TransferWise: Das Milliarden-Startup

2015 von Apple als innovativste App des Jahres ausgezeichnet gilt TransferWise als eines der aktuell am schnellsten wachsenden Startups überhaupt. Nun steht das Unternehmen vor großen Herausforderungen.
Das im Jahre 2010 von Taavet Hinrikus und Kristo Käärmann gegründete Londoner Fintech-Unternehmen TransferWise steht derzeit vor großen Herausforderungen.
Die Idee hinter TransferWise
TransferWise wirbt aggressiv damit, der billigste Anbieter für Überweisungen ins Ausland zu sein. Ermöglichen soll das ein sogenanntes Peer-to-peer-System. Dabei werden die eigenen Überweisungen via Software mit Transaktionen im Zielland verglichen, die in die entgegengesetzte Richtung verlaufen. Gibt es nun Matches zwischen zwei TransferWise-Kunden in entsprechender Höhe aus den beiden jeweiligen Ländern, werden die Ziele beider Überweisungen quasi ausgetauscht. So verbleibt das Geld im eigenen Land und keine Umtauschkosten fallen an.
Die Entwicklung des Startups TransferWise
Als Hinrikus 2007 aus seinem Heimatland Estland nach London zog, um für Skype zu arbeiten, erhielt er sein Gehalt weiterhin auf ein estländisches Bankkonto. Bei der Umbuchung auf sein englisches Konto wurden hohe Gebühren fällig. Ähnlich erging es seinem Landsmann Käärmann, der allerdings Geld in die entgegengesetzte Richtung versendete. Die Beiden kamen in Kontakt und entwickelten dann die Idee eines Peer-to-peer-Modells nur für sie beide. 2010 gründeten sie rund um diese Idee ein Startup und nannten es TransferWise. Dank kreativer Marketingmaßnahmen entwickelte sich das Startup vor allem in seinem Heimartmarkt sehr schnell. Inzwischen agiert das Unternehmen in über 60 Ländern und transferiert dabei laut eigenen Angaben rund 700 Millionen Euro im Monat. Der Wert des Startups wird inzwischen auf etwa eine Milliarde US-Dollar geschätzt.
Probleme und Zukunftsaussichten von TransferWise
Ob TransferWise wie beworben tatsächlich der günstigste Anbieter ist, hängt stark von der Transaktionsroute ab. Für Transfers aus den USA nach Indien beispielsweise erfüllt sich das Versprechen des Startups nicht. TransferWise wurde deshalb inzwischen auch von der britischen Werbestandard-Organisation ASA wegen irreführender Werbung verwarnt. Das Unternehmen kämpft zudem auch mit einem gewissen Ungleichgewicht der Überweisungen. Während große Teile der Überweisungen ins Ausland von England aus schon per TransferWise getätigt werden, fließt in die Gegenrichtung nur sehr wenig Geld. Wenn kein Match für das Peer-to-peer-System gefunden werden kann, muss das Startup sein eigenes Geld nutzen, um den Transfer abzuschließen. Auch entwickeln sich manche Märkte schwächer als erwartet. In Deutschland beispielsweise stagnieren die bewegten Geldmengen per TransferWise. Um diesem Problem entgegenzutreten, will das Startup nun eine Kooperation mit einigen traditionellen Banken abschließen. Ob eine solche Kooperation für die Banken reizvoll ist, die bisher den Überweisungsmarkt sehr profitabel kontrollieren, ist allerdings fraglich.
Redaktion finanzen.net
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