Forschen für die Zukunft

Die besten Biotech-Aktien für Ihr Depot

09.11.10 17:30 Uhr

Die Produktpipelinie deutscher Biotechfirmen füllt sich. Das schafft Chancen für Aktionäre. Doch Biotech-Aktien sind auch riskant. Wo sich ein Investment lohnt.

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Aktien

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Indizes

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von Sven Parplies, Euro am Sonntag

Die Aktienkurse abgestürzt, das Geld knapp, neue Kapitalgeber nicht in Sicht. „Es war auch für uns eine harte Zeit, aber wir haben die richtigen Entscheidun­gen getroffen“, erinnert sich Simon Moroney, Chef des Biotechunternehmens Morphosys, an das Jahr 2002, als die deutsche Biotechbranche ihre erste große Krise erlebte.

Morphosys hat seine Ambitionen der Realität angepasst: Ein Viertel der Beschäftigten musste damals den Arbeitsplatz räumen. Die Vision, eine große Anzahl von Wirkstoffen bis weit in die klinische Phase hi­nein eigenständig zu entwickeln, wurde gestutzt. Das Unternehmen setzt jetzt stärker auf Allianzen mit großen Pharmakonzernen. Damit verschenkt man langfristige Chancen, reduziert aber das in der Branche ­enorm hohe Risiko. Seit 2004 schreibt Morphosys schwarze Zahlen. Der Aktienkurs hat sich seit dem Tiefpunkt mehr als verzehnfacht.

Morphosys zeigt: Auch Biotechunternehmen können profitabel sein. Rund 15 Jahre nach dem Gründerboom nähern sich immer mehr Unternehmen aus Deutschland, zu­mindest verbal, der Gewinnschwelle. Medigene will im kommenden Jahr schwarze Zahlen schreiben, Evotec spätestens 2012. Paion stellt das Jahr 2015 in Aussicht.„Die Unternehmen haben begriffen, das sie Investoren eine Perspektive bieten müssen“, beobachtet Analyst Hanns Frohnmeyer von der Landesbank Baden-Württemberg einen Sinneswandel in der Branche. Gleichwohl dürften etliche Vorstände das Ziel nicht erreichen.Vor allem das Geschäft der reinen Produktentwickler gleicht für An­leger einem Glücksspiel. Im Schnitt 13 Jahre dauert es von der Identifizierung einer Substanz bis zur Zulassung eines Medikaments, hat der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen errechnet. Selbst in der dritten, abschließenden Phase der klinischen Forschung liegen die Erfolgsaussichten gerade mal bei 50 bis 80 Prozent.

Probleme in der Pipeline haben verheerende Folgen: Als Paion 2007 mit seinem Schlaganfallmedikament scheiterte, sackte die Aktie an nur einem Tag um 70 Prozent ab. Ähnlich erging es Anlegern bei GPC Biotech, als das Unternehmen mit seinem Krebsmedikament nicht die erhofften Ergebnisse erzielte.Besser haben es Biotechs, die über zusätzliches Know-how verfügen. Morphosys hat eine weltweit einzigartige Bibliothek mit 45 Mil­liarden Antikörpern aufgebaut. Die Technologie des Unternehmens ermöglicht die Herstellung maßgeschneiderter Antikörper für Kunden. Eine Kooperation mit dem Schweizer Pharmariesen Novartis garantiert über einen Zeitraum von zehn Jahren Einnahmen von mindestens 600 Millionen Dollar. Mit Erfolgsprämien kann die Summe sogar auf mehr als eine Milliarde Dollar steigen.

Auch Evotec hat seine Pipeline ausgedünnt und setzt verstärkt auf Dienstleistungen. Zielgruppe sind die Pharmakonzerne, die Forschung zunehmend ausgliedern, um Kosten zu drücken. Zum Kundenkreis ge­hören renommierte Branchenriesen wie Pfizer, Roche und Boehringer Ingelheim. Firmenchef Werner Lanthaler sieht Evotec auf dem Weg zum „globalen Branchenführer“ in der Wirkstoffforschung. „Plattformunternehmen wie Morphosys oder Evotec erzielen über langfristige Partnerschaften zuverlässige Erträge, die sie in die Entwicklung eigener Produkte investieren können. Die reinen Produktentwickler haben diesen Luxus nicht. Deshalb stehen sie unter Druck, Kapitalgeber zu finden“, beschreibt Analyst Frohnmeyer die Zweiteilung der Branche.


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Wie sehr Anleger Verlässlichkeit honorieren, lässt sich an der Marktkapitalisierung ablesen: Morphosys ist mit einem Börsenwert von 400 Millionen hinter der formal niederländischen Qiagen größter deutscher Biotechwert. Evotec hat seine Marktkapitalisierung dank Neuausrichtung auf rund 250 Millionen Euro mehr als verdreifacht.

Trotz chronischer Geldsorgen haben auch Problemfälle der Branche die Verwerfungen der globalen Finanzkrise überlebt. Paion stärkte sich durch eine Übernahme, GPC ­Biotech fusionierte und firmiert nun mit neuen Entwicklungsprojekten unter dem Namen Agennix. Die Unternehmen hätten „auf breiter Front“ Maßnahmen ergriffen, um alternative Kapitalquellen zu identifizieren und vorhandenes Kapital effizienter zu nutzen, lobt die Unternehmensberatung Ernst & Young die deutsche Biotechszene in ihrem Branchenreport.Olaf Wilhelm, Chef der Münchner Biotechfirma Wilex, verbreitet Optimismus: Erst jetzt beginne die Zeit, in der die Biotechfirmen die Früchte der Forschungsarbeit der vergangenen Jahre ernteten. Ernst & Young hat errechnet, dass die deutschen Biotechunternehmen zum Ende des vergangenen Jahres 338 Wirkstoffe in der Entwicklung hatten; das sind 27 mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Wirkstoffe in der ­abschließenden dritten klinischen Phase stieg von zehn auf 14.

Viele Investoren bleiben dennoch skeptisch. Zu deutlich ist die Erinnerung an uneingelöste Versprechen und die massiven Kursverluste der Biotechaktien nach der Jahrtausendwende. Agennix konnte trotz massiver Kursverluste in der Vergangenheit und roter Zahlen zuletzt zwar 76 Millionen Euro über eine Kapitalerhöhung einsammeln – die Masse davon stammt aber aus der Investmentgesellschaft des Großaktionärs Dietmar Hopp, der auch wichtiger Geldgeber von Wilex ist.

Die Branche brauche ein Erfolgserlebnis, sagt Agennix-Finanzchef Torsten Hombeck: „Die Zulassung eines Medikaments in einem Anwendungsbereich wie Lungekrebs mit einem signifikanten Umsatzvolumen.“ Trotz hoffnungsvoller Pipeline ist die Bilanz noch immer enttäuschend: Die mehr als 500 deutschen Firmen hatten Ende des vergangenen Jahres gerade mal acht Wirkstoffe als zugelassenes Medikament über die Ziellinie gebracht.Schwergewicht Morphosys rechnet ab dem Jahr 2014/15 mit end­gültigen Resultaten. Derzeit hat das Unternehmen 73 Wirkstoffe in der Entwicklung, die meisten davon in Ko­operation mit Partnern. „Unsere Pipeline wird tiefer und reifer. Wir sind nicht von einem Medikament abhängig“, sagt Vorstandschef Moroney. „Auf der Basis der heutigen Pipeline haben wir realistische Chancen, zwölf Antikörper auf den Markt zu bringen.“

Investor-Info

Morphosys
Kalkulierbare Gewinne
Die Pipeline mit neun eigenen und 64 in Kooperation mit Partnern vorangetriebenen Produkten sorgt für eine breite Risikostreuung. Im dritten Quartal ist Morphosys durch höhere Ausgaben für Forschung und Entwicklung knapp in die roten Zahlen gerutscht. Die Umsatz- und Gewinnprognose für das Gesamtjahr wurde aber bestätigt. Anleger sollten Kursrückschläge zum Kauf nutzen. Unser Branchenfavorit, dennoch Stoppkurs setzen.

Paion
Reife Pipeline
Auch zehn Jahre nach Börsengang kann das Aachener Unternehmen noch immer keine schwarzen Zahlen vorweisen. Risikofreudige Anleger setzen bei Paion auf Erfolgsmeldungen aus der Produktpipeline. Ab 2013 sollen erste Medikamente auf den Markt kommen. Schon vorher dürften Meilensteinzahlungen und neue Verpartnerungen von Produkten für Kursfantasie sorgen. Die Kursziele der Analysten reichen bis 4,50 Euro.

Fonds
UniSector: GenTech
Manager Markus Manns setzt in seinem Fonds sowohl auf Schwergewichte der Branche wie Amgen als auch auf Small Caps wie Evotec. Im Gegensatz zu vielen Biotechfonds nehmen bei Manns US-Werte nicht die Spitzenpositionen ein. Er favorisiert deutsche Unternehmen, die ein Drittel des Fonds ausmachen. Langfristig hat sich die Strategie ausgezahlt, auch wenn der Fonds in diesem Jahr der Konkurrenz etwas hinterherhinkt.

Zertifikate
Amerikaner dominieren
International spielen amerikanische Biotechunternehmen die führende Rolle. Deshalb konzentrieren sich die Anbieter von Zertifikaten auf die großen US-Indizes. Das AMEX Biotech der Unicredit (ISIN: DE0007873630) investiert in 20 Schwergewichte wie Amgen, Biogen und Vertex. Das Zertifikat Nasdaq Biotech der Royal Bank of Scotland (ISIN: NL0000194397) ist deutlich breiter aufgestellt – es bildet die 127 Titel des gleichnamigen Index ab. Größte Positionen sind Amgen, Teva und Celgene. Seit Jahresbeginn hat sich das AMEX-Zertifikat mit einen Kurs­plus von 25 Prozent besser entwickelt als das Nasdaq-Papier, das etwas mehr als zehn Prozent zulegen konnte. Beide Zertifikate laufen endlos. Basiswährung ist jeweils der US-Dollar.

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Nachrichten zu MorphoSys

Analysen zu MorphoSys

DatumRatingAnalyst
06.05.2024MorphoSys NeutralUBS AG
30.04.2024MorphoSys NeutralUBS AG
16.02.2024MorphoSys NeutralUBS AG
07.02.2024MorphoSys NeutralUBS AG
07.02.2024MorphoSys BuyUBS AG
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07.02.2024MorphoSys BuyUBS AG
06.02.2024MorphoSys BuyUBS AG
06.02.2024MorphoSys OverweightJP Morgan Chase & Co.
05.02.2024MorphoSys BuyUBS AG
30.01.2024MorphoSys OverweightJP Morgan Chase & Co.
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06.05.2024MorphoSys NeutralUBS AG
30.04.2024MorphoSys NeutralUBS AG
16.02.2024MorphoSys NeutralUBS AG
07.02.2024MorphoSys NeutralUBS AG
31.01.2024MorphoSys HoldDeutsche Bank AG
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10.08.2023MorphoSys SellGoldman Sachs Group Inc.
20.07.2023MorphoSys SellGoldman Sachs Group Inc.
22.06.2023MorphoSys SellGoldman Sachs Group Inc.
14.06.2023MorphoSys SellGoldman Sachs Group Inc.
30.05.2023MorphoSys UnderweightJP Morgan Chase & Co.

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