Neue Spekulationen um Apple Car: Kommt die Markteinführung früher als gedacht?
Schon seit geraumer Zeit wird um die Arbeit des US-Techkonzerns Apple an einem eigenen Elektroauto spekuliert. Nun heizte vor wenigen Tagen ein neuer Bericht erst wieder die Spekulationen an.
Werte in diesem Artikel
• Gerüchteküche brodelt - Neue Spekulationen um Apple Car
• Fokus auf Full Self-Driving-Variante
• Markteinführung wohl schon für 2025 geplant
Schon seit Dezember vergangenen Jahres gab es immer wieder Spekulationen über Apples Pläne, ein eigenes autonomes Elektroauto, das Apple Car, auf den Markt zu bringen. Damals ging durch die Medien, dass Apples Machine Learning and AI Chief John Giannandrea die Leitung eines Auto-Projekts mit dem Namen "Project Titan" übernommen haben soll.
Spekulationen um Partner aus der Automobilbranche
Seither wurde spekuliert, ob Apple tatsächlich ein eigenes Fahrzeug bauen will, oder sich mit einem Partner aus der Automobilbranche zusammentun und sich lediglich auf die Software und Dienste für ein Fahrzeug beschränken will. Im Januar hatte Hyundai Gespräche mit Apple bestätigt, diese dann jedoch für gescheitert erklärt. Anschließend gab es allerdings nach wie vor Gerüchte, dass die Hyundai-Tochter Kia noch den Zuschlag für den Bau des Apple Car erhalten könnte.
Apple sucht nach Personal für seine Special Projects Group
Aufgrund von Apples Stellenausschreibungen wird vermutet, dass Apple intensiv nach neuen Mitarbeitern für sein Autoprojekt sucht. So heißt es laut Bloomberg in einer von Apples Stellenausschreibungen: "Die Special Projects Group sucht einen versierten Maschinenbauingenieur, der die Entwicklung mechanischer Systeme mit sicherheitskritischen Funktionen leitet", was darauf hinweise, dass Apple aktiv nach Ingenieuren, die Sicherheitsfunktionen testen und entwickeln, suche. Daneben stelle das Unternehmen auch Softwareingenieure ein, um an "Erfahrungen für die menschliche Interaktion mit autonomer Technologie" zu gewinnen, wie Bloomberg aus einer Apple-Stellenausschreibung zitiert. Dies deute darauf hin, dass Apple tief in der Entwicklung der Benutzeroberfläche des Autos stecke. Die Auflistung impliziere zudem, dass die zu entwickelnde Software auf einer ähnlichen Technologie wie das iPhone-Betriebssystem basiere, so Bloomberg.
Außerdem habe Apple mehr Hardware-Ingenieure aus dem Bereich autonomer Fahrzeuge eingestellt - so unter anderem CJ Moore, ehemaliger Direktor für selbstfahrende Software bei Tesla, einen Klimasystemexperten von Volvo Car, einen Manager von Daimler Trucks, Batteriesystemingenieure von Karma Automotive LLC und anderen Automobilherstellern, einen Sensoringenieur von General Motors Cruise LLC, Automobilsicherheitsingenieure von Unternehmen wie Joyson Safety Systems und mehrere andere Ingenieure von Tesla, berichtet Bloomberg unter Berufung auf Informationen von LinkedIn und Personen, die mit der Sache vertraut sind. Im Juni hatte Apple zudem den Neuzugang eines Top-Managers aus der Automobilbranche, des ehemaligen BMW-Managers Ulrich Kranz, bestätigt.
Zahlreiche Abgänge - Lynch als neuer Teamchef
Doch Apple konnte nicht nur neue Mitarbeiter für sein Projekt gewinnen, der US-Techriese musste auch einige Abgänge verkraften, woraufhin im Sommer zwischenzeitlich Sorgen aufkamen, ob das Unternehmen wohl an seinem Zeitplan für das Apple Car festhalten kann. Neben dem ehemaligen Teamchef Doug Field, der 2018 von Tesla zu Apple gestoßen war, seien laut Bloomberg in diesem Jahr mindestens vier weitere Top-Manager aus dem Projekt ausgeschieden.
Auf Fields folgte dann mit Kevin Lynch, zuständig für die Apple Watch-Software, die fünfte Führungskraft, die das Projekt im vermutlich schon siebenjährigen Bestehen leitet. Aufgrund Lynchs Erfolg mit der Apple Watch wurde dessen Ernennung, wie Bloomberg berichtet, trotz seiner fehlenden Erfahrung mit Autohardware oder autonomem Fahren, positiv aufgenommen. Schließlich dürfte sich Apple unter anderem mit den ehemaligen Tesla-Führungskräften Michael Schwekutsch und Stuart Bowers, die Schlüsselrollen im Projekt innehaben, und auch mit Ulrich Kranz, der zuvor bei BMW und dem Elektroauto-Startup Faraday Future tätig war und Mitgründer des Elektroauto-Startups Canoo ist, die nötige Expertise ins Haus geholt haben.
Fokus auf Full Self-Driving-Variante
In seinem vor wenigen Tagen veröffentlichten Artikel berichtete Bloomberg, dass Apple die Entwicklung seines Elektroautos nun beschleunigen wolle und sein Projekt nach Angaben von Personen, die mit der Materie vertraut sind, neu auf Full Self-Driving ausrichten wolle, nachdem sich das Unternehmen in den vergangenen Jahren zunächst noch mit zwei möglichen Varianten beschäftigt haben soll: einem Modell mit begrenzten Self-Driving-Fähigkeiten, die viele Autos aktuell bereits besitzen, und einem Modell mit vollständiger Autonomie, das kein menschliches Eingreifen mehr erfordere. Laut Bloombergs Quellen, die anonym bleiben wollen, dränge der für das Projekt verantwortliche Kevin Lynch auf ein Auto mit einem Full Self-Driving-System.
Zahlreiche Unternehmen aus der Technologie- und Autobranche arbeiten schon seit Jahren an der Entwicklung von autonomen Fahrzeugen. Auch US-Elektroautopionier Tesla arbeitet laufend an der Weiterentwicklung seiner Fahrassistenzsysteme. Von einem völlig autonomen Modell dürfte das Unternehmen laut Bloomberg dennoch weit entfernt sein. Auch die Alphabet-Tochter Waymo arbeitet an der Entwicklung einer Technologie für autonomes Fahren und habe dabei einige Rückschläge verdauen müssen, während Uber seine Pläne aufgegeben und im vergangenen Jahr erklärt hat, seine autonome Fahrsparte zu verkaufen.
Technik im Fokus
Wie Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtet, habe Apple vor kurzem erst einen wichtigen Meilenstein bei der Entwicklung des dem Auto zugrunde liegenden selbstfahrenden Systems erreicht. Demzufolge glaube der iPhone-Hersteller, einen Großteil der Kernarbeit an dem Prozessor abgeschlossen zu haben, der in der ersten Generation des Autos ausgeliefert werden soll. Der Chip sei von Apples Silicon Engineering Group, die auch für die Entwicklung der Prozessoren für iPhone, iPad und Mac zuständig ist, und nicht vom Autoteam selbst entwickelt worden. Der Chip sei die fortschrittlichste Komponente, die Apple intern entwickelt habe und bestehe hauptsächlich aus neuronalen Prozessoren, die die für das autonome Fahren erforderliche künstliche Intelligenz verarbeiten können, so Bloomberg. Wie das Nachrichtenportal berichtet, könnten das neue Prozessordesign und die aktualisierten Sensoren auch schon bald im Straßenverkehr getestet werden.
So könnte das Apple Car aussehen
Laut Bloomberg dürfte das Apple Car im Idealfall ohne Lenkrad und Pedale auskommen, da die Innenausstattung auf das autonome Fahren ausgelegt sein dürfte. Eine Option sei ein Interieur ähnlich wie bei Canoo, wo sich die Passagiere wie in einer Limousine gegenüber sitzen. Das Infotainment-System, vermutlich in Form eines großen iPad-ähnlichen Touchscreens, könnte sich dann in der Mitte der Fahrzeugs befinden, sodass die Insassen während der Fahrt damit interagieren könnten. Eine Integration von bestehenden Diensten und Geräten dürfte für Apple zudem wichtig sein. Außerdem werde Bloomberg zufolge diskutiert, das Fahrzeug mit einem Notfall-Übernahmemodus auszustatten.
Markteinführung bereits 2025?
Was aber vor allem für Furore sorgte: Apple strebt laut Bloombergs Bericht intern eine Markteinführung seines neuen autonomen Fahrzeugs bis 2025 an. Das sei deutlich früher als einige Ingenieure Anfang dieses Jahres noch mit fünf bis sieben Jahren eingeplant haben sollen. Das Timing könnte sich natürlich aber auch jederzeit noch einmal ändern, das Erreichen des Ziels innerhalb von vier Jahren hänge Bloomberg zufolge von der Fähigkeit des Unternehmens ab, das Full Self-Driving-System fertigzustellen, was eine ehrgeizige Aufgabe sei. Der Entwicklung eines autonomen Apple Car in diesem Zeitfenster stehe man auch innerhalb von Apple teils skeptisch gegenüber. Sollte Apple seinen Zeitplan nicht einhalten können, könnte sich die Veröffentlichung des Apple Car laut Bloomberg verzögern oder der Techkonzern könnte zunächst eine abgespeckte Version des Apple Car mit weniger anspruchsvoller Technologie auf den Markt bringen.
Ein Sprecher von Apple lehnte eine Stellungnahme laut Bloomberg ab.
Die Apple-Aktie konnte vergangenen Freitag nach Bloombergs Bericht zu den Bemühungen des Techkonzerns um die Einführung eines eigenen autonomen Fahrzeugs um 1,7 Prozent auf 160,55 US-Dollar zulegen und damit auf einem Rekordhoch schließen. Am Montag ging es für die Papiere des iPhone-Herstellers im Hoch dann bis auf 165,70 US-Dollar. Zuletzt notierte die Apple-Aktie bei 161,41 US-Dollar (Schlusskurs vom 23. November 2021).
Redaktion finanzen.net
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