RWE im Check: Kaufen? - Vision 2020: Autostrom

Lohnt der Einstieg? Die Dividende ist zumindest verlockend.

RWE ist in allererster Linie Stromversorger und kein New Energy-Unternehmen. Der Einfluss der Erneuerbare Energien-Sparte (Innogy) auf das operative Ergebnis und somit auf den Aktienkurs ist daher (noch) beschränkt. Im Kerngeschäft lief es im ersten Halbjahr entsprechend den Prognosen. Das Ergebnis in 2009 soll sich gegenüber dem Vorjahr zumindest nicht verschlechtern. Die gesamte Stromproduktion für 2009 und 80 Prozent für 2010 hat RWE bereits vor der Wirtschaftskrise am Terminmarkt preislich abgesichert.

Das erweist sich jetzt natürlich als äußerst wichtig, weil das Energiepreisniveau inzwischen deutlich tiefer liegt. Andere Wettbewerber agieren hier jedoch ähnlich, so dass sich kein Wettbewerbsvorteil für RWE daraus ergibt. Der Rückgang bei der abgesetzten Strommenge im Industriegeschäft konnte durch eine Zunahme der Privatkunden und Reseller-Verträge wettgemacht werden. Die Aktie ist damit ein relativ risikoarmes solides Papier mit einer hohen Dividendenrendite, die auf Basis aktueller Analystenschätzungen bei 5,6 Prozent liegt.

Zukunftsfantasie

Selbst beim Blick in die nähere Zukunft betonen Analysten den Einfluss des angestammten Geschäfts: Wichtig wäre, dass sich bei der Bundestagswahl schwarzgelb durchsetzt. Dann würden sich die Laufzeiten für die relativ alten Atomkraftwerke von RWE verlängern, was sich positiv auf den Gewinn auswirken sollte.

Wer noch weiter in die Zukunft blickt, kann sich mit einer anderen Vision von RWE beschäftigen: RWE sieht die Infrastruktur rund um das Elektroauto als große Chance: Die Auto-Ladestation in der Garage, samt Autostromvertrag könnte von RWE kommen. Das Auto soll zugleich als Strom-Zwischenspeicher zur Abfederung von Lastspitzen im normalen Stromnetz dienen.

Die Netze sollen intelligenter werden und sofort den Verbrauch anzeigen. Durch Software-Updates werden sie auf dem neuesten Stand gehalten. Bis es soweit ist, dauert es noch einige Jahre. Bis 2020 rechnet RWE „Neue Geschäfte“ Leiterin Carolin Reichert aber mit 2,4 Millionen reinen Elektrofahrzeugen auf deutschen Straßen.

Mein Fazit:

RWE bietet einiges an Zukunftsfantasie. Allerdings nur für Anleger mit sehr langem Zeithorizont. Kurzfristig könnte der Wahlausgang neue Impulse für das ansonsten solide Papier bringen.

Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.