G20: Gemeinsame Anstrengungen gegen drohende Stagflation nötig
Die konjunkturellen Schwierigkeiten und die hohen Inflationsraten gehörten zu den Hauptsorgen der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) während ihres Treffens auf Bali Ende vergangener Woche.
Mehrheitlich sah man nach Angaben aus deutschen Regierungskreisen die Notwendigkeit für gemeinsame Anstrengungen gegen die drohende Stagflation. Differenzen zum Ukraine-Krieg und zu den Ursachen über die aktuellen wirtschaftlichen Probleme blieben aber zwischen der überwiegenden Mehrheit der G20 und Russland bestehen.
"Die Mehrheit der G20 hält eben auch den russischen Angriffskrieg für die Ursache der ökonomischen Probleme." Es sei einigermaßen deutlich geworden, dass die Sorgen über den Wachstumspfad wachsen, sagte ein hochrangiger Beamter des Bundesfinanzministeriums zum Treffen der Finanzminister und Zentralbankchefs der G20-Länder.
Insgesamt sei man sich einig gewesen, dass die Anzeichen einer Stagflation immer deutlicher werden und damit gemeinsame Anstrengungen notwendig seien, wie man und dass man hohe Inflationsraten dämpfen und die Lohn-Preis-Spirale eindämmen muss.
Russland wollte Kausalität umkehren
Nach Angaben des deutschen Regierungsbeamten, der nicht namentlich genannt werden wollte, hat Russland bei dem Treffen versucht, die Kausalität für die aktuellen weltweiten wirtschaftlichen Probleme umzukehren und die westlichen Sanktionen statt den Angriffskrieg als Ursache des Problems darzustellen.
In der Vorbereitung zu dem G20-Treffen habe man sehr deutlich beobachten könnten, dass China und Russland eher näher zusammengerückt seien. Aber dies habe sich "nicht ganz auf der Ministerebene widergespiegelt" bei den Schlussberatungen in Bali.
Generell sah der Beamte auch viel Unterstützung während der Vorbereitungsarbeiten zum G20-Gipfel von Schwellenländern für den Sanktionskurs der Gruppe der sieben führenden demokratischen Industrienationen (G7) gegen Russland. Als positive Überraschungen nannte er die Länder Mexiko, Südafrika, Argentinien, Brasilien und in gewissem Maß auch Indien. Dieses Signal an Russland und China sei aber in den Schlussverhandlungen weniger stark gewesen.
Die indonesische G20-Präsidentschaft hatte sechs Prioritäten ihres G20-Vorsitzes auf die Tagesordnung gesetzt. Allerdings scheiterte ein gemeinsames G20-Kommunique hauptsächlich am Widerstand Russlands und der unterschiedlichen Position zum Angriffskrieg in der Ukraine.
Auf dem Treffen wurde über Exitstrategien zur Unterstützung der wirtschaftlichen Erholung, die Bekämpfung schädigender Nachwirkungen der Krise, Zahlungssysteme im digitalen Zeitalter, nachhaltige Finanzen, digitale finanzielle Inklusion sowie internationale Besteuerung gesprochen.
Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)
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