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Kilian Kerner: Windig und uncool

25.02.15 10:00 Uhr

Kilian Kerner: Windig und uncool | finanzen.net

Eine der windigsten Buden unter dem deutschen Börsenhimmel ist Kilian Kerner. Als das Berliner Modeunternehmen im Juli 2012 an die Börse ging, trommelten die Vorstände in bester Neue-Markt-Manier.

von Joachim Spiering, Euro am Sonntag

Das Fashion-Label biete eine "herausragende Wachstumsstory". "Egal ob in London, New York, Jeddah oder Kyoto - die Mode von Kilian Kerner trifft auf eine überwältigende Nachfrage." Haha. Das Einzige, worauf man bei Kilian Kerner trifft, sind leere Versprechungen. Zum Teil wurden Umsatzplanungen herumgereicht, die für die Jahre 2013 und 2014 deutlich zweistellige Millionenumsätze vorsahen. Tatsächlich dürften vergangenes Jahr nur 800.000 Euro durch die Bücher gegangen sein, ähnlich wenig wie im Jahr zuvor. Verluste in Millionenhöhe sorgten dafür, dass immer wieder der Kapitalmarkt angezapft werden musste.

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Allein 2014 gab es drei Kapitalerhöhungen (KE), über die 1,12 Millionen Euro eingesammelt wurden. Vergangenen April musste schließlich Vorstandschef Manfred Volz gehen, der Modefachmann Stefan Ober übernahm. Gebessert hat sich nichts. Kaum im Amt sah auch er schon wieder rosige Zeiten kommen. Bis 2018 solle der Umsatz auf 15 Millionen Euro steigen bei einem Betriebsergebnis von drei Millionen, so Ober vor knapp einem Jahr. Doch um die Ziele zu erreichen, braucht die Firma mal wieder was? Richtig: Geld.

Wie zu hören ist, soll schon wieder eine KE über 440.000 Euro durchgeführt werden. Es wird aber noch besser: Offenbar wird auch über eine Anleihe nachgedacht, die 15 Millionen Euro in die Kasse spülen soll (bei acht Prozent Verzinsung). Dazu muss man wissen, dass die Marktkapitalisierung von Kilian Kerner nur 1,5 Millionen Euro beträgt. Die Anleihe würde also das Zehnfache des Unternehmenswerts umfassen. Auch die KE wirft Fragen auf. Der Kurs krebst bei 25 Cent rum, der Mindestausgabepreis für eine Aktie im Rahmen einer KE liegt aber bei 1,00 Euro. Gerüchten zufolge soll jedoch ein Investor aus dem arabischen Raum (!?) bereitstehen, die neuen Aktien ohne öffentliches Angebot komplett zu zeichnen. Wie auch immer: Eine maßgeschneiderte Wachstumsstory sieht anders aus. Kilian Kerner mag in einigen Berliner Hinterhof-Boutiquen chic sein, an der Börse sind solche Vorgänge äußert uncool.

Bildquellen: iStock, Claudio Divizia / Shutterstock.com

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