Frühes Stadium

Fed untersucht wohl Rolle der Deutschen Bank beim Danske-Geldwäsche-Skandal - Aktie dreht ins Plus

23.01.19 17:50 Uhr

Fed untersucht wohl Rolle der Deutschen Bank beim Danske-Geldwäsche-Skandal - Aktie dreht ins Plus | finanzen.net

Die US-Notenbank nimmt nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg die Deutsche Bank wegen ihrer Rolle beim Geldwäsche-Skandal der Danske Bank ins Visier.

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Die Deutsche Bank bestätigte, im Kontakt mit Behörden zu sein, ohne dabei die Federal Reserve namentlich zu nennen. Die Aktien gaben zunächst ab, konnten sich dann aber erholen und stiegen am Mittag um 2,1 Prozent auf 8,02 Euro - bis zum Handelsende bleibt ein Plus von 1,44 Prozent bei 7,97 Euro an der Kurstafel stehen.

Die Federal Reserve prüfe, ob die US-Niederlassung der größten deutschen Bank die bei ihr durchgeleiteten Vermögen der estländischen Danske Bank-Sparte richtig kontrolliert habe, berichtete Bloomberg unter Berufung auf zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen. Die Untersuchung der Fed, bei der auch die Bankenaufsicht beheimatet ist, ist dem Bericht zufolge noch in einem frühen Stadium. Die Deutsche Bank war eine der sogenannten Korrespondenzbanken für die Filiale des dänischen Geldhauses in Estland, die im Mittelpunkt eines der größten Geldwäsche-Skandale Europas steht.

"Es gibt keine Untersuchungen, sondern mehrere Informationsanfragen von Regulierungsbehörden und Strafverfolgungsbehörden auf der ganzen Welt", teilte ein Sprecher der Deutschen Bank am Mittwoch in Reaktion auf den Bericht mit. Es sei wenig überraschend, dass die Ermittlungsbehörden und Banken selbst ein Interesse am Fall Danske und den daraus zu ziehenden Lehren hätten. Die Deutsche Bank kooperiere mit den Behörden.

Bei den Untersuchungen geht es Bloomberg zufolge um mutmaßliche Verstöße gegen Vorschriften zur Vermeidung von Geldwäsche. In der estnischen Filiale der Danske-Bank sollen 200 Milliarden Euro gewaschen worden sein. Als Korrespondenzbank half das größte deutsche Geldinstitut bei der Abwicklung des Zahlungsverkehrs. Weil der Deutschen Bank Transaktionen wiederholt verdächtig vorkamen, beendete sie 2015 die Geschäftsbeziehung mit der estnischen Danske-Filiale.

Das wirft Fragen auf: Kam der Schritt zu spät? Hätte den Deutsche-Bank-Mitarbeitern früher etwas auffallen müssen? Waren die internen Kontrollen ausreichend? Deutsche-Bank-Vize Karl von Rohr hatte der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" dazu im Dezember gesagt: "Eine Korrespondenzbank hat die Pflicht, die Transaktionen hinsichtlich Sanktionen und Verdachtsmomenten für Geldwäsche oder Terrorismusfinanzierung zu prüfen. Dafür stehen uns aber nur sehr begrenzt Informationen zur Verfügung."

Die Hauptverantwortung trage die Hausbank. "Die Danske Bank hat die Pflicht, ihre Kunden zu kennen, denn sie pflegt den direkten Kontakt. Dänemark ist in der EU, Estland ist ein Euroland; da müssen wir davon ausgehen können, dass die Bank nach vernünftigen Standards geführt wird und den regulatorischen Anforderungen entspricht", sagte von Rohr. Ende des vergangenen Jahres hatte es immer wieder Berichte gegeben, dass die Deutsche Bank tiefer in den Skandal verwickelt sein könnte als gedacht.

Für die Deutsche Bank kamen die Berichte über die möglicherweise tiefere Verwicklung in den Danske-Skandal zur denkbar ungünstigen Zeit, da Ende November Ermittler in einem anderen Fall in einer aufsehenerregenden Razzia die Deutsche-Bank-Zentrale durchsucht hatten. Mitarbeiter sollen Kunden dabei geholfen haben, Briefkastenfirmen in Steuerparadiesen zu gründen und auf diesem Weg Gelder aus Straftaten zu waschen, so der Verdacht der Fahnder.

Vorstandschef Christian Sewing hatte vergangene Woche beim Neujahrsempfang der Bank in Berlin gesagt: "In beiden Fällen hatten wir die Vorgänge aufgearbeitet, lange bevor sie an die Öffentlichkeit kamen." Im Fall der Danske Bank habe man eine weitere interne Untersuchung auf den Weg gebracht. An der Börse hatten die Berichte und die Razzia zum Jahresende für massive Kursverluste gesorgt - das Vertrauen der Investoren, dass die Bank ihre Probleme in den Griff bekommt, schwand zunehmend. Die Aktie stürzte Ende des vergangenen Jahres auf das Rekordtief von 6,678 Euro.

Inzwischen hat sich das Papier wieder etwas erholt, kostet aber mit 7,81 Euro immer noch rund ein Drittel weniger als zum Amtsantritt Sewings im vergangenen Jahr. Sewing hatte im April den glücklosen John Cryan an der Spitze der Bank abgelöst und gilt als letzte Hoffnung für Aufsichtsratschef Paul Achleitner. Dieser hat in seinen jetzt knapp sechs Jahren an der Spitze des Aufsichtsgremiums bereits zweimal die Konzernleitung ausgetauscht. Ihm gelang es bisher nicht, die Bank zu stabilisieren. Seit seinem Start sank der Kurs der Aktie um rund zwei Drittel.

Mit einem Börsenwert von rund 16 Milliarden Euro spielt die Deutsche Bank am Kapitalmarkt selbst in Europa nur noch in der zweiten Liga - von den großen US-Häusern wie JPMorgan oder Bank of America ganz zu schweigen. Immerhin soll es im vergangenen Jahr den ersten Gewinn seit 2014 gegeben haben. Sewing hatte erst vor kurzem betont, dass die Bank ungeachtet der laufenden Ermittlungen "auf dem besten Weg zum ersten Jahresgewinn seit 2014" ist. Dazu beigetragen habe, dass man die Kosten und Rechtsrisiken reduziert habe.

"Wir sind sehr gut kapitalisiert, verfügen über hohe Liquiditätsreserven, und unsere Markt- und Kreditrisiken sind so gering wie selten zuvor", sagte Sewing. Konkrete Zahlen nannte er nicht, die Bank stellt die Jahresbilanz am 1. Februar vor. Viel erwarten die Experten dabei aber aktuell nicht. Die von dem Institut selbst erfassten Analysten rechnen aktuell mit einem Gewinn von knapp 400 Millionen Euro - und damit nicht einmal mit einem Zehntel dessen, was zum Beispiel die Schweizer Großbank UBS verdiente. JPMorgan brauchte 2018 gar nur rund fünf Tage, um auf diesen Gewinn zu kommen.

NEW YORK (dpa-AFX)

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