Gewinn über Erwartungen

Deutsche Bank-Aktie tiefer: Deutsche Bank mit bestem zweiten Quartal seit Jahren

28.07.21 17:56 Uhr

Deutsche Bank-Aktie tiefer: Deutsche Bank mit bestem zweiten Quartal seit Jahren | finanzen.net

Bei der Deutschen Bank wächst nach dem erfolgreichsten Halbjahr seit 2015 die Zuversicht.

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Der Konzernumbau kommt voran, die Kosten sinken und Vorstandschef Christian Sewing rechnet mit deutlich weniger Kreditausfällen durch die Corona-Krise als bisher veranschlagt. "Der Vorsteuergewinn von 1,2 Milliarden Euro im zweiten Quartal bestätigt: Wir sind auf einem guten Weg zu unserem Renditeziel von acht Prozent im kommenden Jahr", bilanzierte Sewing am Mittwoch in Frankfurt.

Branchenexperten zeigten sich von den Quartalszahlen positiv überrascht. Analyst Andreas Pläsier von Warburg Research rechnet nun mit höheren Erträgen im Investmentbanking und geringeren Rückstellungen für Kreditausfälle als bisher.

Nach Steuern verdiente die Deutsche Bank in den Monaten April bis Juni 828 Millionen Euro. Davon müssen noch Minderheitsanteile sowie Zinszahlungen für bestimmte Anleihen abgezogen werden, sodass auf die Deutsche-Bank-Aktionäre unter dem Strich ein Gewinn von 692 Millionen Euro entfiel. Ein Jahr zuvor gab es ein Minus von 77 Millionen Euro. Nun stand im ersten Halbjahr ein Nettogewinn von 1,6 Milliarden Euro in den Büchern.

"Wie schon im ersten Quartal waren alle unsere Geschäftsbereiche profitabler als im Vorjahr", stellte Sewing fest. Die Erträge - also die gesamten Einnahmen - lagen mit gut 6,2 Milliarden Euro allerdings knapp unter dem Vorjahresquartal. Das lag vor allem an Rückgängen in der Investmentbank. Ein Jahr zuvor hatte die Sparte von Turbulenzen an den Finanzmärkten zu Beginn der Corona-Krise profitiert.

Im Privatkundengeschäft konnte die Deutsche Bank ihre Erträge um drei Prozent steigern, obwohl hier das Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) zu Bankgebühren negativ zu Buche schlug. Der BGH hatte Ende April entschieden, dass Banken bei Änderungen von Allgemeinen Geschäftsbedingungen die Zustimmung ihrer Kunden einholen müssen. Viele Gebührenerhöhungen sind daher vorerst ausgesetzt, Bankkunden können einen Teil zu viel gezahlter Gebühren zurückfordern.

Gut liefen die Geschäfte bei der Fondstochter DWS (DWS Group GmbHCo). Sie sammelte im zweiten Quartal knapp 20 Milliarden Euro neuer Anlagegelder ein, Erträge und Vorsteuergewinn legten stärker zu als erwartet. Die DWS erwartet nun für das Gesamtjahr einen signifikanten Anstieg des bereinigten Gewinns vor Steuern. Die DWS-Aktie legte nach den Neuigkeiten zu und lag zuletzt mit 1,67 Prozent im Plus bei 40,24 Euro.

Der Konzernumbau der Deutschen Bank, bei dem auch Tausende Stellen gestrichen werden, kommt voran. 90 Prozent der auf 8,1 Milliarden Euro veranschlagten Umbaukosten sind nach Angaben des Instituts verarbeitet. Die bereinigten Kosten ohne Umbaukosten sanken im Jahresvergleich um sechs Prozent auf 4,6 Milliarden Euro. Im gleichen Zeitraum baute der DAX-Konzern unter dem Strich gut 3000 Vollzeitstellen ab, sodass Ende Juni rechnerisch noch knapp 84 000 Vollzeitbeschäftigte bei der Bank arbeiteten.

"Nun kommt es darauf an, dass wir unseren Umbau diszipliniert fortsetzen", schrieb Sewing an die Mitarbeiter. "Wir müssen bei all den Kostenfaktoren am Ball bleiben, die wir selbst beeinflussen können." Jedoch will sich der Vorstand ab jetzt nicht mehr an einem festen Kostenziel orientieren, sondern am Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag. So sollen die Kosten des Konzerns bis zum Jahr 2022 auf 70 Prozent der Erträge sinken. Bisher hatte Sewing ein Kostenziel von 16,7 Milliarden Euro ausgegeben. Wenn der Bank nun zusätzliche Erträge winken, sollen auch die Kosten höher ausfallen dürfen.

Tatsächlich rechnet die Deutsche-Bank-Spitze für dieses und das kommende Jahr mit höheren Erträgen als noch im Dezember prognostiziert. Dabei schätzt sie einen "erheblichen Teil" des Wachstums seit 2019 als nachhaltig ein.

Zupass kommt dem Institut auch, dass sich das wirtschaftliche Umfeld stabilisiert. Das Management rechnet daher mit deutlich weniger Kreditausfällen: So dürfte die Risikovorsorge für gefährdete Kredite in diesem Jahr nur noch 0,2 Prozent des Kreditvolumens ausmachen. Dies entspreche etwa 900 Millionen Euro, sagte Finanzvorstand James von Moltke in einer Telefonkonferenz. Wenn sich die Wirtschaft besser entwickle, könne es auch noch weniger werden.

Ende April war die Bank noch von 1,1 Milliarden bis 1,2 Milliarden Euro Risikovorsorge ausgegangen. Im Corona-Jahr 2020 hatte die Deutsche Bank rund 1,8 Milliarden für mögliche Kreditausfälle zur Seite gelegt. Im ersten Halbjahr 2021 waren es 144 Millionen Euro.

Diese Entlastung sowie die zusätzlichen Erträge kann die Deutsche Bank aber auch gut gebrauchen. Denn der Vorstand rechnet auf der anderen Seite mit einer zusätzlichen Belastung von 400 Millionen Euro für den europäischen Banken-Abwicklungsfonds und die gesetzliche Einlagensicherung in Deutschland. Letztere war zuletzt von der Pleite der Bremer Greensill-Bank schwer belastet worden.

Aktionäre der Deutschen Bank dürfen sich nach zwei Nullrunden Hoffnung auf eine Gewinnausschüttung machen: Für eine mögliche Dividende für das Geschäftsjahr 2021 hat die Bank bereits 575 Millionen Euro zur Seite gelegt.

Freude über Zahlen der Deutschen Bank verfliegt rasch

Die Begeisterung an der Börse über das beste Halbjahr der Deutschen Bank seit 2015 hat sich am Mittwoch rasch verflüchtigt. War der Kurs in den ersten Handelsminuten noch um 4,5 Prozent gestiegen auf den höchsten Stand seit Anfang Juli, so drehte er nur eine Stunde später wieder ins Minus. Zum XETRA-Handelsende notierte er dann mit minus 1,13 Prozent bei 10,50 Euro.

Experten lobten die Zahlen des Geldhauses, sind allerdings skeptisch mit Blick auf die zukünftige Rentabilität der Deutschen Bank. Daniele Brupbacher von der Schweizer Großbank UBS schrieb in einem Kommentar: "Die Annahmen (von Analysten) sind sowohl für die Einnahmen als auch für die Kosten vorsichtiger".

"Die Zahlen waren gemessen an den Markterwartungen ermutigend, aber auf noch immer niedrigem Niveau", lautete das erste Fazit von Experte Jernej Omahen von Goldman Sachs. Der Weg zum Erreichen der für das kommende Jahr gesetzten Ziele sei noch lang. Er riet Anlegern, mit Blick auf die Aktien weiterhin an der Seitenlinie zu bleiben.

Der Kurs der Deutschen Bank hatte sich Anfang Juni mit 12,56 Euro auf den höchsten Stand seit dem Frühjahr 2018 vorgearbeitet. Anschließend gab er wieder nach. Im Vergleich zum europäischen Bankensektor ist das Papier ein Nachzügler: Während dieser seit Jahresbeginn um 23 Prozent gestiegen ist, bringt es die Deutsche-Bank-Aktie auf ein Plus von knapp 19 Prozent.

FRANKFURT (dpa-AFX)

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