Daimler, BMW, VW & Co.: Europas Autowerte im erholten Gesamtmarkt wieder gefragt
Aktien aus der europäischen Automobilbranche sind am Donnerstag wieder auf Erholungskurs eingeschwenkt.
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Dank des aufgehellten Marktumfeldes machte der entsprechende Sektorindex einen Teil seiner jüngsten Verluste wett und gewann bis zum Mittag 1,53 Prozent auf 328,92 Punkte. Seit dem Tief des Corona-Crashs Mitte März hat der Stoxx Europe 600 Automobiles & Parts nun um fast 30 Prozent zugelegt.
Unter den Branchenwerten stiegen die Aktien der im deutschen Leitindex DAX gelisteten Hersteller Daimler, BMW und Volkswagen via XETRA zwischen zwei und drei Prozent. Unter den Zulieferern zogen die Anteilsscheine der NORMA Group um rund fünf Prozent an und die von LEONI um gut zwei Prozent.
Die sehr konjunktursensiblen Aktien der Autohersteller und -zulieferer profitierten Börsianern zufolge in erster Linie von der wieder besseren Stimmung am Gesamtmarkt. Nachdem zur Wochenmitte einmal mehr sehr schwache Wirtschaftsdaten aus den USA die Anleger verschreckt hatten, gab laut Marktanalyst Milan Cutkovic vom Handelshaus AxiTrader nun Anlass zur Hoffnung, dass mehrere europäische Länder - darunter auch Deutschland - die wegen der Coronavirus-Pandemie bestehenden Restriktionen in den kommenden Wochen stufenweise aufheben wollen.
Vor diesem Hintergrund wollte Analyst Daniel Kukalj von der Quirin Privatbank die aktuellen Kursgewinne der Branchenwerte auch nicht überbewerten. Der Experte sprach von einer Gegenbewegung nach den jüngsten Kursverlusten. Geholfen hätten dabei auch Meldungen, dass Hersteller wie Volkswagen die Fahrzeugproduktion allmählich wieder hochfahren wollen. VW etwa wird in Zwickau vom 20. April an die Fertigung aufnehmen. In dem Werk in Sachsen wird mit dem ID3 der Hoffnungsträger für die Elektromobilität produziert.
Kukalj zufolge dürften die Kursgewinne des Sektors nicht nachhaltig sein. In dem schwachen wirtschaftlichen Umfeld und angesichts wohl steigender Arbeitslosenzahlen würden sich Verbraucher mit Autokäufen zurückhalten. Insofern könnte die Berichtssaison zum ersten und vor allen zum zweiten Quartal aus Sicht der Autobranche enttäuschen.
Auch Analyst Patrick Hummel von der Schweizer Großbank UBS äußerte sich skeptisch. Das erste Quartal dürfte für die europäische Autoindustrie verheerend ausfallen, das zweite Quartal aber noch schlimmer. Hummel rechnet für die Branche in den ersten drei Monaten mit einem durchschnittlichen Umsatzminus von rund 15 Prozent und einem Ergebnisrückgang (Ebit) von rund 50 Prozent. Das Anlegerinteresse bei den Quartalsberichten dürfte sich auf den Verbrauch liquider Mittel fokussieren.
Einen Vorgeschmack auf die bald startenden Berichtssaison lieferte bereits Grammer: Der bayerische Autozulieferer war in die roten Zahlen gerutscht und bereitet Kurzarbeit für die deutschen Standorte vor. Der Umsatz brach ein. Ursache dafür seien die Produktionsstopps wegen der Corona-Seuche im Januar und Februar in China sowie seit März in Europa und den USA. Dennoch gewannen die Aktien von Grammer in dem nun wieder aufgehellten Umfeld sechs Prozent.
Laut UBS-Analyst Hummel könnten sich die Aktien der Autozulieferer in der Virus-Krise als widerstandsfähiger erweisen als die der Hersteller. Ein Grund dafür sei, dass China als Ausgangspunkt der Pandemie im geographischen Umsatzmix mit einem Anteil von circa 10 bis 20 Prozent eher unterrepräsentiert sei, wohingegen das riesige Land für Hersteller der wohl wichtigste Absatzmarkt ist.
Reifenhersteller wie Michelin oder Continental könnten dem UBS-Experten zufolge ferner von günstigen Rohstoffpreisen profitieren. Die Conti-Aktien zogen zuletzt um gut zwei Prozent an und die Anteilsscheine der Franzosen rückten im Paris um rund ein Prozent vor. Michelin ist unter allen von Hummel beobachteten Zulieferern sein bevorzugter Wert.
/la/bek/jha/
FRANKFURT/PARIS (dpa-AFX)
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Bildquellen: Harold Cunningham/Getty Images
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