Bank of America: Rezessionsängste beherrschen die Märkte - Anleger flüchten aus US-Aktien
Die Aktienmärkte befinden sich derzeit in einem schwierigen Umfeld und so trennten sich Anleger laut Strategen der Bank of America aus Angst vor einer Rezession vermehrt von ihren Aktieninvestments.
Werte in diesem Artikel
• Schwieriges Umfeld für Aktienmärkte - zahlreiche Unsicherheiten
• Experten warnen vor einer bevorstehenden Rezession
• US-Aktien Anfang April mit größten wöchentlichen Abflüssen des Jahres
Die Corona-Pandemie ist noch immer nicht überstanden, die steigenden Fälle sorgen in China derzeit stellenweise wieder für strikte Lockdowns. Derweil steigen die Preise und lassen somit die Inflationsrate kräftig anziehen, der russische Angriffskrieg auf die Ukraine Ende Februar tat sein Übriges dazu und ließ die Energiepreise in die Höhe schnellen. Das hat zur Folge, dass sich die Wachstumsaussichten für die Weltwirtschaft wegen dieser Ereignisse sowie dem deutlichen Inflationsanstieg, der zu einer strafferen Geldpolitik führe - die Fed hat den Leitzins bereits angehoben und weitere Zinsschritte in Aussicht gestellt - nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) eingetrübt haben. Der IWF senkte seine Wachstumsprognosen für 2022 auf 3,6 (zuvor: 4,4) und für 2023 ebenfalls auf 3,6 (zuvor: 3,8) Prozent. Und so hatten auch die wichtigsten Aktienindizes in diesem Jahr Probleme in einem Umfeld, das von zahlreichen Unsicherheiten geprägt ist.
Experten warnen vor Rezession
So verwundert es kaum, dass einige Experten vor dem Hintergrund dieser für die Wirtschaft schwierigen Bedingungen - zwischen langsamerem Wachstum und strafferer Geldpolitik aufgrund der hohen Inflation - vor einer bevorstehenden Rezession warnen. David Rosenberg, Präsident, Chefökonom und Stratege von Rosenberg Research & Associates Inc. erklärte vor Kurzem, dass die Fed die Inflation mit einer Reihe von Zinserhöhungen zwar bekämpfen könne - allerdings zu einem hohen Preis. Er stellte das Timing der Fed in Frage und warnte davor, dass die Bekämpfung der Inflation eine Rezession zur Folge habe.
Jüngst warnte dann auch die Deutsche Bank als erste Großbank, aufgrund der Kombination aus den geopolitischen Begebenheiten und der massiven Straffung der US-Geldpolitik, vor einer Rezession in den USA. "Wir sehen nicht mehr, dass die Fed eine sanfte Landung erreicht. Stattdessen gehen wir davon aus, dass eine aggressivere Straffung der Geldpolitik die Wirtschaft in eine Rezession stürzen wird", verlautete Matthew Luzzetti von der Deutschen Bank im Interview mit CNN Business. Die Deutsche Bank rechnet bereits im Sommer dieses Jahres mit einer Rezession und erwartet einen Aktienmarktcrash von 20 Prozent.
Ein weiteres negatives Signal kam Ende März vom Rentenmarkt, als die Rendite 5-jähriger Staatsanleihen jene von 30-jährigen Staatsanleihen überstieg. Diese inverse Zinskurve beunruhigt Experten und Anleger, da sie sich in der Vergangenheit bereits als verlässlicher Vorbote für eine kommende Rezession erwiesen hat.
Größte wöchentliche Abflüsse des Jahres
Die Rezessionsängste gehen natürlich auch an den Aktienmärkten nicht spurlos vorbei. Sie brachten Anleger Anfang April dazu, sich von ihren Aktienpositionen zu trennen, was sich vor allem bei US-Aktien bemerkbar machte. Diese verzeichneten, wie Bloomberg berichtet, ihre größten wöchentlichen Abflüsse des Jahres. Wie die Strategen der Bank of America unter Berufung auf EPFR Global-Daten schrieben, verzeichneten US-Aktienfonds in der Woche bis zum 13. April Abflüsse in Höhe von 15,5 Milliarden US-Dollar - aber auch europäische Fonds verzeichneten die neunte Woche in Folge Abflüsse. Auch bei den Privatkunden der Bank, mit einem verwalteten Vermögen von 3,2 Billionen US-Dollar, sollen so viele Anleger wie seit November nicht mehr aus ihren Aktienpositionen geflüchtet sein.
Die Strategen um Michael Hartnett begründeten die Abflüsse ganz klar mit den Sorgen um eine Rezession, die die Märkte derzeit beherrschen. "Jeder fürchtet es", schrieb er, wie Bloomberg berichtet, angesichts steigender Lebensmittel- und Energiepreise in einer Mitteilung. Daneben bedeute ein Anstieg der Anleiherenditen, dass sich das "TINA"-Argument (There is no alternative), dass es keine Alternative zu Aktien gibt, laut den Strategen umkehre.
Unter den Sektoren stiegen Aktienanleger laut Bloomberg aus Finanzwerten aus, während Technologie-, Material- und Energieaktien den Daten zufolge Zuflüsse verzeichneten.
BlackRock etwas optimistischer
Die Strategen des BlackRock Investment Institute sind dagegen etwas optimistischer. "Renditespitzen haben Aktien oft in Schwierigkeiten gebracht, aber wir glauben, dass die Vergangenheit ein unvollkommener Leitfaden in einer von Angebotsschocks geprägten Welt ist", zitiert Bloomberg die Strategen unter der Leitung von Wei Li aus einer Mitteilung. Sie erwarteten, dass die Zentralbanken die Wirtschaft nicht bremsen werden und somit die Realrenditen niedrig gehalten würden, um die Aktienbewertungen zu untermauern.
Bleibt abzuwarten, ob die US-Wirtschaft tatsächlich in eine Rezession abrutscht - und das womöglich bereits in diesem Sommer - oder ob die US-Notenbank dies zu verhindern weiß.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: Chanthanee / Shutterstock.com, 3000ad / Shutterstock.com
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