Glyphosat: Bayer bezieht sich auf weniger Krebsstudien als angenommen
Ist der Unkrautvernichter Glyphosat krebserregend?
Der Agrarchemiekonzern Bayer hat sich lange Zeit auf 800 wissenschaftliche Studien berufen, die nachweisen sollten, dass Glyphosat "sicher angewendet werden kann und nicht krebserregend ist". Darüber hatte auch die Deutsche Presse-Agentur berichtet. Wie die "tageszeitung" schreibt, ist es aber tatsächlich eine deutlich geringere Zahl von Studien. Ein Bayer-Sprecher sprach jetzt von einer inzwischen präzisierten Formulierung, schloss aber Fehler aus. Der DAX-Konzern will am 7. Dezember Zusammenfassungen von Glyphosat-Studien im Internet publizieren.
Anders als noch im Bericht zum 2. Quartal werden im Bericht zum 3. Quartal die 800 wissenschaftlichen Untersuchungen zunächst nur als Beleg für die Sicherheit bei angemessener Handhabung genannt. Erst später im Text wird betont, dass Glyphosat nicht krebserregend sei - ohne direkten Bezug zu der Zahl 800. Man habe den Satz "präzisiert, um auszuschließen, dass er anders interpretiert werden könnte", sagte ein Bayer-Sprecher auf Nachfrage.
Wie viele Studien es tatsächlich zum Glyphosat-Krebsrisiko gibt, ist allerdings noch immer strittig. Der Bayer-Sprecher verweist auf die US-Umweltschutzbehörde, die "in einer Bewertung des Krebsrisikos, in der 121 Studien geprüft wurden, zu dem Schluss [kam], dass Glyphosat "für Menschen wahrscheinlich nicht krebserregend" ist". Auch das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kam zu dem Ergebnis, dass bei Glyphosat kein Krebsrisiko für den Menschen zu erwarten sei. Dabei bezog sich das BfR 2016 auf 50 Studien.
Die Weltgesundheitsbehörde (WHO) hatte Glyphosat 2015 hingegen als "wahrscheinlich krebserregend" gewertet. In den USA wurde Bayer mit seiner Tochter Monsanto wegen Glyphosat dazu verurteilt, einem Krebskranken 78 Millionen Dollar zu zahlen. Der Konzern ging in Berufung. Es gibt dort zudem weitere 9300 Kläger.
/wdw/pos/DP/tos
LEVERKUSEN (dpa-AFX)
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