines DAX-Konzerns, den Platz an der Spitze. Im April vergangenen Jahres dann die Überraschung: Co-Chefin Morgan muss SAP verlassen, Klein - zu dem Zeitpunkt gerade 39 Jahre alt - übernimmt die Führung des Softwareriesen allein. Laut offizieller Begründung lege man insbesondere während der Coronakrise Wert auf eine eindeutige Führungsverantwortung. Während Morgan die Unternehmenstöchter hatte stärken wollen, soll Klein für mehr Zentralisierung im Weltkonzern gewesen sein und konnte sich somit durchsetzen, wie das Handelsblatt berichtet.
Chefwechsel bei Siemens
Mehr als 40 Jahre arbeitete Joe Kaeser für Siemens, sieben davon führte er das DAX-Unternehmen. Im vergangenen Jahr endete diese Ära - im März verkündete Kaeser den Chefwechsel, Anfang Februar dieses Jahres trat dann Roland Busch seinen neuen Posten bei dem Münchner Technologiekonzern an. Busch ist bereits seit 1994 bei Siemens tätig. Im Jahr 2020 wurde er in den Aufsichtsrat von Siemens Healthineers berufen und übernahm dann die übergeordnete Verantwortung für die Siemens-Geschäfte Digital Industries, Smart Infrastructure und Mobility, bevor er sich schließlich auf dem Chefsessel niederließ. "In all seinen Rollen überzeugte Roland Busch durch strategische Weitsicht und operative Erfolge. Roland Busch ist die ideale Wahl, um den Wandel der Siemens AG weiter voranzutreiben", wird Jim Hagemann Snabe, Vorsitzender des Aufsichtsrats, in einer Pressemitteilung des DAX-Konzerns zitiert.
Skandal bei Wirecard
Turbulent ging es im vergangenen Jahr außerdem bei Wirecard zu. Inmitten des milliardenschweren Bilanzskandals trat CEO Markus Braun im Juni 2020 mit sofortiger Wirkung zurück, Interimschef wurde James Freis. Nachdem bekannt wurde, dass knapp zwei Milliarden Euro aus der Bilanz offenbar nie existiert haben, wurde Braun schließlich festgenommen. Wenige Tage später stellte Wirecard - als erstes DAX-Unternehmen überhaupt - den Insolvenzantrag. Im August schied der Münchner Zahlungsdienstleister aus dem Leitindex DAX sowie aus dem TecDAX aus. Im November wurde dann bekannt, dass die spanische Bank Santander das europäische Kerngeschäft, also die Technologieplattform in Europa, die dafür notwendigen Vermögenswerte sowie rund 500 Wirecard-Mitarbeiter, übernehmen wolle.
Auch bei E.ON gab es 2020 weitreichende Neuigkeiten: Ende des Jahres wurde bekannt, dass der langjährige Chef Johannes Teyssen sein Amt zum April 2021 auf eigenen Wunsch vorzeitig räumen wird. Sein Nachfolger wird Leonhard Birnbaum. Teyssen wolle nach einem angemessenen zeitlichen Abstand als Aufsichtsratschef wiederkehren, so der DAX-Konzern.
Ebenfalls gegen Ende des vergangenen Jahres räumte Elmar Degenhart wegen gesundheitlicher Probleme - er hatte zuvor einen Hörsturz erlitten - den Posten an der Continental-Spitze. Den Vorstandsvorsitz übernahm daraufhin der langjährige Leiter der Reifen- und Autozuliefersparte Nikolai Setzer. Dieser müsse nun den Umbau von klassischer Technik zu immer mehr Software, Elektronik und Elektromobilität weitersteuern, heißt es bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ).
Während im Februar 2020 Bernd Scheifele sein Amt als Vorstandschef bei HeidelbergCement an seinen Stellvertreter Dominik von Achten übergab, verließ Hans van Bylen den DAX-Kollegen Henkel zum Jahresende 2019. Seit Januar 2020 ist Carsten Knobel Henkel-Chef.
Probleme bei Boeing sorgen für neue Konzernspitze
Auch in den USA gab es in den zurückliegenden zwölf Monaten einige Wechsel in den Chefetagen der großen Konzerne. So wurde etwa Dennis Muilenberg im Dezember 2019 wegen der folgenschweren Probleme bei Boeing entlassen. Anfang 2020 trat schließlich der ehemalige Private Equity-Manager David Calhoun die Nachfolge des angeschlagenen Weltkonzerns an. Dem Handelsblatt zufolge war diese Personalie schon umstritten, bevor Calhoun - der nicht über die nötige technische Expertise verfüge - seinen neuen Posten bei Boeing überhaupt übernommen hat. Wie der zweitgrößte Hersteller von Luft- und Raumfahrttechnik nun Anfang 2021 mitgeteilt hat, wurde im vergangenen Jahr der höchste Verlust der Konzerngeschichte eingefahren: Etwa 12 Milliarden US-Dollar hat Boeing verloren, die Boeing-Aktie rauschte daraufhin in die Tiefe. Die weitere Entwicklung dürfte damit spannend zu beobachten sein.
Wandel bei IBM
IBM befindet sich seit längerem in einem tiefgreifenden Konzernwandel, die Geschäfte liefen zuletzt nur schleppend. Bisher wurden nicht die erhofften Erfolge erzielt. Anfang vergangenen Jahres teilte der Dow-Konzern dennoch völlig überraschend den Rücktritt seiner langjährigen Chefin Ginni Rometty mit. Rometty wurde schließlich im April von dem ehemaligen Cloud-Chef Arvind Krishna abgelöst. "Arvind ist der richtige CEO für die nächste Ära bei IBM", wird die ehemalige Vorstandsvorsitzende in einer Pressemitteilung des US-amerikanischen IT- und Beratungsunternehmens zitiert. Anleger feierten die Nachricht über den Chefwechsel und schickten die IBM-Aktie unmittelbar danach rund 5 Prozent nach oben. Und auch an der Spitze von IBM Deutschland hat sich 2020 etwas getan: Gregor Pillen, der zuvor IBMs Beratungsstelle geleitet hatte, übernahm Anfang des zurückliegenden Jahres den Chefsessel.
Neue Spitze bei Nike
Auch der weltgrößte Sportartikelanbieter Nike hat seine Konzernspitze im vergangenen Jahr neu aufgestellt. 2019 kündigte der langjährige Vorstandschef Mark Parker seinen Rücktritt an, im Januar 2020 räumte er seinen Posten schließlich. An die Nike-Spitze setzte sich daraufhin John Donahoe, früherer eBay-Chef.
Walt Disney: Bob Chapek folgt auf Bob Iger
Im Februar 2020 verkündete Walt Disney überraschend das Ende einer 15-jährigen Ära: Vorstandschef Bob Iger verlässt unerwartet die Spitze des Unterhaltungskonzerns; er bleibe zunächst aber weiterhin geschäftsführender Vorsitzender des Verwaltungsrats. Doch auch sein Nachfolger Bob Chapek hat eine Vergangenheit bei Walt Disney - bereits seit 27 Jahren ist er dort tätig, zuletzt verantwortlich für die Vergnügungssparte. "Bob wird der siebte Vorstandschef in Disneys fast 100-jähriger Geschichte sein, und er hat sich selbst als außergewöhnlich qualifiziert erwiesen, das Unternehmen ins nächste Jahrhundert zu führen", sagte Iger über seinen Nachfolger Chapek. Iger habe den Start des Streamingdienstes Disney+ als optimalen Zeitpunkt für einen solchen Wechsel gesehen.
Bereits im vergangenen Jahr bedeutete die Coronakrise massive Herausforderungen für zahlreiche Unternehmen und damit auch die neuen Chefs dieser. Und auch im Jahr 2021 ist die Pandemie noch lange nicht überstanden. Es bleibt nun also spannend zu beobachten, wie die erst kürzlich angetretenen Konzernspitzen diese Probleme meistern und ihre Konzerne aus der Krise führen werden.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: Peshkova / Shutterstock.com, Victoria Heath/unsplash
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