Frischlinge am Kurszettel

Börsenneulinge: Welche Aktien ins Depot gehören

23.08.15 21:41 Uhr

Börsenneulinge: Welche Aktien ins Depot gehören | finanzen.net

Über drei Milliarden Euro haben deutsche Unternehmen mit Börsengängen 2015 eingesammelt. Für Aktionäre fällt die Bilanz noch durchwachsen aus, doch dem ein oder anderen Neuling könnte bald ein Indexaufstieg gelingen.

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Aktien

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Indizes

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25.503,3 PKT -46,5 PKT -0,18%

13.477,4 PKT -51,5 PKT -0,38%

3.409,9 PKT -3,9 PKT -0,11%

von Christian Scheid, Euro am Sonntag

Wenn im Handelssaal der Frankfurter Börse die Glocke läutet, wissen die Händler auf dem Parkett: Ein neues Unternehmen feiert die Erstnotiz seiner Aktien. Dieses Jahr läutete die Frankfurter Börsenglocke bereits achtmal. Dabei wurden Aktien im Volumen von rund 3,1 Milliarden Euro emittiert. Damit ist das Niveau des Jahres 2014 schon fast erreicht. Damals gab es zehn Initial Public Offerings (IPOs) mit einem Volumen von gut 3,2 Milliarden Euro.

Experten gehen davon aus, dass bis zum Jahresende weitere Kandidaten an die Börse kommen: "Viele Unternehmen befinden sich noch in der Pipeline für das zweite Halbjahr", erklärt Martin Steinbach, Leiter des Bereichs IPO and Listing Services beim Prüfungs- und Beratungsunternehmen EY. "Wir rechnen 2015 mit bis zu 15 Börsengängen an den deutschen Börsen - sofern die Volatilität nicht weiter steigt und Krisen nicht zu einem Einbruch des grundsätzlich positiven IPO-Sentiments führen", so der Experte.

Für Anleger waren nicht alle Börsenfrischlinge des Jahres ein gutes Geschäft: Drei der acht Aktien liegen gegenüber dem Emissionspreis im Minus. Am schlimmsten hat es die Anteilscheine von Windeln.de erwischt. Schon der erste Kurs der Aktie des auf Baby- und Kinderprodukte spezialisierten Onlinehändlers lag unter dem Ausgabekurs von 18,50 Euro. Anschließend schmierte der Titel bis auf 10,35 Euro ab.

Die Aktie ist schlichtweg zu teuer an die Börse gekommen. Daher konnten sich die Investoren bislang nicht für Windeln.de begeistern. Selbst nach dem Kurssturz kostet das Papier gemessen am Verhältnis von Börsenwert zu Umsatz noch fast so viel wie die des führenden - und profitablen - deutschen Internethändlers Zalando.

Über 30 Prozent Plus

Es gibt aber auch positive Beispiele: Die Aktien von Tele Columbus und Ferratum haben um jeweils mehr als 30 Prozent zugelegt. Der Kabelanbieter Tele Columbus will die gute Kursentwicklung jetzt nutzen, um weitere neue Aktien im Volumen von 240 Millionen Euro auszugeben. "Die Kapitalerhöhung schafft für die Gesellschaft die Möglichkeiten, ihr qualitatives Wachstum in Europas attraktivstem Kabelmarkt weiter erfolgreich fortzusetzen und ihre Position als Nummer 3 im deutschen Kabelmarkt noch auszubauen", sagte Tele-Columbus-Chef Ronny Verhelst.

Kleinstkredite boomen

Erst im Juli hatte der Konzern den kleineren Leipziger Rivalen Primacom für 711 Millionen Euro übernommen. Analysten sehen die Expansion positiv - vor allem, weil Tele Columbus mit seinen nun 2,8 Millionen angeschlossenen Haushalten selbst als attraktives Übernahmeziel gilt. Dass der Kabelriese Liberty Global Interesse hat, gilt als offenes Geheimnis.

Ferratum hat den Emissionserlös von knapp 111 Millionen Euro wie zum Börsengang angekündigt bereits zu einem Teil in die Expansion gesteckt. Über die Nutzung digitaler Medien bietet das Unternehmen seinen Kunden Verbraucherkredite in Höhe von 25 bis 2.000 Euro an. Auch Ratenkredite für Kleinunternehmen mit einer Laufzeit von sechs bis zwölf Monaten hat Ferratum im Programm. Inzwischen hat das 2005 gegründete Unternehmen rund eine Million Kunden, die bereits Kredite in Anspruch genommen haben. Analysten gehen davon aus, dass die in 21 Ländern weltweit aktive Firma in den kommenden Jahren im Schnitt um 20 Prozent pro Jahr wachsen dürfte. Angesichts dessen ist die Aktie - auch im Branchenvergleich - moderat bewertet.

Indexfantasie

Sowohl Tele Columbus als auch Ferratum sind bereits in den Kleinwerte-Index SDAX aufgestiegen. Dadurch hat das Interesse an den Aktien deutlich zugenommen. Auch anderen Börsenneulingen könnte ein möglicher Indexaufstieg zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen.

Die nächste Möglichkeit gibt es am 3. September, wenn die Deutsche Börse die Zusammensetzung der deutschen Auswahlindizes - also DAX, MDAX, TecDAX und SDAX - überprüft. Chancen auf einen Aufstieg haben Aktien, die hinsichtlich Marktkapitalisierung und Börsenumsatz zu den größten und liquidesten Werten gehören.

Bereit für den MDAX

Demnach steht die Deutsche Pfandbriefbank (pbb) in den Startlöchern für einen MDAX-Aufstieg. Dem Nachfolger der 2009 verstaatlichten Hypo Real Estate gelang mit einem Emissionsvolumen von knapp 1,16 Milliarden Euro der größte Börsengang des laufenden Jahres in Deutschland. Index-Experten wie Uwe Streich von der LBBW zufolge könnte der direkte Einzug in den Mid-Cap-Index zwar noch an zu geringen Börsenumsätzen scheitern. Gelingt der Sprung in den MDAX nicht, "dann würde die Bank zunächst einmal in den SDAX einziehen", so Streich. Die Aktie ist derzeit, etwa im Vergleich zum Wettbewerber Aareal Bank, niedrig bewertet.

Einen Platz im Small-Cap-Index peilt auch Sixt Leasing an. Die Leasingtochter des Autovermieters Sixt "besitzt gute Chancen Villeroy & Boch zu ersetzen", sagt DZ-Bank-Analyst Michael Bissinger. Sixt Leasing wächst wesentlich stärker als die Mutter: Der Konzernumsatz legte im ersten Quartal 2015 um 25 Prozent auf 165,3 Millionen Euro zu. Das Konzernergebnis vor Steuern, die zentrale Maßgröße für den Geschäftserfolg des Mobilitätsdienstleisters, wurde auf 7,3 Millionen Euro sogar mehr als verdoppelt. Da sich das Unternehmen für den weiteren Jahresverlauf optimistisch zeigte, dürfen sich Anleger bei der Vorlage des Halbjahresberichts am 19. August wohl auf weitere positive Nachrichten einstellen.

TecDAX-Chance für Siltronic

Gute Chancen auf eine TecDAX-Aufnahme rechnet sich Siltronic aus. Allerdings könnte der Indexaufstieg der Halbleiter-Tochter von Wacker Chemie, ähnlich wie bei pbb, vorerst noch an den Handelsumsätzen scheitern. Nach einem guten Börsenstart mit Kursgewinnen von mehr als 20 Prozent sind die Papiere inzwischen unter den Ausgabepreis von 30 Euro gerutscht. Analysten sehen jedoch Potenzial: Die Kursziele liegen hier teilweise jenseits der 40-Euro-Marke.

Investor-Info

Deutsche Pfandbriefbank
Weg in den MDAX

Die Deutsche Pfandbriefbank (pbb) ist auf gewerbliche Immobilienkredite und Darlehen für die öffentliche Infrastruktur spezialisiert. Das Vorsteuerergebnis kletterte im zweiten Quartal um 36 Prozent auf 61 Millionen Euro. Der MDAX-Anwärter lockt mit einer attraktiven Dividendenpolitik: Künftig sollen 40 bis 50 Prozent des Gewinns ausgeschüttet werden. Im Vergleich etwa zu Wettbewerber Aareal Bank ist die Aktie gemessen am Umsatzvielfachen deutlich unterbewertet.

Siltronic
Analysten sehen Potenzial

Der Wafer-Hersteller Siltronic hat im zweiten Quartal von der Dollarstärke und von höheren Absatzmengen profitiert. Der Umsatz legte um 17 Prozent auf knapp 247 Millionen Euro zu. Unter dem Strich halbierte sich der Verlust auf sieben Millionen Euro. Analysten zeigten sich mit dem Zahlenwerk zwar nicht vollends zufrieden, doch liegen die Kursziele mit 35 Euro (Citigroup) bis 42,50 Euro (Commerzbank) deutlich über der aktuellen Notiz.

Windeln.de
Teure E-Commerce-Aktie

Wie es sich für einen Onlinehändler gehört, wächst Windeln.de stark: Per Ende März ist der Umsatz des Spezialisten für Baby- und Kinderprodukte um 87 Prozent auf 35,7 Millionen Euro geklettert. Dass unter dem Strich ein Verlust von 5,4 Millionen Euro stand, ist angesichts des Expansionsdrangs ebenfalls nicht ungewöhnlich. Warum die Aktie fast genauso viel kostet wie die Papiere von Zalando, leuchtet jedoch nicht ein.

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Bildquellen: janina jaak / Shutterstock.com, Lim Yong Hian / Shutterstock.com

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